Auswertung
Nun stehe ich praktisch hier und habe Antworten durch meine Interviews erhalten.
Mit diesen Antworten möchte ich jetzt auf das Ende meiner Jahresarbeit zugehen und zeigen, was ich alles an Informationen zusammenstellen konnte: Mit einer Auswertung!
Die Auswertung wird dazu da sein, die Interviews zu nutzen, um bestimmte Fragen möglichst genau beantworten zu können, wobei es so sein wird, dass ich auf verschiedene Aspekte eingehen möchte, die meiner Meinung nach erforderlich sind, um einen Einblick auf beide Seiten bekommen zu können und sich selbstständig eine Meinung zu diesem Thema bilden zu können.
Ich werde die Aussagen, die auf die jeweiligen Fragen eingehen, zitieren.
Nach diesem Schema werden jetzt verschiedene Fragen abgearbeitet, wobei ich auch Raum für eigene Gedanken lassen möchte und die Aussagen so weit es geht, objektiv beantworten und auswerten werde.
(Nach der Auswertung kommt noch eine Auswertung, eine reine Statistik, die einen Überblick über die wichtigsten Fragen mit ihren Antworten enthalten wird. Dies wird objektiv nach dem Ja/Nein Schema gewertet.)
ERSTE FRAGE:
Welche Vorurteile gibt es von den Deutschen gegenüber fremder Kulturen und Religionen?
Welche Vorurteile gibt es von den Seiten der Migranten aus gegenüber den Deutschen?
Ich werde jetzt nach und nach Zitate von meinen Interviews einbringen, die passend auf diese Fragen eingehen, man also ein Vorurteil erkennen kann!
Ich werde keine Aussagen einwerfen, die dagegen sprechen, nicht, weil ich es einseitig haben möchte, sondern nur, weil ich auf die Vorurteile blicken möchte und nicht, was richtig oder falsch ist.
(Eine Erläuterung, was ich eigentlich unter „Beziehungen zwischen Migranten und Deutschen“ meine, finden Sie unter „Die Beziehungen zwischen Migranten und Deutschen – wie bitte?!“. Falls Sie die Erläuterung nicht gelesen haben, bitte nachholen!)
(ich) = S
Der Befragte = B
Alter = A
Geschlecht = M / W
Antworten von Deutschen:
1.)
S: Haben Sie Kontakte in ihrem Freundeskreis bzw. Umfeld, mit nichtdeutscher Herkunft?
B (A: 35, M): Ja sicher! Ich bin auch mit Leuten anderer Herkunft unterwegs, aber ich muss zugeben, dass man auch eigentlich nicht drumherum kommt, da die Ausländer sich praktisch überall in Deutschland befinden! Manchmal hat man auch das Gefühl, man wäre in einem anderen Land, um ehrlich zu sein, gibt mir das so ein mulmiges Gefühl…
2.)
S: Haben Sie Kontakte in ihrem Freundeskreis bzw. Umfeld, mit nichtdeutscher Herkunft?
B (A: 27, W): Nicht in meinen unmittelbaren Freundeskreis, aber in meinen Umfeld trete ich durchaus mit Migranten in Verbindung.
S: Und was für eine Meinung haben Sie darüber, dass sich in ihrem Umfeld Migranten befinden? Fühlen sie sich besser, schlechter, oder macht es gar keinen Unterschied?
B: Eher schlechter. Vor einiger Zeit gefiel mir zwar dieser Kulturenmix, aber mittlerweile … ich muss einfach ganz ehrlich sagen, dass ich die deutsche Kultur ein wenig vermisse. Wenn ich in Hamburg unterwegs bin, dann fällt mir auf, dass es kaum noch Deutsche mit einer richtig deutschen Kultur gibt, was ich schade finde.
3.)
S: Haben Sie Kontakte in ihrem Freundeskreis bzw. Umfeld, mit nichtdeutscher Herkunft?
B (A: 34, W): Nein, habe ich nicht. Ich möchte es aber eigentlich sehr gerne, nur fällt es mir schwer, mich zu überwinden und in eine Kultur zu integrieren, die nicht meine ist.
4.)
S: Haben Sie Kontakte in ihrem Freundeskreis bzw. Umfeld, mit nichtdeutscher Herkunft?
B (A: 39, M): Jo, ich komme schon seit Jahren wegen meinem Beruf immer wieder mit Menschen aus allen Ländern in Kontakt.
S: Und wie betrachten Sie das? Eher positiv, negativ oder neutral?
B: Also für mich ist jeder Mensch ein Mensch, aber trotzdem muss ich einfach sagen, dass ich irgendwo auch meine Zweifel habe, dass das auf Dauer so gut klappen könnte.
Sie wissen ja, dass man allein in Hamburg auf alle möglichen Landsmänner treffen kann und jeder praktisch seine Kultur in einer gewissen Art und Weise ausübt.
Dagegen habe ich nichts, jedem seine Freiheit, aber Menschen, Migranten, die ihre Kultur voll ausleben aber sich nicht in die deutsche Kultur integrieren und das tuen ja leider viele nicht, geben mir ein eher negatives Gefühl und nehmen mir die Hoffnung, dass Deutschland an diesem Multikulti-Ding heil rauskommt.
ZWISCHENFAZIT:
1.) Nachdem ich den Herrn weiter fragte, machte er einen Eindruck, als sei es ihm ein unangenehm, überall auf andere Kulturen usw. zu treffen.
Er bestätigte meinen Eindruck, sagte jedoch, dass es daran läge, dass die Migranten so sich nicht in die deutsche Kultur integrieren würden, wenn es soviele von ihnen gibt, er selbst allerdings nichts gegen andere Kulturen habe, es ihm nur unangenehm sei, dass er als Deutscher sich teilweise integrieren müsste, anstatt das es andersherum wäre.
2.) Sie erzählte mir, dass sie gerne mehr von Deutschland in Hamburg sehen würde, als von der ganzen Welt in Hamburg. Hamburg sei zwar eine Großstadt, aber trotzdem empfinde sie, als wäre die Kultur, mit der sie aufgewachsen ist, immer mehr am verschwinden bzw. sich am vermischen mit bspw. der türkischen Kultur.
Sie ist Hamburgerinn mit Leib und Seele und erzählte mir, dass sie nicht gegenüber allen Migranten gleiche Empfindungen habe, sondern sie durchaus „distanzierter gegenüber Völkergruppen aus dem Osten, die aus einem Islam geprägten Land“ kommen sei.
3.) Sie sagte, dass es eigentlich sehr an ihrer Persönlichkeit liege, sie ein schüchterner Mensch sei. Trotzdem wurde ich überrascht, als sie kurz auf diesen Satz meinte, dass die fremde Kultur auf sie zukommen sollte und nicht sie auf die fremde Kultur. Sie machte keinen naiven oder dummen Eindruck, meinte es aber ernst, dass sie sich gegenüber dem Islam nicht sehr wohl fühle.
ENDFAZIT:
Ich habe jetzt gerade mal vier Aussagen aufgeschrieben und trotzdem bin ich mir sicher, dass jeder von Ihnen gemerkt hat, dass sie sich im Grunde wirklich ähneln.
Klar, jeder formuliert seine Sorgen anders, aber im Grunde ist der Ursprung bei allen Vieren derselbe: Es ist die Angst! Und nicht der Hass.
Das ist eine Sache, die sich viele nicht klar machen.
Ich möchte gerne erwähnen, dass die Zitate gerade eben, allesamt von Telefoninterviews stammen, die ich gemacht habe und nicht persönlich mit/ohne Kamera gemacht wurden.
Dies hat einen enormen Vorteil: Die Menschen erkennen am Telefon nicht, welcher Nationalität du angehörst, wenn du keinen Akzent hast oder einen Namen erwähnst.
Akzent hab ich keinen und meinen Namen erwähnte ich nie, so dass die Menschen so frei wie möglich erzählten, was wirklich ihre Sorge war.
Ich überlasse es durchaus Ihnen sich zu entscheiden, ob die Zitate aus meinen Interviews, ob diese Aussagen tatsächlich von Vorurteilen geprägt waren oder nicht.
Übrigens bin ich selber der Auffassung, dass in jedem Vorurteil ein kleines bisschen Wahrheit steckt! Denn diese Menschen haben ihre Sorge nicht nur aus einer gewissen Masse, die eben diese Angst verbreitet (z.B. dem Fernsehen, einigen Zeitungen, „die Al-Qaida“, oder einfach von Bekannten im Umfeld, die einen dazu bringen, dem ganzen mißtrauisch gegenüber zu treten), sondern die Migrantegruppen ODER auch die Deutschen sind selber teils mitschuldig, wenn das Verhalten und Auftreten dazu führt, dass Außenstehende Angst, Mißtrauen und Zweifel oder gar Hass empfinden.
EINE KLEINE ZWISCHENSTATISTIK:
Menschen mit Vorurteil:
18 – 29 Jahre : 4
30 – 40 Jahre : 4
40 – 65 Jahre : 6
65 + Jahre: 5
Menschen ohne Vorurteil:
Viel mehr.
Wieviel mehr, werden sie am Ende unter der finalen Statistik sehen können.
Lassen Sie sich am besten selbst überraschen, wobei Sie sich bestimmt vorstellen können, wieviel mehr Menschen ohne Vorurteil es waren.
Ein kleiner Hinweis: Es ist durchaus der Fall, dass ältere Menschen durchaus mehr „Vorurteile“ hatten, aber ich möchte jetzt nicht den Eindruck im Raum lassen, dass alle die eine Gegenmeinung/Negativmeinung über dem Thema haben grundsätzlich Vorurteile haben.
Das entspricht nicht der Wahrheit, durchaus haben auch viele Menschen Argumente eingebracht und wussten ihren Standpunkt auch wirklich zu vertreten.
Trotzdem hat aus meiner Sicht jeder Mensch, der (wie die vier Aussagen von vorhin) recht oberflächlich auf das Thema zugeht, oder einfach eine solche oberflächliche Meinung hat und diese auch noch vertritt, grundsätzlich ein Vorurteil, welches seine Ursache meist in Unwissenheit oder Überheblichkeit findet.