Du bist nicht angemeldet.

1

16.11.2008, 17:47

Mainstream

Überall hört man es und überall liest man es,
Mainstream ist sozusagen eines der beliebtesten Unwörter. Wo man
hinsieht wird alles zu einer grauen Masse gemacht. Jedes neue Lied in
den Charts klingt wie jedes andere, Menschen laufen "uniformiert" durch
die Gegend und in den Bücherläden findet man nur das, was alle lesen.
Als ehemaliger Mitarbeiter eines Buchladens gehe ich etwas mehr ein auf
den Bereich der Bücher, damit man ein Beispiel hat, mit dem man
anfangen kann. Natürlich kann jedes andere passende Beispiel
hinzugefügt werden.
Wenn man in eine große Buchhandlung geht,
nehmen wir als Beispiel Thalia, so setzt sich das Verkaufsmaterial
großteilig aus diesen Dingen zusammen. Bestseller und Longseller,
verschiedenste Romane von bekannten Schriftstellern, Schundliteratur,
Kochbücher, Gesundheitsbücher, Kinderbücher und Reiseliteratur. Mangas
findet man manchmal versteckt in einer Ecke vor. Der Rest besteht aus
irgendwelchen Thematiken, die gerade beliebt sind. Die Verlage sind
immer die Gleichen, Kiwi, Rowohlt, Carlsen, alle großen Verleger also.
Was aber viele nicht wissen, es gibt noch viel mehr Verlage, die nicht
einmal zur Tür reinkommen bei Thalia, weil diese nur Bücher verkaufen
von Menschen, die mehr Wert aufs Schreiben als auf den Profit legen und
darum sind deren Bücher manchesmal nicht so ganz die leichte Kost. Man
sieht, auch der Buchhandel wird extrem "vermainstreamt". Jedenfalls
bezieht sich das auf große Buchhandlungen, nebenbei gehört Thalia zur
Parfümerie-Kette Douglas, was doch irgendwie schon viel aussagt. In
kleinen Buchhandlungen findet man noch eher Literatur aus den Händen
von kleineren Verlagen. Nur sind derartige Buchhandlungen sehr bedroht,
da es ständig durch Umsatzeinbußen kommt durch die großen Ketten.
Man
sollte als Kunde also langsam mal die Schriftsteller fordern, die nicht
den Massen angehören, denn sonst bleibt es bei diesem seichten
literarischen Geseiere, welches keinerlei Nahrung für den Kopf ist und
es gibt keine Weiterentwicklung im Bereich der Literatur.

Dies
soll das Beispiel sein für die Diskussion, ich hab es gewählt, weil ich
mich darin besser auskenne als im Bereich der Musik. Nun widmen wir uns
der Frage, warum man alles "vermainstreamt. Was soll daran toll sein,
wo liegt der Sinn darin, wenn alles gleichbleibend vor sich
dahindümpelt? Und noch viele andere Sachen, die man sich zu diesem
Thema stellen kann.


The Meteor

Xion

Rain

Beiträge: 440

Wohnort: Duel Academia

Beruf: Duelist

  • Private Nachricht senden

2

23.11.2010, 23:10

Menschen sind nunmal auf Gruppen ausgelegt.
Typisch für diese Gruppen ist, dass sie Angst davor haben, etwas nicht zu verstehen/kennen.
Je mehr Leute man in eine Schublade stecken kann, desto übersichtlicher wird es, und desto eher versteht man es.
Und wenn die Leute nicht von selbst blicken wollen, dass es ohne zuviel Vielfalt besser ist, dann zwingt man sie halt hintenrum, mithilfe vom Mainstream-Trick.
Einheitsbrei frisch aus der Dose. Essen. Weiterempfehlen.
So läuft's ab. Was dagegen tun könnte man - doch leider ist ja unsere nette Mainstreamgesellschaft damit zufrieden, dass alles gleich ist.
Vereinfacht alles ungemein.
"Was schenke ich meiner besten Freundin zum Geburtstag? Ach ja, genau, das Biss-Buch, dass neu rauskam."
Oder auch sehr beliebte Sache: "Wir müssen die Musik für die Unterstufenparty aussuchen." - "Oh ja, auf die CD müssen 'Tik Tok', 'Alejandro' und am besten noch 'Paparazzi'! Seid ihr einverstanden?" - "Ja, klar."
Wie man sieht, macht es alles einfacher.
Aber ich find's nicht richtig. Die Welt ist so grau, dass es einen von innen fast auffrisst. Wieso merken sie das nicht, frage ich mich?
Haben sie sich gegenseitig abgestumpft? Eine Frage, die sich mir stellt..

3

24.11.2010, 12:12

Dies soll das Beispiel sein für die Diskussion, ich hab es gewählt, weil ich mich darin besser auskenne als im Bereich der Musik. Nun widmen wir uns der Frage, warum man alles "vermainstreamt. Was soll daran toll sein, wo liegt der Sinn darin, wenn alles gleichbleibend vor sich dahindümpelt? Und noch viele andere Sachen, die man sich zu diesem Thema stellen kann.

Hm, ich persönlich bin nicht der Meinung, dass die Dinge gezielt "vermainstreamt" werden. Der Begriff Mainstream steht ja im Grunde lediglich für die Hauptströmung innerhalb eines bestimmten Bereichs, sei es jetzt Musik, Mode oder Literatur und dies entsteht m. M. n. daraus, dass viele Menschen diesbezüglich ähnliche Vorlieben hegen.
Nehmen wir das Beispiel der Musik: Hier findet man diejenigen Künstler in den Charts, die sich am besten verkaufen, die mit ihrer Musik den Geschmack vieler Leute treffen - nicht bloß eine Zusammenstellung von Künstlern, die von irgendwelchen führenden Leuten festgelegt wurde, damit alles gleich und damit 'einfacher' ist (um Xions Argument mal aufzugreifen). Wobei es da sicherlich auch Ausnahmen geben könnte, aber das wäre wohl ein anderes Thema. Der Großteil der Leute mag Lady GaGa und Co, daran ist nichts verwerflich, denn niemand hat den Menschen vorgeschrieben, sie zu mögen.
Ähnlich sieht es in den anderen Bereichen aus, Perior führte ja bereits ausführlich den der Literatur an. Viele Leute scheinen Romane wie die "Biss"-Reihe begeistert zu verschlingen, also ist es imo weder unverständlich noch schändlich, den Leuten Bücher aus dieser "Hauptströmung" verstärkt zugänglich zu machen. Inwieweit Profitgier nun eine Rolle spielt, ist dabei wohl wieder ein anderes Thema.
Leute, die sich beklagen, der Mainstream aus Musik oder Literatur würde ihnen nicht gefallen, der muss halt auch mal über den eigenen Tellerrand blicken. Es steckt bereits im Namen: "Hauptstrom" - das heißt, es gibt auch "Nebenströme", die für die Menschen womöglich nicht ganz so leicht zugänglich, aber dennoch vorhanden sind.
Das einzige Problem sehe ich in dem, was Perior bereits angedeutet hat. Wenn es zu dem Punkt kommt, dass Werke der Sekundärströmungen für Otto Normalverbraucher tatsächlich nicht mehr vertrieben werden - hier dürfte Profitgier der entscheidende Faktor sein - dann wäre das höchstens für einen extremen Anhänger des Utilitarismus erstrebenswert. Und dazu zähle ich nicht wirklich..

Xion

Rain

Beiträge: 440

Wohnort: Duel Academia

Beruf: Duelist

  • Private Nachricht senden

4

24.11.2010, 15:03

Zitat

Wobei es da sicherlich auch Ausnahmen geben könnte, aber das wäre wohl ein anderes Thema. Der Großteil der Leute mag Lady GaGa und Co, daran ist nichts verwerflich, denn niemand hat den Menschen vorgeschrieben, sie zu mögen.
Ähnlich sieht es in den anderen Bereichen aus, Perior führte ja bereits ausführlich den der Literatur an. Viele Leute scheinen Romane wie die "Biss"-Reihe begeistert zu verschlingen, also ist es imo weder unverständlich noch schändlich, den Leuten Bücher aus dieser "Hauptströmung" verstärkt zugänglich zu machen. Inwieweit Profitgier nun eine Rolle spielt, ist dabei wohl wieder ein anderes Thema.
Aber bedenke mal, dass nicht jeder die Mainstreammusik und die Mainstreambücher von Anfang an mochte.
Es gibt nunmal genug Leute, die nicht extra in die kleinen Läden latschen, um dort gezielt nach unbekannten Büchern wie "Lycidas", "Engelsnacht" und "Die steinere Pforte" zu suchen.
Genauso, wie es viele Leute gibt, die ihre Musik aus den Charts sich raussuchen, weil es bequemer ist, einfach mal den Fernseher anzumachen und zu sehen: "Ah, das Lied 'Alejandro' ist grade sehr beliebt, das höre ich einfach mal."
Würde man auch unbekanntere, verschiedenere Lieder spielen, und das Prinzip der Charts weglassen, wäre die Auswahl viel vielseitiger, und das wäre einfach gut, weil so jeder jedem etwas Anderes empfehlen könnte.
Dasselbe bei Büchern. Wenn man auch mal auf andere Bücher aufmerksam machen würde, würde mehr Vielfalt reinkommen. ~

Sawa

† Kage Princess †

  • »Sawa« ist weiblich

Beiträge: 577

Beruf: Knight of Ratatosk

  • Private Nachricht senden

5

12.02.2011, 16:38

Ich äusser mich dann auch mal.
Mainstream ist für uns wohl etwas vollkommen normales.
Es ist wie Xion schon sagt etwas, was das Leben in viele Hinsichte einfacher macht.
Trotzdem sollte man sich dem ganzen auch wiedersetzen können meiner Meinung nach.
Wenn man etwas überhaupt nicht möchte dann muss man sich auch nicht damit abfinden und sich iwie anpassen.
Aber insgesamt ist es halt oft einfacher sich anzupassen also tun es viele.

6

14.02.2011, 12:38

Hm, irgendwie ist jeder in einer Weise Mainstream.
Ich denke, viele verwechseln das mit "Mit dem Strom gehen".

Mainstream ist für das Verhalten nach einer bestimmten Gruppe bzw. Lebensart.
Oft schmunzel ich, wenn ich im Internet in verschiedenen Netzwerken lese "Don't copy my style".
Niemand kann erwarten dass jemand nicht ähnliche oder gleiche Charakterzüge hat wie man selber.

Ich zum Beispiel wäre Mainstream in folgenden Dingen:

  • Otaku-Gruppe
  • Zocker
  • Webmaster
  • Schüler
  • Mann
  • Hetero
  • Luftatmer
  • etc.

Wie man sieht, diese Liste könnte man unendlich weit fortführen, weshalb ich Mainstream als normal sehe.

Aber nun zum "Mainstream" im Sinne der Gleichsetzung mit anderen Menschen:
Man sieht es immer öfter, schon 11 jährige Jungen (gelegentlich auch Mädchen) mit übergroßen Hosen, Chefkoch-Cappys und XXXXL-Hemden, welche in den USA für übergewichtige Mc Donalds Stammkunden gestaltet wurden.
Ich will damit nichts gegen Hip-Hopper sagen, aber es ist nunmal so dass dieser Stil von vielen nur gewählt wurde um "cool" zu wirken und für mich ist das kein "indivudeller" Lebensstil mehr. Manche haben ihre Gründe um Hip-Hop Sachen zu tragen, das würde für mich nicht als "nach dem Strom gehen" sehen, Leute die allerdings keine Ahnung davon haben, sehe ich als so etwas an.

Jeder ist ein wenig Mainstream, der feine Unterschied ist nur, wie man damit umgeht und nach was man handelt.

7

14.02.2011, 21:27

Huh, um ehrlich zu sein weiß ich nicht, was ich schlimmer finden soll: komplett 'Mainstream' bzw. vereinheitlicht zu sein oder gerade so individuell sein zu wollen, dass man jeglichen Mainstream Kram ablehnt und sich dabei völlig querstellt oder allgemein wie eine aufgesetzte Persönlichkeit zu wirken. Weder das eine noch das andere Extrem wird bei überhaupt jemanden der Fall sein, aber ich finde es unsinnig sich ständig Gedanken darüber zu machen, ob eine bestimmte Vorliebe oder Charaktereigenschaft von jemanden (oder einem selbst) als 'Mainstream' oder 'einzigartig' einzuordnen ist.
Wenn sich jemand ernsthaft für Bücher interessiert bzw. gern liest, dann wird sich derjenige schon irgendwann von selbst intensiver damit beschäftigen und sich auch abseits der Bestseller Lesestoff suchen. Dasselbe gilt für Musik, Mode, Games, sonstige Hobbies und etc. etc. etc. Ansonsten siehe Axel und Ranjo. Es ist ja in Ordnung, wenn man beispielsweise Lady Gaga begründet mag oder nicht mag, aber sie oder ihre Fans als 'doof/albern/bescheuert/uncool/whatever' abzutun, nur weil sie ach so 'Mainstream' ist, finde ich persönlich... eher nicht so toll. :>

Lunos

- classic -

  • »Lunos« ist männlich

Beiträge: 1 502

Wohnort: Leipzig

Beruf: Quantitativer Analyst

  • Private Nachricht senden

8

15.02.2011, 18:22

Ich kann Axel eigentlich größtenteils nur beipflichten. Mainstream bezeichnet ja gerade das, was auf den größten Teil der Bevölkerung zutrifft - ob es nun um Musik, Literatur, Mode, Freizeitbeschäftigungen oder sonstwas geht. Und da wir in einem marktwirtschaftlichen System leben, ist es nur die logische Folge, dass sich Medien, Geschäfte und andere Angebote größtenteils auf eben diese Hauptströmung konzentrieren. So funktioniert unser System eben, und auch nur so. Die Menschen können schließlich nicht nur von Luft und Liebe leben, weshalb sich die Geschäfte natürlich auf wirtschaftlich rentable Gebiete beschränken müssen.

Eine größere kulturelle Vielfalt ist demnach einfach nicht umsetzbar, auch wenn es vielleicht wünschenswert wäre. Es ist einfach nicht möglich, in jeder nächsten Stadt eine gigantische Einkaufsmeile mit allen möglichen Stilrichtungen für alle Kategorien hinzustampfen. Aber falls einer von unseren kulturellen Utopisten irgendwann mal Multimilliardär sein sollte, kann er so ein Projekt ja gerne mal in Angriff nehmen. xp

Ich aber auch denke, dass es gerade im Zeitalter der Globalisierung nun weiß Gott nicht soo~ schwer, sich auch mal mit anderen Strömungen auseinanderzusetzen. Das Internet bietet viele Möglichkeiten, zum Beispiel auch mal in andere Musikrichtungen reinzuhören. Bestes Beispiel sind unsere Japanfans im Forum, die wohl kaum auf den japanischen Stil gekommen wären, würde es das Internet nicht geben.

Zitat von »Axel«

Hm, ich persönlich bin nicht der Meinung, dass die Dinge gezielt "vermainstreamt" werden.

Wobei ich hier nicht ganz zustimmen würde. Denn ich denke schon, dass Medien und das soziale Umfeld Einfluss auf einzelne Menschen nehmen. Infolge von Gruppenzwang und Verlockungen orientieren sich sicherlich viele an den Dingen, die gerade "in" sind. Besonders in den Medien wird ja oftmals der "coole" Lebenstil hervorgehoben, womit natürlich auch gewisse Güter verbunden sind, die man sich dann natürlich kaufen soll. Und das wird imo schon bewusst gemacht.

Darüber hinaus ist es - wie einige schon angesprochen haben - einfach praktischer, sich ein wenig anzupassen. Man kann einfacher soziale Kontakte knüpfen oder sie eben ausbauen, wenn man Gemeinsamkeiten hat, über die man sich austauschen kann. Und natürlich ist das Angebot an "Mainstreamgütern" natürlich auch höher, weshalb man leichter oder vielmehr bequemer an solche Dinge herankommt.
Some things just aren't meant to change.