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1

18.02.2009, 17:48

Das Sterben und der Tod

Suizid, Sterbehilfe, Wunschtodesarten, alles läuft auf eine Sache hinaus, den Tod. Noch immer eher ein Tabuthema, auch wenn es medial gerne als Schockelement verwendet wird um bestimmte Emotionen hervorzurufen, man spendet anscheinend eher, wenn man die Massen an Leichenbergen sieht bei einer Naturkatastrophe, um mal ein Beispiel zu nennen.

Doch wie sieht der Tod aus, wie stellt ihr euch ihn vor, wie wird das Nachleben aussehen? Dies sind persönliche Fragestellungen, die hier genauso zu Wort kommen dürfen wie eher allgemeinere Fragen. Ab wann beginnt der Tod? Wann ist ein Mensch tot? Wie geht man mit dem Tod am besten um? Viele Fragen, viele verschiedene Antworten, ein riesiger Themenkomplex, der schon von den Wunschtodesarten, dem Suizid und der Sterbehilfe befreit ist, aber der trotzdem noch immer eine Menge Gesprächsstoff bietet.

Als kleinen Anreiz für die Fragestellung "Ab wann ist man tot?" hier ein kleines Beispiel:
Wir haben drei Patienten.
Rudi M. liegt auf der Intensivstation, wird künstlich beatmet und ernährt, sein Herz schlägt, jedoch zeigt das EEG seines Gehirns eine Nulllinie, das Gehirn tut also gar nichts mehr.
Gitte S. wird ebenfalls beatmet, ihr Gehirn ist irreversibel beschädigt, sie wird nie mehr selbstständig essen und atmen können, aber das EEG zeigt noch eine schwache Gehirntätigkeit an.
Anton C. liegt seit fünf Jahren mit einem schweren Hirnschaden im Pflegeheim, atmet ohne Maschinen, wird aber künstlich ernährt und er wird wohl nie wieder aufwachen, geschweige denn auf das Geschehen um sich herum reagieren können, doch auch sein EEG zeigt noch eine minimale Hirnaktivität.
Wer also ist tot und wer ist noch nicht tot?

Ein kleines Beispiel zur Anregung, es führt auch dazu, dass man über die Begriffe Tod und Sterben nochmal genauer diskutieren muss, vorallem über deren Definitionen. Es gibt also genug Stoff über den sich diskutieren lässt, nicht nur über persönliche Vorstellungen was Sterben und Nachleben betrifft, sondern auch allgemein was mit dem Tod zusammenhängt.


The Meteor

2

18.02.2009, 18:21

Sowie ich nicht an Gott glaube, glaub ich auch nicht an ein Leben nach dem Tod. Natürlich ist diese Vorstellung in Gedanken viel angenehmer, da man dadurch keine oder ehergesagt weniger Angst vor dem Sterben haben muss, jedoch schreckt diese Tatsache mich trotzdem nicht davon ab, diesen Gedanken abzulehnen und daran festzuhalten, dass der Tod das endgültige Ende des Lebens eines Menschen ist. Wie so viele gibt es außerdem ja die Vorstellung der Wiedergeburt, zu der ich aber genauso sagen muss, dass ich nicht davon überzeugt bin und mir das nie wirklich vorstellen könnte, als ein anderer Mensch - also in einem anderen Körper - wiedergeboren zu werden, ohne dass ich es bemerke. Allgemein halt ich da eher an der "Realität", wenn man dies in dem Zusammenhang überhaupt so nennen kann, fest..

Ich finde, der Tod beginnt nicht erst, wenn man seinen letzten Atemzug getan hat, wenn der Stecker gezogen wird oder wenn das Gehirn vollkommen aussetzt, wohl eher ist der Tod ein langer Vorgang, der sich auch über Wochen und Monate, wenn nicht sogar Jahre erstrecken kann. Wie ich darauf komme? Erstens wird der menschliche Körper z.B. im Falle von einer langen Krankheit (oder auch im Laufe des Alters) sehr langsam und nach und nach zerstört, weswegen ich apruptes Sterben nur im Zusammenhang mit einem Unfall oder Mord sehen kann. Zweitens gibt es außer dem physischen Tod ja natürlich noch Arten des physischen Tods, z.B. den sog. "sozialen" Tod. Hierbei werden alleinstehende Menschen (vor allem Rentner oder Pflegefälle) von ihren Familien und/oder Freunden alleine gelassen, wodurch die Seele des Betreffenden immens leidet. Der soziale Tod ist meist die erste Stufe des physischen Tods.. Muss ein Mensch dies im Zusammenhang mit einer schweren Krankheit erleiden, trifft ihn das natürlich doppelt und belastet nur noch mehr.

FaxteR™

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3

18.02.2009, 19:52

Ich habe schon oft über den Tod nachgedacht. Allerdings bin ich nie zu einem Ergebnis gekommen. In diesem Thema herrscht ein innerlicher Streit, der sich während meine Pubertät gerade so langsam in einen Krieg verwandelt.
Ich denke einerseits, dass nach dem Tod das Paradis ist, auch wenn ich eher weniger an Gott glaube. Aber warum sollte es ohne Gott nicht auch ein Paradis geben?
Andererseits gibt es so viele Nah-Tod-Berichte, die alle beschreiben, wie sie in ein wunderbares und wunderschönes Licht gesogen wurden. Wie ein Tunnel.
An dieser Stelle teilt sich mein Gedankengang: Der eine sagt, am Ende dieses Tunnel befindet sich etwas; was, das ist egal, hauptsache etwas. Der andere Gedankenstrom meint, der Tunnel sei unendlich lang, was ein unendliches "schönes Gefühl" hervorruft.
Letzteres macht mich irgendwie depressiv.
Ein weiter Gedankenstrom ist der Meinung, nach dem Tod ist nichts. Einfach nichts. Mittlerweile neige ich zu dieser Ansicht.

Was bin ich vor meiner Zeugung, danach, und nach meinem Tod?

Nichts - Welt, umgeben von Gott - Nichts

Nichts.

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Xion

Rain

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4

24.11.2010, 14:20

Zitat

Rudi M. liegt auf der Intensivstation, wird künstlich beatmet und
ernährt, sein Herz schlägt, jedoch zeigt das EEG seines Gehirns eine
Nulllinie, das Gehirn tut also gar nichts mehr.
Tot, weil sein Gehirn nichts tut, womit die Grundvorraussetzung für die Menschlichkeit genommen wurde.

Zitat

Gitte S. wird ebenfalls beatmet, ihr Gehirn ist irreversibel beschädigt,
sie wird nie mehr selbstständig essen und atmen können, aber das EEG
zeigt noch eine schwache Gehirntätigkeit an.
Streitbar, man könnte mit etwas Fantasie "Sterbend" sagen, aber ich würde mal auf tot tippen, weil das Gehirn zu wenig arbeitet.

Zitat

Anton C. liegt seit fünf Jahren mit einem schweren Hirnschaden im
Pflegeheim, atmet ohne Maschinen, wird aber künstlich ernährt und er
wird wohl nie wieder aufwachen, geschweige denn auf das Geschehen um
sich herum reagieren können, doch auch sein EEG zeigt noch eine minimale
Hirnaktivität.
Tot, weil nie wieder aktives Bewusstsein.
___________________________________________________________________________________________________
So, dann kommt mal hier der Rest meiner unqualizifierten Meinung hin, ach, hoffentlich ist diese Pubertät bald vorbei.


Das Sterben ist so eine Sache für sich, die sich Jahre, nein, sogar Jahrzehnte ziehen kann.
Meistens stirbt man zuerst psychisch, existiert nur noch vor sich hin, fühlt nichts mehr. Und dann wird einem egal, dass man existiert (und zuvor gelebt hat). Spätestens dann kann man jemanden als psychisch tot bekennen, und danach folgt irgendwann auch der physische Tod.

Nya, ein Leben nach dem Tod scheint es nicht zu geben, sogar sicher nicht.
Das Nichts. Mehr nicht.
Denn die Erinnerungen machen den Menschen aus. Durch den Tod gehen auch die Erinnerungen verloren, also verschwindet das, was den Menschen als Person ausmacht.
Deshalb kann nach dem Tod nichts mehr kommen..

5

24.11.2010, 14:31

Der Tod, ja, viele fürchten sich vor ihm, andere hingegen erzwingen ihn förmlich.
Das mit dem Sterben ist so eine Sache, es geht auf die natürliche Weise, Krankheit, Altersschwäche und auf die erzwungene Weise, Züge, Hochhäuser, etc.
Es gibt einige Personen, die einfach sterben wollen, aus Gründen wie Pubertät, Finanzielle Probleme und so weiter.
Die anderen fürchten sich vor ihm und wollen ihm von der Schippe springen, aber jeder muss irgendwann einmal sterben.

Manche erleiden einen Hirntot und vegitieren nurnoch vor sich hin, meiner Meinung sollte man sie von allen technischen Geräten trennen.
Andere hingegen verlieren wichtige Körperteile und wollen einfach nichtmehr sein, das kann man zwar verstehen, aber es ist dennoch kein Grund sich einfach umzubringen.
Das Leben ist mehr oder weniger kostbar und man sollte es nicht einfach wegwerfen.

6

24.11.2010, 15:47

Ich hoffe, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, aber dann auch nur das Paradies. Ich fürchte mich vor der Vorstellung, in die Hölle zu kommen. ^^Deshalb will ich nicht an ein Leben nach dem Tod denken. Also ich stelle mir vor, dass sobald jemand stirbt, einfach "verschwindet", so in dem Sinne, dass man einfach aufhört zu existieren.
Ich will auch nicht tot sein, bzw. ich will nicht sterben.

Rudi M. liegt auf der Intensivstation, wird künstlich beatmet und ernährt, sein Herz schlägt, jedoch zeigt das EEG seines Gehirns eine Nulllinie, das Gehirn tut also gar nichts mehr.

Wird das nicht auch noch als Hirntod bezeichnet? Medizinisch ist dieser Patient schon tot. Eigentlich ist er ja auch tot, keine Hirnfunktionen, künstliche Beatmung sowie Ernährung..

Gitte S. wird ebenfalls beatmet, ihr Gehirn ist irreversibel beschädigt, sie wird nie mehr selbstständig essen und atmen können, aber das EEG zeigt noch eine schwache Gehirntätigkeit an.

So gesehen ist sie für mich eigentlich schon halbtot. Aber, das bedeutet nicht, dass man sie deshalb sterben lassen soll.

Anton C. liegt seit fünf Jahren mit einem schweren Hirnschaden im Pflegeheim, atmet ohne Maschinen, wird aber künstlich ernährt und er wird wohl nie wieder aufwachen, geschweige denn auf das Geschehen um sich herum reagieren können, doch auch sein EEG zeigt noch eine minimale Hirnaktivität.

Der ewige Schlaf~
Er ist nicht tot, er liegt "nur" im Koma. Auch wenn es keine Chance auf ein Erwachen gibt..

Denn die Erinnerungen machen den Menschen aus. Durch den Tod gehen auch die Erinnerungen verloren, also verschwindet das, was den Menschen als Person ausmacht.

Das klingt für mich zu sehr nach Kingdom Hearts.

Die Fähigkeit Selbstständig zu denken und zu handeln, die Fähigkeit Dinge bewusst wahr zu nehmen und zu verarbeiten, all das was uns von den Tieren unterscheidet... das sind für mich die Eigenschaften eines Menschen. Schon klar, die Erinnerungen prägen unsern Geist, aber sie machen sicherlich nicht den Menschen aus. Und der Tod ist nicht der Grund, dass unsere Erinnerungen verloren gehen, es gibt auch Leute, die unter einer schweren Krankheit leiden, Amnesie, Gedächtnisschwund, etc.. Erinnerungen machen auch keineswegs den Menschen als Person aus.

Zitat von »Wikipedia: Person«

[...] Person im philosophischen Sinn wird von manchen als das Wesen des Menschseins vor dem Hintergrund des abendländischen Denkhorizonts gesehen: Dem Menschen als Person wird eine gewisse Freiheit der Entscheidung und Verantwortlichkeit für sein Handeln zugeschrieben. Mit dieser Zuschreibung sind gewisse Rechte (Menschenrechte) und Pflichten verbunden. Andere philosophische Strömungen sehen den Personenbegriff nicht beschränkt auf Menschen. [...]

Xion

Rain

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7

24.11.2010, 16:21

Zitat

Das klingt für mich zu sehr nach Kingdom Hearts.



Die Fähigkeit Selbstständig zu denken und zu handeln, die Fähigkeit Dinge bewusst wahr zu nehmen und zu verarbeiten, all das was uns von den Tieren unterscheidet... das sind für mich die Eigenschaften eines Menschen. Schon klar, die Erinnerungen prägen unsern Geist, aber sie machen sicherlich nicht den Menschen aus. Und der Tod ist nicht der Grund, dass unsere Erinnerungen verloren gehen, es gibt auch Leute, die unter einer schweren Krankheit leiden, Amnesie, Gedächtnisschwund, etc.. Erinnerungen machen auch keineswegs den Menschen als Person aus.

In KH stirbt keiner.

Naja, ich bin jemand völlig anderes, ohne meine Erinnerungen.
Ohne Erinnerungen bist du ein Random-Organismus, ohne Persönlichkeit. Erst die Ereignisse, die dir wiederfahren, machen dich zu dem, was du bist.
Um ein existierendes Beispiel zu nehmen; wäre ich zu Grundschulzeiten nicht so sehr verstoßen und gemobbt von meiner Klasse worden, wäre ich nicht so sehr an diesen Ereignissen gereift und würde dies nun nicht schreiben.
Angenommen, ich würde meine Erinnerung unwiderruflich verlieren, dann würde dabei meine Persönlichkeit draufgehen. Sterben.
Ich wäre nicht mehr ich.
Und Erinnerungen sind nunmal an den Körper gebunden.
Das heißt, nichts da, als man selbst ins Paradis kommen, ist nicht, nein, denn mit dem Tod geht die Persönlichkeit flöten.

8

24.11.2010, 16:49

Deine Persönlichkeit würde unter dem Verlust deiner Erinnerungen leiden, aber du stirbt nicht dadurch. Ausserdem ist das mit den Erinnerungen und der Persönlichkeit des Menschen so eine Sache.. Die Persönlichkeit und das Individuum machen den Menschen als Person nicht aus. Deine Persönlichkeit wird geprägt von den Erfahrungen die du im Laufe deines Lebens gemacht hast. Jedoch befindet sich diese im ewigen Wandel. Es gibt keine "feste" Persönlichkeit.

Und mit dem Tod geht nicht nur die Persönlichkeit flöten, sonder der Körper stirbt, um mit deinem Körper das Gehirn, und damit auch die Erinnerungen. Es bleibt nichts von dir übrig.

Xion

Rain

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9

24.11.2010, 17:01

Deine Persönlichkeit würde unter dem Verlust deiner Erinnerungen leiden, aber du stirbt nicht dadurch. Ausserdem ist das mit den Erinnerungen und der Persönlichkeit des Menschen so eine Sache.. Die Persönlichkeit und das Individuum machen den Menschen als Person nicht aus. Deine Persönlichkeit wird geprägt von den Erfahrungen die du im Laufe deines Lebens gemacht hast. Jedoch befindet sich diese im ewigen Wandel. Es gibt keine "feste" Persönlichkeit.

Natürlich ist die Persönlichkeit nicht fest, aber die vergangenen Ereignisse beeinflussen die zukünftigen.
Z.B.: Ich wurde in der zweiten Klasse gemobbt, heißt, dass ich in der dritten Klasse misstrauisch bin, was dazu führt, dass noch weniger Leute was mit mir zu tun haben wollen.
Angenommen, ich verliere meine Erinnerung, dann wäre ich nicht mehr "Xion". Dann wäre ich einfach ein Mensch, nicht mehr dieselbe.
Das wäre der Tod einer Persönlichkeit.
Der zugehörige Körper würde zwar neue Erfahrungen machen und eine neue Persönlichkeit entwickeln, aber das, was zuvor war, wäre tot.

Zitat von »Eilan«

Und mit dem Tod geht nicht nur die Persönlichkeit flöten, sonder der Körper stirbt, um mit deinem Körper das Gehirn, und damit auch die Erinnerungen. Es bleibt nichts von dir übrig.

Und deswegen kann man auch in kein Paradis, ist das so schwer verständlich? oo

10

24.11.2010, 17:13

Natürlich ist die Persönlichkeit nicht fest, aber die vergangenen Ereignisse beeinflussen die zukünftigen.
Z.B.: Ich wurde in der zweiten Klasse gemobbt, heißt, dass ich in der dritten Klasse misstrauisch bin, was dazu führt, dass noch weniger Leute was mit mir zu tun haben wollen.
Angenommen, ich verliere meine Erinnerung, dann wäre ich nicht mehr "Xion". Dann wäre ich einfach ein Mensch, nicht mehr dieselbe.
Das wäre der Tod einer Persönlichkeit.
Der zugehörige Körper würde zwar neue Erfahrungen machen und eine neue Persönlichkeit entwickeln, aber das, was zuvor war, wäre tot.


Die Persönlichkeit stirbt nicht, die Persönlichkeit baut sich auf den Erinnerungen und Erfahrungen auf, die man gemacht hat. Ohne Erinnerungen wärest du ein "erfahrungsloser" Mensch, jemand der diese Dinge eben noch nicht weiß, um es einfach auszudrücken. Die Persönlichkeit spiegelt all deine Erfahrungen wieder. Es gibt keinen Tod der Persönlichkeit, in dem Sinne.

Und deswegen kann man auch in kein Paradis, ist das so schwer verständlich? oo

Mhm, ich konnte deinen Satz nicht verstehen..

Das heißt, nichts da, als man selbst ins Paradis kommen, ist nicht, nein, denn mit dem Tod geht die Persönlichkeit flöten.