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1

18.06.2009, 22:32

Was bedeutet für mich Leben und was existieren?

Durch Zufall bin ich über diese Frage gestolpert und irgendwie finde ich sie sehr interessant, weshalb ich sie hier mal zur Diskussion stellen will. Was bedeutet leben, was bedeutet existieren, sind leben und existieren das Gleiche, kann man existieren, aber zugleich nicht leben? Welchen Wert hat Existenz und welchen Wert das Leben? Und existiere ich nicht nur, sondern lebe ich auch? Darüber sollten wir doch mal diskutieren, aber keine Suizidgedanken hier, es geht hier nicht darum irgendjemandem den letzten Stoß zu geben, damit er seine Existenz oder sein Leben beendet.


The Meteor

2

24.04.2010, 11:20

Lange hab ich jetzt über diese Frage nachgedacht...
Leben und Existieren gehören für mich zusammen. Wenn man lebt, existiert man gleichzeitig auch. Dennoch kann man in meinen Augen auch sehr wohl existieren ohne wirklich zu leben. Leben ohne dagegen zu existieren ist in meinen Augen nicht wirklich möglich. Daher ist beides in meinen Augen sehr wichtig.
Ich finde, die Selbstbestimmtung, die jeder Mensch hat, den Wunsch, die eigenen Träume zu verwirklichen, selbst über sich entscheiden zu können... all das und alles, was man noch in diese Reihe zählen kann, gehören zum Leben dazu. Haben wir dies nicht mehr, sind wir am Leben, aber wir existieren nur.
Beispiele für den Grund solcher Existenzen sind für mich Unterdrückungen, Entmündigungen (bei gesunden Menschen) und alles, was daraus resultiert wie Sklaverei u.ä. Unterdrückte Menschen wird gesagt, was sie zu tun und zu lassen haben, sie dürfen nichts mehr allein... übertriebenermaßen nicht einmal mehr denken. Soetwas kann man in meinen Augen einfach nicht mehr leben nennen...


Man soll das Schicksal nicht mit Vorschlägen verärgern. Es legt zuviel Wert auf seine eigenen Einfälle.

Xion

Rain

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3

24.04.2010, 13:45

Die Frage habe ich mir schon oft gestellt.
Wer nur vor sich hin existiert, keinen Grund mehr hat, jeden Tag aufs neue etwas tut, grade zu als wäre er ferngesteuert; solche Personen existieren, aber leben nicht. (Allerdings gilt das auch für Leute die keinen eigenen Willen haben, denn der Wille ist zugleich das Fundament für das Leben.)
Wer einen Sinn sucht/gefunden hat, lebt.
Wer keinen Sinn hat und sich auch nicht die Mühe macht, nach ihm zu suchen, lebt nicht, sondern existiert nur.
Wer das Existieren mit dem Leben verwechselt, ist bemitleidenwert, finde ich.
Was das Leben und die Existenz haben, ist Ansichtssache.
Ich zum Beispiel finde, dass man beiden keinen Wert zuweisen kann, denn auf Existenz und Leben baut alles auf.

4

24.04.2010, 14:04

Zitat von »Xion«

(Allerdings gilt das auch für Leute die keinen eigenen Willen haben, denn der Wille ist zugleich das Fundament für das Leben.)

Aber jeder Mensch hat einen eigenen Willen... dieser kann nur von anderen unterdrückt werden und so wissen die Menschen teilweise nicht mehr, ihn einzusetzen, aber jeder kommt damit zur Welt. ^^
Nur so lange man ihn nicht einsetzt, ist es eben nur eine Existenz... aber das kann man ja (wieder) lernen.

Zitat von »Xion«

Wer einen Sinn sucht/gefunden hat, lebt.

Der Sinn des Lebens... das erinnert mich an einen Spruch, den ein Mitpatient in der Tagesklinik mal sagte: "Der Sinn des Lebens, ist das Leben selbst"

Zitat von »Xion«

Was das Leben und die Existenz haben, ist Ansichtssache.
Ich zum Beispiel finde, dass man beiden keinen Wert zuweisen kann, denn auf Existenz und Leben baut alles auf.

Wie meinst du das? Verstehe besonders den ersten Satz nicht so.
Aber gerade weil auf Existenz und Leben alles aufbaut, sind sie doch eines der wichtigsten "Dinge". Ohne sie würde es uns alle nicht geben.


Man soll das Schicksal nicht mit Vorschlägen verärgern. Es legt zuviel Wert auf seine eigenen Einfälle.

Xion

Rain

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5

24.04.2010, 14:13

Ich bin der Meinung, dass es möglich ist, keinen eigenen Willen zu haben.
Denn ein Wille ist leicht zu brechen. Ist der Wille einmal gebrochen, hat man ihn für eine Zeit nicht, bzw. man kann ihn in sich nicht finden.

Was ist eine Tagesklinik? o.o


"Was das Leben und die Existenz haben, ist Ansichtssache."
Was sie an sich haben, welchen Wert. (Tut mir leid, ich rede in letzter Zeit nur in Halbsätzen.)

Trotzdem sind sie etwas ganz Natürliches und müssen ja selbst erst einmal "Existieren".
Deshalb finde ich, dass es dafür keinen Wert geben darf.

6

24.04.2010, 18:43

@Xion:
Wenn man jeden Tag lediglich nur ‘vor sich hin lebt’ und sich keine Gedanken über die Zukunft macht, nicht nach dem Sinn des Lebens sucht und ihn daher vermutlich auch noch nicht gefunden hat, dann existiert man nur und lebt nicht?
Und ist es tatsächlich möglich, keinen Willen zu haben (und folgendermaßen nicht zu leben)?
Meiner Meinung nach gibt es solche ’leblosen’ und/oder ‘willenlosen’ Menschen nicht. Solche, wie du sie beschreibst, mögen imho oberflächlich betrachtet auf Andere so wirken, aber irgendwo hat jeder Wünsche, Träume, Vorstellungen, Ideen etc. etc., auch wenn man es nicht unbedingt in jeder Situation zeigt oder auslebt. Manchmal ist es einem nur nicht klar oder man wird erst durch bestimmte Einflüsse/Ereignisse im Leben darauf gebracht oder daran erinnert.

Meinen Ansichten nach, ist man entweder zufrieden oder unzufrieden. Zufriedenheit bedeutet für mich, dass derjenige nichts an seiner (derzeitigen) Situation ändern und diesen Weg nach Möglichkeit so weitergehen möchte (und möglicherweise seinen ‘Sinn des Lebens‘ gefunden hat, wenn man es so nennen will; was das genau ist, muss jeder für sich selbst ausmachen; man sollte aber imho seine Vorstellung darüber, was der ‘Sinn des Lebens’ allgemein ist, nicht auf andere Leute beziehen und behaupten ‘sie leben nicht‘ wenn sie so etwas wie einen 'Sinn des Lebens' augenscheinlich nicht haben oder sich nicht darüber bewusst sind). Wenn jemand dagegen unzufrieden ist, kann man eigentlich daraus schließen, dass er sich etwas Anderes erhofft hatte und wenn man hofft, hat man imho auch einen Willen. Was der Betroffene darauf unternimmt, ist ihm überlassen. Für mich gehören jedenfalls auch negative Gedanken, Zustände, Erlebnisse etc. etc. zum Leben dazu. Leben besteht aus Veränderung. Kann man ständig im Wechsel leben oder nicht leben?

Möglicherweise habe ich dich aber in puncto Willenlosigkeit auch nur falsch verstanden. Man sollte es aber imho nicht mit Hoffnungslosigkeit, Unterdrückung oder sonst was gleichsetzen.

---

Existieren als Begriff ist für mich mit allen möglichen körperlichen Dingen verbunden (physisch ‘da sein’, Aktionen/Tätigkeiten durchführen/ausführen können etc. etc.), Leben dagegen mit allem, was den Geist oder die Seele betrifft (Träume, Hoffnungen, Vorstellungen, Glücklichkeit, Trauer; oder allgemein Gefühle etc.) Ich glaube btw nicht an ein Leben und nach dem Tod (das Bewusstsein und/oder ‘die Seele‘ sterben meines Glaubens nach mit dem Körper, Hirn etc. mit). Die Existenz ermöglicht es zu leben. Für mich gehören leben und existieren im Normalfall (!) (und in Bezug auf den Menschen zumindest) zusammen.
Die Existenz ist meiner Meinung nicht weniger Wert als das Leben und umgekehrt, da beide voneinander abhängig sind.

(Oh man, das ist so unausgepfeilt und ggf. auch völlig schwachsinnig, sorry. : / Normalerweise mache ich mir über so etwas nicht allzu viele Gedanken. )

Lunos

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7

24.04.2010, 20:21

Es ist ziemlich gefährlich, sich bei der Betrachtung eines Menschen die Frage zu stellen, ob er wirklich lebt oder nur existiert. Wenn man von einer bloßen Existenz spricht, dann nimmt man dem "Ding", was existiert, seinen (moralischen) Wert. Ein Stein existiert auch nur und es ist uns und dem Stein so ziemlich egal, ob wir auf ihn treten oder in zwei Teile brechen. Man muss hier also keine Bedenken haben. Anders sieht es jedoch bei jeder Art von Lebewesen auf. Manche respektieren den Wert eines jeden Lebewesen, manche nur den der höheren Tiere und manche nur den Wert der Menschen... Es lässt sich auf jeden Fall eine Tendenz erkennen: Je weiter weg wir von der Beschreibung einer bloßen Existenz gehen und je lebendiger uns ein Geschöpf erscheint, desto eher achten wir seinen moralischen Wert. Darf man also wirklich in Bezug auf einen Menschen davon sprechen, dass er nur existiert?

Trotzdem kann in diesem Thread anscheinend zwischen "lebenden" und "existierenden" Menschen unterschieden werden. Und zwar spricht man von lebenden Menschen, wenn dieser nach subjektiven Maßstäben ein erfülltes Leben führt. Was zu einem erfüllten Leben gehört, ist von Person zu Person unterschiedlich, wie man in diesem Thread durchaus erkennen kann. Letztlich wird hier von einem lebenswerten Leben gesprochen; ist ein Leben nicht lebenswert, kann man genauso gut von einer Existenz sprechen. Und genau deshalb kann man beidem auch einen unterschiedlichen Wert zuschreiben. Denn wer will schon bloß existieren? Es ist doch gerade ein "wirkliches" Leben, nach dem wir streben, weshalb es von höherem Wert ist. Wir selbst können jedoch nicht sagen, ob dieses oder jenes Leben, was vielleicht ein Bekannter führt, lebenswert ist oder nicht. Vielleicht wäre es das für uns nicht, für ihn aber schon.

Egal, wie "lebendig" ein menschliches Leben ist und wie wertvoll oder wertlos es uns erscheint, seinen moralischen Wert verliert es nicht. Man darf sich von einem Wort wie "Existenz" zu sowas verleiten lassen, denn es meint bei diesem Thema etwas anderes.
Some things just aren't meant to change.

8

24.04.2010, 20:51

Imo muss man eindeutig zwischen diesen beiden Begriffen unterscheiden. Existenz bedeutet für mich, dass etwas da ist. Sei es nun ein Stein, ein Stirnlappenbasilisk, ein Mensch oder Perior: existieren tun sie alle. Aber leben? Der Stein? Vermutlich nicht..

Jeder Mensch existiert also. Aber - ich schließe mich hier den Vorpostern an - meiner Meinung nach bedeutet das nicht, dass ein Mensch automatisch lebt.
Zuerst einmal hat dieses Verb „leben“ für mich zwei Bedeutungen. Die erste ist absolut elementar, nämlich „leben“ als Gegenteil von „tot sein“ oder meinetwegen noch einfacher „nicht leben“. Ein Stein ist tot (klingt irgendwie komisch, daher die zweite Variante: Ein Stein lebt nicht), der Basilisk und Perior sind es nicht.
Nun zur zweiten Bedeutung von „leben“, angewandt auf das menschliche Leben konkret, um die es hier offenbar hauptsächlich geht. „Leben“ würde ich in diesem Fall schlicht und einfach dadurch definieren, dass man in seinem Leben glücklich ist, bzw. genauer, glückliche Momente zu empfindet. Nicht mehr, nicht weniger. Ein Mensch, der im Grunde nichts tut, von mir aus sein ganzes Leben im Bett verbringt, aber damit zufrieden ist – dann lebt dieser Mensch meiner Meinung nach.
Auf der anderen Seite ein Mensch, der tagaus tagein ein normales Leben führt mit Arbeit, Kontakt zu Mitmenschen etc. – für mich würde dieser Mensch in dieser Hinsicht nicht leben, sofern er keine Freude in seinem Leben empfinden kann. Die Definition mag vielleicht etwas schwammig wirken, aber so sehe ich es und besser kann ich es leider nicht in Worte fassen. Für mich liegt der Sinn des Lebens schlicht und einfach in der Freude, daher könnte ich es auch so formulieren, wie es oben schon aufgetaucht ist: Wer seinem Leben Sinn gibt, der lebt. Doch möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass diese Formulierung nur mit meinem „Sinn des Lebens“ korrekt ist und dies auch nur für mich persönlich. :3

9

24.04.2010, 21:18

@Axel: Das klingt so, als würden nur diejenigen (wieder nur bezogen auf den Menschen, wie in meinem letzten Post auch), die Spaß am Leben haben und Freude empfinden wirklich 'leben'. Lebst du dein Leben immer oder nur zeitweise bzw. bist du ständig zufrieden/glücklich etc.? Oder lebt man für dich nur dann, wenn man lediglich in der Lage ist Freude zu empfinden? Wenn das so ist - ist nicht jeder irgendwo rein theoretisch dazu in der Lage 'Freude zu empfinden'? So würde man wieder darauf hinaus kommen, dass wirklich jeder Mensch tatsächlich lebt und es unter uns so gesehen keine 'Unlebendigen' geben dürfte.
Mir fällt es persönlich schwer es so zu sehen, dass 'leben' nur aus postiven Gefühlen, Zufriedenheit und Freude besteht, denn Fehlschläge, Traurigkeit und schlechte Phasen gehören ja zum Leben dazu. Niemand empfindet vermutlich dauerhaft nur Freude.
[Oft wird von depressiven Personen (bzw. auch von Betroffenen selbst) sagt, dass sie nicht mehr dazu in der Lage sind 'Freude zu empfinden'. Was ist, wenn man nicht mehr dazu fähig ist 'zu leben'? Solche Ansichten würden mich nur noch zusätzlich runterziehen.]

10

24.04.2010, 21:52

Nein, ich meine nicht, dass man nur dann gerade "lebt", wenn man gerade glücklich ist. Glückliche Momente in einem meinetwegen sonst "traurigen" Leben genügen dafür imo. Die Trauer nimmt dabei für mich übrigens auch eine zentrale Rolle ein, denn ohne sie wüsste man vermutlich nicht mal, wann man eigentlich glücklich ist. Im Grunde ist jeder Mensch dazu in der Lage, diese Momente zu erleben, imo entscheidend ist jedoch, ob man dies auch tut. Ich bin kein Arzt, aber Depression hemmt bei Menschen die Fähigkeit, Dinge wie Freude und auch Trauer zu empfinden, soweit ich weiß. Das bedeutet nicht, dass sie es überhaupt nicht mehr können, zumal es ja auch Therapien gibt, um diesen Menschen entsprechend zu helfen. Dass man diese Krankheit überhaupt als schrecklich ansieht, bestätigt imo auch, dass diese Gefühle wie Freude und Trauer für das Leben einfach unabdingbar sind. :3