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30.07.2010, 18:28

Elternführerschein

Zitat

Land Kärnten plant im Herbst "Elternführerschein"
29. Juli 2010, 14:56
20-Stunden-Kurs zur Unterstützung bei Kindererziehung - 75 Euro für jeden Kursteilnehmer

Klagenfurt - In Kärnten soll noch im Herbst dieses Jahres ein "Elternführerschein" für (auch werdende) Eltern in Kärnten angeboten werden. Das kündigte Soziallandesrat Christian Ragger (FPK) an. Der 20-Stunden-Kurs auf freiwilliger Basis soll zur Unterstützung bei der Kindererziehung dienen. Für jeden Kursteilnehmer gibt es zusätzlich noch 75 Euro.

Kurs für alle Altersklassen

"Wir wollen hier einen wesentlichen Schritt zur Änderung der Geisteshaltung bei Eltern setzen. Fehlende gute Erziehung ist mittlerweile ein gesellschaftliches Problem, dem wir entgegenwirken wollen", sagte Ragger am Donnerstag. Der Kurs werde für alle Altersklassen angeboten, egal ob es sich nun um eine 16-jährige Schwangere oder um eine 35-jährige Mutter mit einem Volksschulkind handelt. Unter anderem will er damit auch der Unterbringung von Kindern in Heimen oder bei Pflegeeltern entgegenwirken.

In Zusammenarbeit mit Pädagogen, Psychologen, Leuten aus der Fachabteilung des Landes und der Universität Klagenfurt sollen pädagogische, psychologische und auch "technische" Fertigkeiten entwickelt werden. In diesem Jahr erwartet der Sozialreferent rund 200 bis 300 Familien, die das Angebot in Anspruch nehmen werden. Finanziert wird der Kurs aus dem Budget für die ambulante Familienbetreuung, das aufgestockt wurde.

In Ost- und Oberösterreich gibt es bereits seit 2003 den sogenannten ABC-Elternführerschein, den bisher rund 1.000 Eltern absolviert haben. In Salzburg startete das Kursprogramm im vergangenen Mai. (APA)


Quelle: http://derstandard.at/1277339209183/Land…rnfuehrerschein

So weit ist es also schon gekommen, nun will man Elternführerscheine einführen, weil die Eltern es selbst nicht mehr auf die Reihe kriegen sich um Kinder zu kümmern.
Weshalb muss der Staat sich um etwas kümmern, was früher jede Familie auch so hingekriegt hat?
Muss der Staat nun bei allen Sachen Händchen haltend auftreten wie eine Nanny, da die Leute es selbst nicht mehr hinbekommen?
Welche Gründe kann es geben die erklären, weshalb Eltern es allein nicht mehr auf die Reihe kriegen sich um Kinder zu kümmern?
Sind Kinder für viele vielleicht einfach nur irgendein Spielzeug, aber die Verpflichtungen will man dabei nicht eingehen?
Liegen die Ursprünge in diesem ganzen Debakel in der antiautoritären Erziehung, die mehr Schaden als Nutzen bringt?
Sollte man Eltern, die Kinder wollen, aber nicht dafür geeignet sind, vielleicht eher sterilisieren anstatt sowas wie einen Elternführerschein einzuführen?

Ich weiß, dass sich der Artikel auf Kärnten bezieht, aber das ändert ja nichts daran, dass man sich über derlei Themen unterhalten kann, wenn man beispielsweise in Deutschland lebt, denn es ist ja nicht so als gäbe es hier nicht die gleichen Probleme. Somit soll das Beispiel Kärnten als allgemeines Beispiel gelten für diesen Thread.


The Meteor

sweet Namine

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30.07.2010, 19:21

Ich stimme dir mit deiner Meinung zu. Außerdem finde ich es eig. ein sinnlose Idee soetwas zu machen, da die meisten Leute bestimmt nicht wegen den "guten" Ratschlägen sondern wegen dem Geld hingehen, was sie dafür bekommen. Ich finde auch, dass man doch eig. weis, wenn man sich Kinder anschafft, dass sie arbeit machen und jeder weis doch wie man ein Kind aufzieht oda? bzw. kann man sich auch Hilfe von seinen Eltern holen. An sich ist der Kurs ja eine schöne Idee, aber der Staat verliert meiner Meinung nach viel zu viel Geld dadurch.

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30.07.2010, 22:27

Puh, langer Text. Okay, los geht's.

Schade, dass man jetzt schon solche Dinge in Betracht ziehen muss, um den Eltern dabei zu helfen, ihre Kinder zu ordentlichen Menschen zu erziehen.

Ich weiß, der Kurs ist wohl vorwiegend für solche, die ihre Kinder noch nicht mal körperlich ausreichend versorgend können, aber das sind ja meist die wenigsten.
Aber die Zunahme der seelischen Verwahrlosung ist damit doch lange nicht aufzuhalten. Und die ist doch weitaus mehr verbreitet.

Und Geld hin oder her, hingehen tun doch ohnehin nur die, die sich schon im Vornherein Sorgen um die Erziehung ihres Nachwuchses machen. Die Leute, die es vielleicht nötig hätten, bleiben dem ganzen Kurs doch wie immer fern, die kriegt man auch mit Geld nicht dahin bzw wird dieser Kurs ohnehin nicht viel bewirken, selbst wenn sie hingehen. In der Fahrschule kriegst du ja auch beigebracht, wie man sich im Straßenverkehr zu verhalten hat, und die Leute überfahren trotzdem noch Stopschilder und parken falsch.

Desweiteren merken viele Leute auch erst, dass ihnen bei der Erziehung wohl einige Fehler unterlaufen sind, wenn es schon längst zu spät ist. 'nen 14-jährigen Tyrannen kriegt man nicht mehr einfach doch nen Kurs umgepolt, dann ist es oft schon längst zu spät.

Warum gibt es solchen Kurs? Weil es immer mehr Bedarf nach Ratgebern, Kursen und Leitfäden gibt.
Es ist schon fast ein kleiner Trend für sich.

Leute schwören auf solche Ratgeber, sofern sie denn auch freiwillig erworben und befolgt werden. Und da wären wir dann auch wieder beim Problem mit der Freiwilligkeit.

Solche Leute gehen dann auch zu solchen Kursen und kaufen sich sogar Ratgeber für's Stillen (weil man da ja auch nach 360000 Jahren homo sapiens noch so viel falsch machen kann).

Die Leute, die solchen Kurs mal gebrauchen könnten, setzen ihre Kinder am liebsten vor dem Fernseher und hinter der Spielekonsole ab, anstatt sich mal sinnvoll mit ihnen zu beschäftigen. Selbst wenn sie zu dem Kurs gehen würden, gäbe es keine Garantie, dass sie soetwas auch in der Realität umsetzen würden. Erziehung ist eben viel Arbeit und Mühe, wieso also die gelernten Regeln befolgen, wenn man das Kind so einfach mit Super RTL ruhig stellen kann? Kinder sind kein Selbstläufer, ist aber leider nicht bei allen angekommen.
Das hat auch nichts mehr mit antiautoritärer Erziehung zu tun, denn auch damit wurden schon Kinder mit gesundem Menschenverstand erzogen. Das ist einfach nur Resignation.

Und dann gibt es ja noch die Eltern, die ihe Kinder wiederrum zu sehr umsorgen und sie nach Strich und Faden verwöhnen. Solche Eltern sehen die Fehler in ihrer Erziehung meist sowieso nicht ein, sehen auch kein Bedürfnis, besagten Kurs zu besuchen.
Und nein, Querulantentum und Zickigkeit "verwachsen" sich nicht, wie ja viele so schön meinen.
Babyspeck geht ja auch nicht weg, wenn man ihn nur lange genug anstarrt.

Ich sehe die Notwendigkeit eines solchen Kurses in dem zunehmenden Werteverfall in unserer Gesellschaft begründet, aber das nur mal so am Rande.

Okay, Fazit:
Für Leute, die sich wirklich Sorgen um die Erziehung ihrer Kinder machen, ist die Idee ja ganz nett, aber solche Leute wären auch mit einem (oder hundert) Erziehungsratgebern abgefunden.
Leute, die es gebrauchen könnten/können, gehen entweder erst gar nicht hin oder gehen nur wegen des Geldes hin ohne dann aber auch das Gelernte umzusetzen.

Es ist traurig, dass ein Staat sowas überhaupt in Betracht ziehen muss.
Leute, die all ihre 978000 Applikationen auf dem Handy problemlos bedienen können, aber leider nicht mehr wissen, wie man ein Kind ordentlich "bedient", haben längst keinen Seltenheitswert mehr.

Also: Generelles "Ja" zu solchem Kurs, denn die wenigen, die wirklich Hilfe WOLLEN und Fehler bei sich sehen, sollen sie auch bekommen (soweit ich weiß, wird sowas auch von deutschen Jugendämtern angeboten). Wenn am Ende auch nur halbwegs bessere Kinder dabei rauskommen, können wir alle davon profitieren.
Aber "Nein" zu den 70€ als "Belohnung". Eltern, die nur mal zeitweise oberflächlich Interesse für die Erziehung ihrer Kinder heucheln, nur damit sie dann ein wenig Geld bekommen, ist in meinen Augen auch nicht mehr zu helfen.
Und das Hauptproblem löst es eben noch lange nicht.

/mecker



Wär mal sehr interessant zu wissen ob der Kurs in Österreich was gebracht hat.
Von 2003-2010 nur 1000 Besucher des Kurses? Das sind wirklich arg arg wenige.
Wie soll das was bringen?
:nekocat:

Diese Katze weiß, dass sie besser ist als du. Sie läuft nicht - sie "tanzt". Sie benutzt keine Magie - "sie trifft dich mit magischer Klasse".


Vernell

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10.12.2010, 14:36

Wollte man den Elternführerschein nicht auch in Deutschland einführen? Zumindest vor längerer Zeit gab es dazu eine Debatte.

Gegen solche Kurse habe ich nichts einzuwenden. Es ist doch gut, dass unsichere Eltern sich helfen lassen. Andererseits kenne ich es nur so, dass man sich dann Tipps von der Mutter oder Großmutter geben lässt, aber sei's drum.
Ich denke, dass viele Leute den Kurs wohl nur wegen den paar Euro mitmachen. Da bringt es also nicht viel, wenn die Eltern nur auf das Geld aus sind und gar nichts lernen möchten.
Außerdem stelle ich es mir schwer vor, sich als Mutter/Vater einzugestehen, dass man in der Erziehung wohl Fehler macht. Es ist also fraglich, ob die Leute, die es nötig hätten, dort überhaupt erscheinen.

Warum es heutzutage scheinbar so schwer ist, sein Kind zu einem guten Menschen zu erziehen ist wohl nicht so einfach zu beantworten. Früher klappte das mit der Kindererziehung auch ohne Ratgeber, Kurse etc. Ich denke ein großes Problem ist schon der Umgangston mit dem Kind. Heutzutage werden Kinder doch total verhätschelt und die Erziehung ist bei vielen zu milde. Das soll nicht heißen, dass ich dafür bin, sein Kind zu schlagen, wenn es Probleme gibt. Aber wenn ich sehe, wie Eltern mit ihrem 5 jährigen Kind diskutieren geht mir der Hut hoch. Man sollte Kinder nicht wie kleine Erwachsene behandeln. Immerhin heißt es nicht umsonst 'Kind'. Warum sollte ich mit meinem 5 jährigen Sohn diskutieren, wenn er etwas nicht bekommt was er will? Das ist doch Blödsinn.
Was auch noch ein Problem sein könnte ist die Arbeit. Früher waren zumindest die Mütter oftmals zu Hause oder arbeiteten nur Halbtags. Gut, das gibt es heute auch noch, doch dann sind es oft solche Übermütter die ihr Kind nach Strich und Faden verwöhnen. Aber viele Eltern wissen heutzutage doch gar nicht mehr, was ihre Kinder eigentlich treiben. Das ist wohl eines der Probleme bei der Erziehung. Entweder man ist überführsorglich und bemuttert seine Kinder oder aber man interessiert sich nicht für sie bzw. hat nicht genug Zeit um sich richtig um die Erziehung zu kümmern. Wenn ich mein Kind kaum sehe, wie will ich es dann erziehen? Das tun dann andere. Es schnappt einfach das auf, was es in seinem Umfeld wahrnimmt. Ob es nun das falsche oder richtige ist, kann das Kind nicht wissen.
Solche Eltern versuchen dann oftmals diesen Mangel an Kontakt mit materiellen Dingen auszugleichen. Da man sein Kind nicht oft sieht bzw. wenig mit ihm zu tun hat, bekommt es halt die Dinge geschenkt, die es sich wünscht. Das ist keine Lösung.

Die Eltern sollten sich wieder mehr mit ihren Kindern beschäftigen. Sein Kind zu vernachlässigen ist heute wohl leider oft Standard weil auch das Berufsleben immer Anspruchsvoller wird. Anscheinend wird es dann wohl bald so sein, dass nur noch Leute mit einem gut gefüllten Portemonnaie es sich leisten können ihre Kinder 'richtig' zu erziehen. Während die Normalos sich den Rücken krumm schuften, um ihren Lebensstandart zu halten, können es sich die besser Betuchten leisten, wenn nur einer in Vollzeit arbeitet.

Um eine gute Erziehung zu gewährleisten muss sich meiner Meinung nach einiges ändern. Der Arbeitsmarkt muss besser auf Eltern eingestellt sein, damit man genug Zeit mit seinen Kindern verbringen kann. Aber natürlich müssen die Eltern zu erst wissen, was wichtig für eine gute Erziehung ist.

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Sawa

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09.02.2011, 13:53

Ich kann mich da gar nicht so für eine Pro oder Contra Seite entscheiden.

Einerseits kann ich mich nur anschließen.
Wieso sollte sich der Staat um etwas kümmern was früher jede Familie alleine klären musste?
Die Erziehung eines Kindes gehörte zum Alltag, war für viele selbstverständlich.
Warum also jetzt einen Führerschein für Eltern einführen der ihnen bestätigt dass sie sich theoretisch um ein Kind kümmern können?
Ich meine am Ende kann es dann doch wieder ganz anders kommen und die ganze Sache wäre nutzlos gewesen.

Andereseits muss man aber auch sagen dass heutzutage wirklich viele Eltern nicht mehr in der Lage sind ihre Kinder zu erziehen und sich vernünftig um diese zu kümmern.
Man könnte sagen das ist traurig aber wahr und ich denke ein Elternführerschein wäre in dem Fall für viele nützlich oder angebracht um zu lernen wie man richtig mit Kindern umgeht.
Dennoch gibt es aber nunmal keine Versicherung dafür, dass am Ende wirklich alles so klappt wie es sollte.

Im Großen und Ganzen würde ich den Elternführerschein also eher als überflüssig bewerten.