Hm, das Berliner Schulsystem weicht von dem oben genannten insofern ab, dass es eine sechsjährige Grundschulzeit vorsieht, wobei an einigen Gymnasien auch bereits ein Einstieg in die fünfte Klasse möglich ist. Ich bezweifle, dass es im Vergleich mit anderen Bundesländern irgendeinen Einfluss auf den zu vermittelnden Lehrstoff hat oder sich sonstwas groß für das Kind ändert, befürworte aber den Grundschulbesuch über sechs Jahre schon allein deswegen, da dadurch (imho) die Einschätzung leichter fällt, welche weiterführende Schule für das Kind am ehesten geeignet wäre.
Im Großen und Ganzen halte ich das deutsche Schulsystem für in Ordnung. Wenn es irgendwas zu bemängeln gibt, ist es die ständige Rumbastelei oder einige Dinge, die mehr zum drum und dran gehören, wie beispielsweise der Lehrermangel. Ich weiß ja nicht, wie es anderen Schulen aussieht, aber unser Vertretungsplan umfasst nicht selten weniger als drei untereinander gepinnte A4-Seiten und die meisten Stunden werden ironischerweise noch nicht einmal vertreten, vor allem in der zweiten Sekundarstufe.
Dann finde ich es manchmal auch fragwürdig, an welche Stellen die Gelder hinfließen (oder besser gesagt: nicht hinfließen). Wir haben an der Schule sage und schreibe drei Computer (für über 1000 Schüler), die für Hausarbeiten, Erarbeitung von Vorträgen und Co. genutzt werden können (nein, das sind nicht einzigen PCs an unserer Schule, wir haben noch zwei Räume für die Informatikkurse, aber da kann man halt außerhalb des Unterrichts nicht rein, weil Angst vor Vandalismus und Diebstahl).
Von Unterrichtsmaterialien bzw. Bücher, der (bzw. das Ausreizen der) 100€ Grenze etc. will ich gar nicht erst anfangen.
Lediglich G8 ist Müll. Aus den Gründen, die ohnehin viel zu durchgekaut sind, als dass es notwendig wäre, sie hier zu eräutern. :>
Jup, die Verkürzung von 13 auf 12 Schuljahren halte ich besonders im Zusammenhang mit der zusätzlichen Herabsetzung des Einschulungsalters für unsinnig. Bei uns liegt es bei fünfeinhalb Jahren, auf Antrag gehts afaik sogar noch ein paar Monate früher. Wenn du dann als Kind noch das Glück (?) hast, in eine Schnellläuferklasse zu rutschen: Kindheit/Jugend, adé. Kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass da noch viel Freizeit übrig bleibt.
Ich finde es schade, dass es keinen Ganztagsunterricht gibt, dadurch sind die Kinder nicht den ganzen Tag beschäftigt.
Mittlerweile gibts hier afaik ein paar Ganztagsschulen, besonders an Gemeinschaftsschulen ist ganztägiger Unterricht gängig. So gesehen ist die Wahl, wo das Kind hingeschickt wird, also den Eltern überlassen. Wieviele solcher Schulen es aber nun genau gibt, Anzahl der freien Plätze, wie dort alles geregelt wird etc. oder wie man dort generell zurecht kommt (gibts afaik auch erst seit ein paar Jahren)... keine Ahnung. Angesichts des Lehrermangels kann ich mir nicht vorstellen, dass man dort alles so umsetzen kann, wie man es sich vorstellt.
Zum Thema Kopfnoten:
Ich finde, dass das immernoch so eine Münze mit zwei Seiten ist, wo man wohl von Situation zu Situation unterscheiden muss, ob sie nun wirklich Sinn macht oder nicht.
"Leistungsbereitschaft, Zuverlässigkeit/Sorgfalt, Selbstständigkeit,Verantwortungsbereitschaft, Konfliktverhalten" sind an für sich heutzutage schon Werte, die in meinen Augen wichtig sind, aber imho doch immer weiter nach und nach verloren gehen (zumindest in dem Maße, in denen es manche Herren vielleicht gerne hätten), woran aber auch leider in den argen fällen eine Kopfnote vermutlich nicht viel ändern können wird (ich meine, wenn ich schon hinsichtlich der Zukunft gar keine Perspektiven mehr hätte und mir dann sowieso alles egal ist, dann würde mir wohl auch diese Kopfnote hintenrum vorbeigehen), nein, eher im Gegenteil - wie du schon sagst, sie würde dann doch nur alles schlimmer machen, weil man vielleicht garnicht mehr darauf achten würde, ob man sich im laufe der Zeit doch noch mal geändert hat oder nicht. Damals mag es vielleicht so gewesen sein, dass die Jugendlichen ja noch alle brav und artig von vornherein waren, aber heute ist es eben eine komplett andere Situiation. Viele müsste man wohl erstmal wieder umkrempeln, damit sie dem Anspruch von Fräulein Schulministerin entsprechen (wenns nicht noch schlimmer is - das ihr solche Schüler mit der Anschaffung der Kopfnoten zusammen egal sind und sie sich sozusagen dann nur noch auf die Frischlinge konzentrieren will. Aber was da is, is nun ma da.)
Wie auch immer, was dann wohl die gesamte Schülerschaft noch an den Kopfnoten stören könnte: dass man in diesem Bereich garnicht mal so sehr auf die gefragten Werte achtet,
sondern es auch hier nach den Noten geht. Sprich, wer gute Noten hat, der ist auch Zuverlässigkeit und ein top Teamspieler und von denen, die eher weniger gute Noten haben, kann man doch sowieso nicht viel erwarten.
Hierzulande wurde die schriftliche Bewertung schon vor einiger Zeit abgeschafft und wir haben jetzt auch dieses tolle Kreuzchen-System wo in Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit, Arbeitsbereitschaft etc. unterteilt wird, wo dann der Lehrer bei jedem Schüler von ausgeprägt, teils ausgeprägt oder unausgeprägt (und i-wie noch zwei Zwischendingern, die ich gerade nicht im Kopf habe) ein Häkchen setzen kann. Mir gehts dann immer persönlich so, dass ich zwar recht gute schriftliche Noten habe, regelmäßig meine Hausaufgaben mache und alle Unterichtsmaterialien bei mir habe, jedoch mündlich zu den eher schwächeren bzw. ruhigeren Schülern gehöre, wodurch dann natürlich meine Gesamtnoten auch wieder eher ins mittelmaß fallen. Am Ende des Jahres muss ich also nun immer wieder erneut feststellen, dass ich scheinbar unzuverlässig und zudem auch nicht so recht teamfähig bin und meine Arbeitsbereitschaft sowieso suckt. x )
(Vor einigen Jahren, als es noch die schriftliche Bewertung gab, ich aber auch tatsächlich noch mehrmals etwas vergessen hatte (kleine Kinder haben ihren Kopf halt woanders), aber trotzdem immer lieb und nett zu den Lehrern war, wurde ich kurioserweise Jahr für Jahr immer als richtig zuverlässig eingeschätzt. Witzig ist nur, dass die Hälfte der Lehrer nie meinen Namen kannte.
Könnte mich wohl somit jetzt auch wieder über Themen wie etwa die Klassengröße beschweren, aber das würde wohl allmählich zu weit führen. :3 )
Nun, man bildet sich wohl jedenfalls immer ein, Leute mithilfe von Punkten, Noten und Häkchen i-wie bewerten und in Kategorien einteilen zu können, aber letzten Endes wird das doch nicht so ganz klappen, wie manche es sich vorstellen. Das ist etwa so schwierig, wie über jemanden ein gerechtes Urteil zu fällen, obwohl man ihn doch garnicht so richtig kennt.