Nun ja, es hat ein wenig was von "friss oder stirb" - dennoch muss ich gestehen, dass ich dem Seehofer in dieser Sache völlig zustimme. Das hat rein gar nichts mit Kulturrassismus irgendeiner Art zu tun, kann uns eine Vielzahl an verschiedenen Menschen und Kulturen in Deutschland doch eigentlich nur bereichern - jedoch nur unter der Bedingung, dass sich diese Menschen auch wirklich in dieses Deutschland eingliedern. Es hat immer irgendwelche Länder mit einer gewissen "Grüppchenbildung" gegeben, insbesondere durch Religion, und ich wage zu behaupten, dass diese selten förderlich war für ein gesundes Klima innerhalb des Staates. Doch im Falle Deutschlands scheint mir das Problem nicht die Religion oder ein anderes kritisches, schwer zu überwindendes Hindernis zu sein. Vielmehr ist es eine Hürde, an deren Beseitigung man tatsächlich arbeiten kann: die Sprache.
Eine gemeinsame Sprache ist die Voraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft - dieselbe Sprache zu sprechen verbindet Menschen stärker, als lediglich zusammen innerhalb eines durch festgelegte Grenzen definierten Gebietes zu leben. Erst sie ermöglicht Kommunikation in ihrem vollen Umfang. Im Gegenzug bedeutet das, dass zwei oder mehrere Menschengruppen mit verschiedenen Sprachen nicht oder kaum in der Lage sind, irgendeine Art Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und sich zu einer einzigen Gesellschaft zusammenzuschließen. Insofern kann ich gut verstehen, wieso Menschen mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache gar nicht oder nur sehr schlecht beherrschen, oft isoliert leben und, wie Asu bereits ausführlich erläutert hat, Probleme haben, ihre Pflichten gegenüber ihren Mitbürgern zu erbringen - selbst, wenn sie es möchten. Wie kann ein friedliches Zusammenleben so vieler Menschen ohne Kommunikation möglich sein? Oder konkret: wie können sich Menschen ohne ausreichende Deutschkenntnisse erfolgreich in Deutschland integrieren? Ich weiß es nicht, und ich denke, eben das gibt Seehofer den Anlass für seine Forderung nach einem obligatorischen Sprachtest für Immigranten. Zugegeben, es mag nicht ganz astrein klingen; aber ich denke dennoch, dass es aus diesem Grund legitim wäre, Menschen, die keine hinreichenden Deutschkenntnisse besitzen, den permanenten Aufenthalt in Deutschland zu untersagen.
Dies sollte meiner Meinung nach das Hauptaugenmerk der zukünftigen Immigrationspolitik sein, dem die zweite Forderung Seehofers bezüglich der Kitas klar untergeordnet werden muss. Würde der Abriss der Sprachbarriere nicht bereits den Weg ebnen für das, was Seehofer sich vermutlich mit den Kitas erhofft? Kinder, die des Deutschen nicht mächtig sind, werden bevorzugt unter sich bleiben - verständlicherweise imo. Ich denke, hierbei spielen zwar auch kulturelle, vor Allem aber sprachliche Faktoren eine Rolle, weshalb ich nicht denke, dass eine Grüppchenbildung allein wegen Verschiedenheit der Kulturen zu befürchten ist. Beispiele dafür kann ich an meiner Schule zu Hauf beobachten: Kinder, deren Eltern erst nach Deutschland gezogen sind und die zu Hause nicht "typisch deutsch" leben, sondern nach russischen, türkischen, tamilischen Bräuchen - die jedoch eines gemeinsam haben, nämlich die deutsche Sprache und damit verbunden die abstrichlose Eingliederung in ihre Klassen. Von den betroffenen Jugendlichen, die ich persönlich gut kenne, weiß ich auch, dass sie nie eine solche Kita besucht haben und der normale Schulalltag allein sie in ständigen Kontakt mit anderen Kulturen gebracht hat. Und alles hat reibungslos funktioniert. Ich möchte nicht sagen, dass es keinen Sinn macht oder unnötig ist - ich frage ich mich nur, ob dieser indirekte Zwang, die Kinder zu besagten Kitas zu schicken, wirklich vonnöten ist. Auf alle Fälle sollte er nur als sekundäres Mittel gesehen werden, denn meiner Meinung nach liegt das größte Potential zur Behebung des Immigrationsproblems im oben genannten Sprachtest. ~