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16.05.2011, 15:43

Der Euro in Gefahr - Sollen wir den Pleite-Griechen den Geldhahn zudrehen?

Zitat

Griechenland steht vor dem Staatsbankrott. Mit unfassbare 340 Milliarden Euro Schulden steht das Land in der Kreide. Das gerade mal vor einem Jahr beschlossene Hilfspaket der Euroländer in Höhe von 110 Milliarden Euro reicht schon jetzt hinten und vorne nicht mehr.

Nun sollen noch weitere 65 Milliarden Euro nachgeschossenen werden. Doch ob das genug ist oder Griechenland ein Fass ohne Boden, weiß niemand. Und was passiert, wenn Griechenland wirklich Pleite geht? Wäre das der Anfang vom Ende des Euro?


Quelle: http://www.sat1.de/ratgeber_magazine/eins-gegen-eins/thema/

Was machen wir nun mit den Griechen? Es wird und wird nicht besser, die Chancen, dass das Geld, welches reingepumpt wurde, zurückkommt, scheinen nicht sehr groß, noch mehr Geld für die Griechen würden noch mehr Ausgaben für uns bedeuten und die EU schluckt ja so oder so schön fröhlich unser Geld.
Also schlagen wir uns zum Thema Griechenlandpleite mal wieder die Köpfe ein und gucken wir mal, was am Ende dabei rauskommt. Kein Pro- oder Kontrazwang, sagt, was ihr denkt, solang es kein hirnloser Spam ist.


The Meteor

Lunos

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23.05.2011, 23:22

Bevor wir den Griechen auch nur noch einen einzigen Penny zuschieben, sollte sich die griechische Bevölkerung inklusive Regierung auch mal bereitwillig zeigen und die Ursachen ihrer wirtschaftlichen Misere anpacken. Es ist nicht Sinn der Sache, dass wir Deutschen knüppelhart arbeiten und brav unser Geld zusammenkratzen, während sich die Griechen ein schönes Leben machen. Diese Unmengen an Gelder, die die Griechen für ihre Beamten rausschmeißen, genauso wie dieses übertrieben frühe Rentenalter mit 60 ist der reinste Witz. Und da wundern die sich noch, dass sie bankrott sind? Es müssen also erst einmal Reformen her, sonst sehe ich nicht ein, warum auch nur ein einziges EU-Land Griechenland noch unterstützen sollte.

Das Problem wird allerdings auch sein, dass die griechische Wirtschaft mit den strengen Auflagen, die die EU Griechenland auferlegen wird, wohl kaum wieder genesen wird - sie wird auf diese Weise regelrecht abgewürgt. Darüber hinaus stellt der Euro auch ein Problem für die Griechen dar: Mit der gleichen Währung in der ganzen Eurozone wird verhindert, dass die Währungen in wirtschaftsstärkeren Ländern schneller aufgewertet werden bzw. in wirtschaftsschwächeren Ländern schneller abgewertet werden. Das kommt uns natürlich sehr zugute, unsere Wirtschaft boomt, die Wettbewerbsfähigkeit steigt, wir brauchen nichts zu befürchten haben. Aber die Griechen werden sich auf diese Weise nicht wieder erholen können, was mittelfristig zum totalen Bankrott führen wird. (Am 18. Juli soll es ja soweit sein, habe ich heute gelesen, so viel Zeit haben sie noch.)

Jedenfalls haben wir mit diesen wirtschaftlich schwächeren Ländern in der EU, die eben dieselbe Währung haben wie wir, ein echtes Problem. Ich frage mich ernsthaft, wie lange es wohl noch dauern wird, bis es zum großen Knall kommt. Um das Euro-Projekt zu retten, halte ich es für sinnvoll, unsere gemeinsame Währung auf wirtschaftlich ähnlich starke Länder zu beschränken. Zumindest temporär sollte man in Ländern wie Griechenland, Portugal und Irland aus dem Euro aussteigen, damit diese sich erholen können. Währenddessen sollte das grundsätzlich sinnvolle Euro-Projekt erhalten bleiben, zumindest ein Euro-Kern, bestehend aus Ländern wie Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien und Österreich. (Gehören sicherlich noch andere zu, allerdings fallen mir diese Länder gerade spontan ein.) Wenn Griechenland und co. dann wirtschaftlich aufgeholt haben, kann man sie ja wieder mit ins Boot holen, aber für den Augenblick macht es einfach am meisten Sinn, wenn sie sich vorübergehend aus der Euro-Zone verabschieden.
Some things just aren't meant to change.

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27.05.2011, 14:29

@Asu:
Mit 60 in Rente? Das ist doch sogar schon das Ziel der Reform. Das Rentenalter in Griechenland lag bisher sogar noch darunter, ich glaube bei 58. D|

Und es steht außer Frage, dass die Griechen in dieser Hinsicht absoluten Mist gebaut haben: durch die günstigen EU-Kredite auf Pump reinen Konsum finanziert, keine Investitionen, nichts. Aber das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen und es bringt nichts, jetzt auf Griechenlands Fehler in der Vergangenheit zu pochen. Tatsächlich muss etwas geschehen, denn die EU-Konvergenzkriterien zum Eintritt in die Währungsunion gibt es nicht ohne Grund: Wie Asu bereits sagte, sorgten für gewöhnlich Veränderungen der Wechselkurse für ein neues wirtschaftliches Gleichgewicht, doch mit der Einführung einer gemeinsamen Währung ist dieses Instrument für die Mitgliedsländer weggefallen. Um aufgenommen zu werden, müssen sie daher insbesondere bestimmte Kriterien hinsichtlich der Haushaltsstabilität aufweisen, damit sie wirtschaftlich nicht zu stark von den anderen Mitgliedern der Währungsunion abweichen und der Euro stabil bleiben kann.

Dementsprechend wäre ein Bankrott Griechenlands eine Katastrophe für unsere Währungsunion und muss unter allen Umständen verhindert werden. Bisher wurde es mit einer Art Transferunion versucht, die enorme Geldmengen in das kränkelnde Griechenland gesteckt und dadurch versucht hat, dem Land die nötige Zeit zu erkaufen, die es braucht, um die notwendigen neo-liberalen Reformen durchzusetzen. Aber wie soll das in so kurzer Zeit funktionieren, wo doch schon Deutschland Jahrzehnte dafür gebraucht hat? Die Proteste in Griechenland werden zweifelsfrei weitergehen, die Griechen kennen diese Situation nicht und sträuben sich dementsprechend dagegen. Macht es daher überhaupt noch Sinn, auf Kosten der anderen Unionsländer weiterhin Geld in Griechenland zu stopfen, wo es nicht die Wirkung erzielt, die es erzielen sollte?

Am konsequentesten wäre wohl wirklich der Vorschlag, die Währungsunion wieder in Teile mit ähnlicher wirtschaftlicher Stärke und Struktur zu zerteilen, bspw. so, wie Asu es bereits vorgeschlagen hat. Aber auch das bliebe nicht ohne Konsequenzen, schon ein teilweiser Zerfall einer so starken Währungsunion würde riesige weltwirtschaftliche Wellen schlagen - im Vergleich zum Szenario der hoffnungslosen Transferunion aber womöglich noch das kleinere Übel. Die Problematik ist allerdings nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch sozialer Natur. Ob Notsituation oder nicht, Länder aus einer Union zu schmeißen, die ursprünglich gar keine Möglichkeit zum Ausstieg bieten sollte und u.a. als Symbol der Solidarität und des Zusammenhalts zwischen den Mitgliedstaaten gegründet wurde, kann nicht im Sinne des Erfinders sein - eher das genaue Gegenteil.

Es ist ein Dilemma und es bleibt abzuwarten, was noch in näherer Zukunft geschehen wird. Zwar sind die Proteste der Griechen verständlich, würde sich soch so abrupte Kürzungen auch in Deutschland niemand einfach so gefallen lassen - aber ein Blick über den Tellerrand wäre für den Großteil der Menschen dort mal mehr als angebracht. Sträuben sie sich weiter und verhindern somit eine Stabilisierung Griechenlands, wird es sie in Zukunft womöglich noch unkontrollierter und härter treffen.

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