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Vernell

Schwertmeister

  • »Vernell« ist weiblich

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Wohnort: Augsburg

Beruf: weiblicher Amor

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11

12.07.2011, 15:37

Ich sehe das Ganze eigentlich wie Lunos. Dennoch kann ich die Bedenken von Axel verstehen, zumindest was das Designerkind angeht. Wer weiß schon, ob, wenn man denn diese Regel einbaut, diese nicht irgendwann außer Kraft gesetzt wird?
Dennoch muss ich mich für die Präimplantationsdiagnostik aussprechen. Denn ganz ehrlich, wüsste ich vorher, dass ich ein behindertes oder todkrankes Kind zur Welt bringen würde, würde ich es auch nicht haben wollen. Mag sein, dass ein durch Behinderung oder Krankheit gezeichnetes Leben nicht unbedingt schlecht sein muss, aber ein richtiges Leben wäre es in meinen Augen auch nicht. Aber gut, ich hätte weder die Kraft, noch die Zeit, mein Kind dauerhaft zu pflegen. Abgesehen von der psychischen Belastung, die so ein Schicksal mit sich bringt, beanspruchen solche Kinder auch die gesamte Zeit der Eltern, sodass zumindest ein Elternteil zuhause bleiben und für das Kind sorgen müsste. Schon allein aus der finanziellen Sicht wäre das für Normalverdiener nur schwer zu stemmen. Und was passiert, wenn ich und mein Mann sterben oder einfach alt werden und dann nicht mehr gut für das Kind sorgen können? Wer kümmert sich dann darum? Ich kann es doch nicht einfach zu Fremden schieben oder dem Rest meiner Familie aufhalsen. Aus diesen Gründen muss ich mich für das 'Aussortieren' aussprechen. Wie Perior schon sagte, sind missgebildete Kreaturen in der Natur eigentlich nicht in der Lage zu überleben. Von daher zieht bei mir das Argument 'in der Natur blabla' gar nicht.
Solange wirklich nur auf Behinderung oder Erbkrankheiten geprüft wird, finde ich das durchaus in Ordnung. Danach können ja immer noch die Eltern entscheiden, ob sie das Kind dennoch bekommen wollen oder nicht.
Allerdings spreche ich mich klar gegen Methoden ala "Wir wollen ein Mädchen/einen Jungen" oder ähnliches aus. Das sollte man dann doch der Natur überlassen.

Auron_______Jules_________Smilla _____Rupert_______Esther

12

12.07.2011, 18:12

Ich finde es etwas merkwürdig, dass in dieser Debatte immer nur an die Rechte von imaginären Kindern und nicht eine einzige Sekunde lang an das Leben der Mutter gedacht wird. Ein unförmiger Zellhaufen hat heutzutage mehr Recht auf sein späteres Leben als ein ausgewachsener Mensch auf sein momentanes... versteht mich nicht falsch, aber ich finde das echt traurig.
Denn: wer sagt denn, dass aus schwergeschädigten Eizellen/Spermien auch immer (bedingt) lebensfähige Kinder werden, es gibt genug Kinder, die noch vor der Geburt im Mutterleib sterben und hier sind wir an einem Punkt angekommen, wo es auch für die Mutter lebensgefährlich sein kann, dieses Kind noch weiter in sich zu haben - starke innere Blutungen, Selbstvergiftungen, Fehlgeburten. Und das kann jederzeit passieren - selbst die risikoreichsten Risikoschwangerschaften werden nich tagtäglich überwacht, das Kind könnte aber trotzdem jede Sekunde absterben oder der Körper es aufgrund seiner Schäden abstoßen. Allein der daraufhin folgende Schwangerschaftsabbruch ist für die Eltern ein traumatisches Erlebnis.
Ich finde es grundsätzlich richtig, dass die Wissenschaft Leuten, die unbedingt ein eigenes Kind haben wollen, wissen, dass das Risiko für missgebildete oder behinderte Kinder hoch ist, aber nicht unbedingt ihr leibliches und seelisches und finanzielles Wohl aufs Spiel setzen wollen, helfen darf.

Es versteht sich von selbst, dass diese "Hilfe" strengen Regeln und Gesetzen unterworfen werden sollte. Ich bin mir gerade nicht ganz sicher, WO GENAU die Grenze für "Embryo OK" und "wird aussortiert" liegt, aber wenigstens solche Kinder, die so schwere Schäden davontragen werden, dass sich voraussichtlich schon im Mutterleib absterben werden, sollten unter dieses Gesetz fallen. Hier erübrigt sich dann auch ohnehin die Frage nach dem Lebenswert des Lebens.
Ob man jetzt unbedingt auch "leichtere" Behinderungen oder mögliche Erbkranheiten wie Chorea Huntington, Alzheimer un Co. unter dieses Gesetz muss? Ich schätze nicht und ich wäre auch nicht dafür.
Im Allgemeinen ist es wohl schwierig, hier überhaupt eine Grenze zu finden, was Leben darf und was nicht, mir selbst fällt es schwer, dort eine Entscheidung zu treffen.

Zudem muss auch mal dran gedacht werden, WARUM Eltern diese Entscheidung treffen.
Warum soll man ein behindertes Kind riskieren, wenn man schon vorher weiß, dass man nicht die Kraft hat, sich um ein behindertes Kind zu kümmern? Etwa, weil man bereits ein behindertes Kind hat. Oder weil man vielleicht selbst schon körperlich angeschlagen ist. Soll man es dann zum Wohle des Kindes einfach abschieben, um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen, weil man sich selbst nicht angemessen drum kümmern kann, obwohl man es aber eigentlich lieber behalten hätte. Und so grausam es klingt: auch der finanzielle Aspekt ist nicht außer Acht zu lassen. Wohnung/Häuser müssen behindertengerecht umgebaut werden, Therapien und Hilfsmittel bezahlt werden, Jobs müssen aufgegeben werden - Versicherungen zahlen auch nicht alles.
Ich will damit auf gar keinen Fall sagen, dass behinderte Kinder nicht mindestens genauso liebenswert sind wie nichtbehinderte und dass ihr Leben nicht lebenswer ist. Aber das ist nicht alles. Ein behindertes Kind bringt mehr Belastungen mit sich als den wehmütige Gedanke, dass man nie mit ihm im Park Fußball spielen kann. Allein der Schluss, dass einem vollauf bewusst ist, dass man sich nicht um ein behindertes Kind kümmern kann, sollte nicht mit nur "OMG, wie grausam, diese Kinder verdienen auch ein Leben!" abgespeist werden, sondern verdient in meinen Augen Respekt für eine verantwortungsbewusste Entscheidung. Egal wie stark der Wunsch nach einem Kind ist, solchen Leuten bleibt in diesem Fall gar nichts anderes übrig als auf ihr Wunschkind zu verzichten. Aber da gibt es diese Technologie, die ihnen ein Kind ermöglichen könnte, ist es da so verwerflich, sie auch zu nutzen?

Klar, ich bin auch gegen Designerbabies und sehe die Tatsache, dass sich ein "Ja" zur PID auch immer mehr in diese Richtung tendieren könnte mit Sorge. Mal vorweg: Ich hege kein grenzenloses Misstrauen gegen die Wissenschaft - im Gegenteil, die meisten Wissenschaftler haben feste Moralvorstellungen, die sie nie übertreten würden - aber dass es überall schwarze Schafe gibt, ist ja mehr als bekannt. Wenn ich sehe, wie in der High Society (vor allem in den USA, aber sicher auch anderswo) Kinder mehr Modeaccessoires als - naja - Kinder sind und es schon allerlei hippe Sachen gibt, mit dem man den Junoir ordentlich aufpimpen kann (Parfüm und Pumps für Babies, ihr wisst schon, sowas), und wie einer Mutter bei der künstlichen Befruchtung einfach mal dreimal soviele Embryonen wie erlaubt eingesetzt werden, damit es diesmal auch garantiert mit der Schwangerschaft klappt, woraufhin die Mutter dann aber Achtlinge bekommt, ist es zur ultiamtiven Vorsorge, damit das Kind, dass da noch 9 Monaten kommt, auch absolut perfekt ist, nicht mehr weit. Und dass man selbst für die illegalsten Methoden heutzutage nur noch ein paar Millionen hinzublättern braucht, dürfte bekannt sein. Und was sich erstmal in der High Society duchgesetzt hat, findet dann irgendwann auch in der normalen Gesellschaft reißenden Absatz und irgendwann wird es einfach akzeptiert. Es muss nur einer vormachen, die anderen machens irgendwann nach, wenn es die Kritiker leid sind, sich weiter drüber aufzuregen. Axels und Gunmas Sorge finde auch ich nicht unberechtigt. Es ist so einfach, sich über Gesetze hinwegzusetzen, egal wie streng sie sind, wenn man nur genug Geld hat, und irgendwann verschiebt sich die Grenze, was geht und was nicht, ganz automatisch - das will ich damit sagen.

Trotzdem: Ich bin für die PID, einfach weil für mich die Vorteile überwiegen und der Schutz der Eltern im Vordergrund steht.

Btw: was hätte es gebracht, diese PID weiter zu verbieten bzw was hat es denn bisher gebracht? Fahren die Leute halt ins Ausland und lassen es sich da machen. Passiert jährlich hundert- wenn nicht gar tausendfach - man kann eine Technologie nicht länger aufhalten, die sich in unserer Welt schon lange etabliert hat. Das PID-Verbot brächte also genausoviel wie ein Atomkraft-Verbot: eine klare Positionierung des Staates zu diesem Thema - mehr nicht.

EDIT: Hurgh, so viele Leute wieder schneller.
:nekocat:

Diese Katze weiß, dass sie besser ist als du. Sie läuft nicht - sie "tanzt". Sie benutzt keine Magie - "sie trifft dich mit magischer Klasse".