Hach ja, es ist mal wieder so weit. Da findet eine Großveranstaltung in einem Land statt, in dem teilweise präkere Zustände herrschen und dann werden die Missstände medial angeprangert, dann ist auch für Warnungen des AI noch platz. Und dann empören sich alle ganz hübsch, aber sobald alles vorbei ist, kräht im Rest der Welt dann kein Hahn mehr danach, wie es in diesem Land jetzt menschenrechtlich aussieht. Dieses geheuchelte und wenig nachhaltige Interesse der Menschen und der Medien daran geht mir auf den Keks. Ist jedes Mal dasselbe. So viel dazu.
Sollte also bevor so ein Event wie der ESC in einem Land veranstaltet wird ersteinmal geschaut werden wie es mit der dortigen Politik aussiehtund wie die Rechtslage vor Ort wirklich ist?
Lol, man könnte?
Und dann stellt man fest, dass der Ort nicht geeignet ist. Und dann?
Zelte abbrechen und woanders hin?
Dumm nur, dass sich das Interesse der Weltöffentlichkeit erst immer dann auf diese Länder lenkt, wenn Stadien und Hallen schon gebaut und schon unwiederbringlich Abermillionen geflossen, Menschen enteignet, Tiere getötet, Gegner eingesperrt etc wurden. Soll man dann noch einen Rückzieher machen, wo man doch schon letztes Jahr hätte Druck machen können, wo die Entscheidung gerade erst frisch feststand? Es gab letztes Jahr gleich nach dem ESC einige Kritikerstimmen, aber alle waren zu sehr damit beschäftigt, sich für den gelungenen ESC in Deutschland selbst auf die Schulter zu klopfen, anstatt die Zeit zu nutzen und zu versuchen, etwas zu tun, solange das noch sinnvoll ist.
Es gäbe natürlich auch die Möglichkeit, dass ein Gewinnerland von sich aus sagt, dass sie den Contest nicht finanzieren können (was hier allerdings eine untergeordnete Rolle spielt)... (hat es auch in der Vergangenheit schon mehrmals gegeben) aber man muss kein Genie sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass ein Land, das Unmengen an Kohle in ihren Künstler investiert, damit sie den Wettbewerb gewinnen, nicht sagen wird "Nee, können wir uns nicht leisten.", wenn der ersehnte Sieg und damit das Recht, den nächsten Contest ausrichten zu dürfen, endlich da ist. Das Recht, den ESC ausrichten zu dürfen, ist nämlich gerade im Ostblock und dem asiat. Teil der EBU sehr beliebt, weil der ESC dort sehr prestigeträchtig ist. (Eben weil die Ausrichtung die hervorragende Möglichkeit bietet, für das eigene Land Touristen zu werben.)
Hat sich menschenrechtlich in China
durch die olymp. Spiele im Speziellen irgendetwas geändert? Nö. Wie groß war denn der Medienrummel vorher (und vor allen Dingen: Wie schnell war er wieder weg, sobald die Spiele vorbei waren?) Wie viel ist denn noch von der tollen Entwicklungshilfe zur WM 2010 übrig - sicher einige Stiftungen wird es noch geben, aber hat sich im Großen und Ganzen dort irgendwas geändert? Nö.
Und Aserbaidschan hat in den letzten Wochen eh (auf recht dreiste Weise) unter Beweis gestellt, dass sie unglaublich kritikresistent sie sind, was öffentlichen Druck angeht.
Dass man mit der Situation nicht einverstanden ist, könnte man auch zeigen, indem man die Teilnahme boykottiert. GERADE die Industrieländer, die Big 5, die den ganzen Spaß finanzieren, hätten hier die Macht zu sagen, dass sie eine Teilnahme und damit auch eine Finanzierung verweigern. Denn nur durch die finanziellen Beiträge der Big 5 ist eine Ausrichtung des ESC überhaupt möglich. Ich halte das auch für die bei weitem effektivste Methode. Aber boykottiert einer? Nö.
Auch das würde gewisse Gefahren bergen, denn dann könnte man jedes Mal so lange boykottieren, bis ein Land an die Reihe kommt, dessen Nase allen passt. So einfach ist es dann also doch nicht, aber eine effektive Möglichkeit allemal.
Denn ausschließen kann man gewisse Länder vom ESC einfach nicht - teilnahme
berechtigt sind nun mal alle Länder der europ. Rundfunkunion. Jetzt noch willkürlich diejenigen auszusieben, die Menschenrechtsbestimmungen nicht erfüllen, halte ich für nicht gerade förderlich.
Für die Veranstaltung eines internationalen Events ist Geld vorhanden (und auch wenn andere Länder sich an der Finanzierung beteiligen zahlt das veranstaltende Land große Summen), für die Verbesserung der Lebensumstände im Land aber nicht?
Lol, Äpfel und Birnen.
Es geht hier doch um die Menschenrechte? Wie will man da gleich mit Geld was bewirken? Bevor man da die Millionen fließen lässt, muss sich erstmal in den Köpfen der Oberen was ändern, um dort gewisse Zugeständnisse zu machen, bevor man da mit Geld irgendwas bewegt. Aber welches Interesse hätten diese Leute wiederum daran, das Leben von Menschen zu verbessern, die unglücklicherweise auch noch so unbequem sind, und sich über die Obrigkeit beklagen? Es wird sich nichts ändern.
Und ich glaube kaum, dass die von Aserbaidschan beigetragene Summe dermaßen hoch ist, dass man mit der gleichen Summer entwicklungshilfetechnisch viel auf die Beine stellen kann... SO VIEL ist es dann doch nicht. Der überwältigende Großteil der Finanzierung kommt wirklich von Sponsoren und den 5 großen Industrieländern.
Es geht hier viel eher darum, durch Boykott oder Umverlegung des Austragungsortes (zur Austragung berechtigt wäre dann Italien als Zweitplatzierte des letzten Jahres) ein Zeichen zu setzen. Um in dem Land nachhaltig etwas zu bewegen, bräuchte es schon deutlich mehr als einen ESC.