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27.08.2012, 02:21

"Abfall" schmeckt gut

Zitat

Für die Massenspeisung hat Katharina Heuberger im Abfall gewühlt. Auf Biobauernhöfen im Münchner Umland war die Aktivistin von Slow Food am Freitag gemeinsam mit Gleichgesinnten unterwegs, um einzusammeln, was Landwirte wegwerfen müssen. Nicht, weil das Gemüse verdorben wäre, sondern weil es gegen irgendeine Agrar-Norm verstößt: zu klein, zu groß, zu krumm.

Und so zierten am Samstag hübsche herzförmige Kartoffeln die Tafeln auf dem Odeonsplatz, vor der Feldherrnhalle rührte der holländische Kochaktivist Wam Kat kostenlosen Gemüseeintopf aus vermeintlich unverkäuflicher Ausschussware ab Hof. Hunderte Münchner, die dem Aufruf zur Aktion "Teller statt Tonne" gefolgt waren, ließen es sich schmecken.

Slow Food Deutschland hat die Kampagne vor geraumer Zeit gestartet, um auf Lebensmittelverschwendung in den Industrieländern hinzuweisen; diverse Umwelt-schutz- und Entwicklungshilfeorganisationen haben sich angeschlossen. Die Aktion am Samstag bildete den Auftakt zum europaweiten Fahrradkorso "Good Food March" nach Brüssel, wo Organisationen aus 15 Ländern am 19. September für eine Wende in der Agrarpolitik demonstrieren wollen.

"Mehr als 40 Prozent unserer Lebensmittel werden weggeworfen", sagte zuvor Rupert Ebner, Vorstandsmitglied von Slow Food Deutschland. Pro Kopf und Jahr seien es 300 Kilogramm. "Essen ist eine politische Handlung." Hubert Weiger, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), forderte "eine Neubewertung von Lebensmitteln. Wir müssen die Agrarpolitik dazu bringen, dass sie die Bauern fördert und nicht die Agrarindustrie".

[...]
Quelle und ganzer Artikel: sueddeutsche.de

Was haltet ihr von Normen beim Essen bezüglich Form, Größe u.Ä.?

2

27.08.2012, 14:23

Ich finde die Aktion ziemlich sinnvoll.
Essen wegzuschmeißen nur weil zum Beispiel die Kartoffel zu klein ist, ist einfach nur verschwenderisch.
Fände es auch noch ein kleines wenig besser wenn die einen Teil von der Aktion in die Länder bringen würden wo die Menschen hunger leiden.
Aber so ist das auch schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Saikx I Einbein I Salia I Jamie I Noctaria I Ciel

3

27.08.2012, 16:39

Entsprechende Debatte hatten Pochama und ich schon desöfteren im "Was denkt ihr gerade?".

Das Problem bei der ganzen Sache liegt an mehreren Stellen.
Einmal ist da die EU, dieser Vollpfostenverein, der meint, er müsse x Vorgaben machen für Lebensmittel, die aber eigentlich kein Schwein braucht. Es ist doch vollkommen egal, welchen Durchmesser eine Gurke hat, denn eine Gurke ist eine Gurke ist eine Gurke. Solang die EU nicht aufhört mit solchen Vorgaben, ändert sich da nichts.
Dann kommt da der Konsument, der will perfektes Obst und Gemüse, was nicht hübsch ist, wird auch nicht verkauft. Oberflächlichkeit ist anscheinend auch beim Essenskauf vertreten, obwohl es auch da vollkommen egal ist, ob die Kartoffel nun so aussieht oder so, essen kann man sie trotzdem. Solang beispielsweise der Apfel nicht vergammelt ist, ist es egal, wie verkrüppelt er aussieht, er ist trotzdem essbar. Solang der Konsument nicht aufhört mit seinem Schönheitswahn, ändert sich da nichts.
Dann kommen natürlich noch die Händler, die stehen unter dem Zwang der EU, dem Zwang der Konsumenten und natürlich den Vorschriften der Lebensmittelgesetze, weshalb sie Lebensmittel wegwerfen müssen oder gar nicht erst dem Kunden anbieten. Einerseits wollen sie das Ganze verkaufen, andererseits wollen sie nicht riskieren, dass der Kunde irgendwie krank wird. Jedoch bestünde noch immer die Möglichkeit, dass sie, anstatt das Ganze wegzuwerfen, es einfach am Ende des Tages verschenken, denn ob es nun verschenkt oder weggeworfen wird, weg ist weg, sie verdienen ja kein Geld damit, dass sie Lebensmittel wegwerfen.

Es müssen also erstmal irgendwelche Normen abgeschafft werden, wie Essen auszusehen hat, und dazu muss den Konsumenten eingeimpft werden, dass es egal ist, wie das Essen aussieht, solang es nicht vergammelt ist oder irgendwie anderweitig negativ auf sich aufmerksam macht, kann man es essen. Dadurch könnten dann auch die Händler problemlos Waren anbieten, die sie vorher aus verkaufstechnischen Gründen nicht anbieten konnten. Und wenn dann trotzdem was nicht verkauft wird, wird es halt verschenkt. Würde jedenfalls mehr bringen als irgendwas an den Arsch der Welt zu liefern, denn bis dahin sind die Sachen eh vergammelt.

Nur wird es wohl noch dauern bis dieses Umdenken stattfindet, den Leuten geht es einfach zu gut, sie sind zu anspruchsvoll und ihre Geschmacksnerven sind versaut.


The Meteor

4

27.08.2012, 18:26

Ich sehe es genauso.
Der Geschmack kann vielleicht abweichen, dann kann man das als "B-Ware" verkaufen.
Aber aufgrund der Form oder Größe?
Ob ich jetzt 100 Gramm kleine Kartoffeln in meinem Püree habe, oder 100 Gramm große Kartoffeln, wo ist da der Unterschied?
Was interessiert es mich, wenn die Karotte in meiner Suppe die Form eines Phallus hatte? Macht es dadurch das Produkt schlechter?
Die Normen sind bescheuert, genauso wie der Glaube "Die Natur muss für Nahrung perfekt sein".
Wieso sind dann Menschen nicht genormt, hm?
Es gibt große Nasen, kleine Nasen, große Münder, kleine Münder, hohe Pigmentation, niedrige Pigmentation, und?
Die Natur ist nun mal nicht perfekt, also kann man sie auch nicht normen.
Es ist, wie Perior bereits meinte, traurig, dass Menschen so darauf bestehen, dass Produkte aussehen "wie im Bilderbuch".
Vollkommener Schwachsinn und ich persönlich würde liebendgern solche Produkte kaufen, wenn sie denn (was allein durch die Form nicht das Problem sein sollte) genießbar und unschädlich sind.

Faxter

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5

27.08.2012, 21:55

Perior hat das Wichtigste schon gesagt, aber ich möchte auf folgenden Punkt hinweisen:

Der Mensch ist evolutionstechnisch seit Jahrtausenden darauf "abgerichtet", alles von der Norm abwegige auszusortieren.
Das hat nichts mit Diskriminierung oder Rassismus in welcher Art auch immer zu tun - es ist ein instinktiver Schutzmechanismus.

Eine Missbildung am Apfel weist beispielsweise auf Pilzbefall hin oder weiche Stellen auf einsetzende Verwesung.
Auch wenn das möglicherweise nicht stimmt, ist man darauf gepolt, diese Früchte als 'minderwertig' anzusehen; alles was nicht von der Norm abweicht ist 'besser'.

Und da in Supermärkten sehr viel mehr Psychologie steckt, als der Normalmensch vermuten würde, wird auch bei Frischware peinlichst genau darauf geachtet, dass der Käufer nicht "verstört" wird. Dass diese Normen dann bis zu EU-Richtlinien durchschlagen, ist denke ich mal selbstverständlich.

Da ich in diesem Post nicht so aussehen möchte, als ob ich diese Richtlinien und Normen gut finde:
Diese Normen sind BULLSHIT! Perior und Ranjo haben alle wichtigen Aspekte aufgegriffen.

Mayst thou thy peace discov'r

6

27.08.2012, 22:09

Das mag sein, aber man sollte den Leuten die Möglichkeit geben, sich selber ein Bild davon zu machen.
Ein kleines Regal mit "B-Ware" macht die Läden schon nicht pleite.
Und Leute die weiterhin davon abgeneigt sind können zur gewohnten Ware greifen.
Nur finde ich es nicht gerecht, dass die EU den Menschen die Möglichkeit nimmt, selber beurteilen zu können ob ihnen die "B-Ware" zusagt oder nicht.
Natürlich würde die Ware nicht so viel Gewinn einbringen, aber es sprechen zwei Gründe eindeutig dafür:
  • Es ist besser als die Lebensmittel wegzuwerfen oder allesamt als Futterpflanzen zu nutzen.
  • Gesunde Ernährung wird auch für den kleineren Geldbeutel bezahlbar und möglich. Ein Problem, welches die Politiker und Bürger schon seit langem kritisieren.

7

27.08.2012, 22:18

Es gibt ja schon ein paar Möglichkeiten um auch die Lebensmittel loszuwerden, die sonst weggeworfen werden würden.
Von den Firmen kann man die B-Ware direkt erhalten, beispielsweise, wenn man diese besucht. So gibt es beispielsweise im Schokoladenmuseum in Köln die Möglichkeit B-Pralinen zu einem günstigeren Preis zu erwerben.
Manche Läden bieten Lebensmittel vergünstigt an, die kurz davor sind abzulaufen. Dazu kann man auch die derzeitigen Preisreduzierungen von Süßwaren zählen, die zur Sommerware gehören oder eben Brot und Backwaren, die günstiger angeboten werden am Ende des Tages.
Früher gab es mal einen Laden, in dem konnte man nur Lebensmittel kaufen, die kurz vorm Ablaufen waren oder schon abgelaufen waren, natürlich zu einem günstigen Preis. Ein solcher Laden wäre eine Möglichkeit für die Geschäfte bestimmte Waren loszuwerden ohne sie wegwerfen zu müssen.

Bleiben nur noch Obst und Gemüse, da macht man es so, wie es Serox gesagt hat, einfach als B-Ware kennzeichnen und entsprechend günstiger verkaufen. Und bevor es weggeworfen wird, einfach verschenken kurz vor Ladenschluss, dadurch bleiben die Tonnen auch länger leer.


The Meteor

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