Ist auch so.
Das Immumsystem wird gestärkt indem mit Erregern (in kleinen Mengen) in Kontakt kommt. Wenn alles desinfiziert wird, hat das zwei Auswirkungen: Man kommt erstens gar nicht mehr in Kontakt mit kleinen Mengen an Krankheitserregern, die immer irgendwo rumlungern (oder eben nicht häufig genug) - der Körper wird nicht in regelmäßigen Abständen mit den Keimen konfrontiert und kann so nur schlecht Resistenzen ausbauen. Wenn dann aber mal Besuch kommt, der vielleicht gerade Kontakt zu einem Kranken hatte oder selbst krank ist, dann ist aber Polen offen. Zweite Auswirkung betrifft die Hautflora: Mit Disinfektion tötet man die nützlichen bzw unschädlichen Bakterien auf der Haut. Dadurch, dass die Haut von Bakterien besiedelt ist, ist kein Platz da für die schädlichen Sachen. Tötet man die aber ab, ist wieder Platz da und man gibt Schädlingen so die Chance, sich bequem dort anzusiedeln. :3 (Jetzt mal ganz vereinfacht erklärt.)
Auch zu häufiges Händewaschen ist schon suboptimal.
Es wird einfach zu schnell desinfiziert. Desinfizieren muss man in Krankenhäusern und Gebäuden, wo wirklich Infektionsgefahr für richtig bedrohliche Sachen besteht.
Für den Haushalt ist Wasser und Seife, sowie vorsichtiger Umgang mit empfindlichen Lebensmitteln (Fisch, Geflügel beispielsweise) absolut ausreichend.
Ein weiteres Problem ist, dass heute bei jeder Kleinigkeit gleich zu Medikamenten gegriffen und zum Arzt gegangen word. Ja, bei mittelschweren Krankheiten wie Grippe oder so soll man natürlich zum Arzt gehen, weil gerade Grippe auch sehr gefährlich sein kann. Aber mit einer normalen Erkältung sollte man den Körper doch schon allein zurecht kommen lassen. Wenn der Körper immer Hilfe in Form von Medikamenten bekommt, ist das auch nicht gut für die eigene Immunabwehr.
Ich beobachte das übrigens bei meiner Schwester. Sie hat zwei Kinder im Vorschulalter und die bekamen auch immer das Spielzeug abgekocht und desinfiziert und werden auch jeden Tag gründlich gebadet und mehrmals umgezogen und so weiter sind jetzt ständig krank. Ich weiß ja, dass Kinder in der Altersgruppe öfter mal krank sind, aber nicht SO häufig. Die bekommen auch öfter mal einfach so Fieber, obwohl sie nicht ernsthaft krank sind. Und anstatt die dann ins Bett zu stecken und anderweitig zu pflegen, werden gleich Fiebersaft und Co. rausgeholt. Man hört ja auch immer wieder, dass Kindern Antibiotika verschrieben werden, obwohl sie überhaupt nicht wirken werden (weil Viruserkrankung und so) nur weil die Eltern drum betteln. Im Übrigen sind auch meine Schwester und ihr Mann sehr häufig krank. Obwohl wir Geschwister als Kind eigentlich alle recht robust waren.
Ich habe das Gefühl, dass Leute heutzutage mit dem Wort Bakterien immer nur Negatives verbinden, dabei sind viele für uns absolut unschädlich bzw nützlich. (Solchen Leuten erzähle ich dann gern, dass es in den meisten Haushalten hygienischer ist, aus der Kloschüssel zu trinken als Gemüse zu essen, das auf einem Holzschneidebrett geschnitten wurde. :'3) Zu viel Hygiene ist schädlich für die Gesundheit, lernt man eigentlich auch in der Schule. Nur, weil nicht alles desinfiziert wird, versifft ja nicht gleich die Wohnung. Viel sind auch die Medien schuld, die dann immer irgendwelche Haushaltsabstriche machen und die dann schon in Petrischalen bebrüten und das dann den Wohungsbesitzern unter die Nase halten und sagen: Guckt mal, was da alles drauf war. Wär halt auch mal gut zu sagen, welcher Anteil von den Bakterien eigentlich schädlich sind, weil "einfach nur Bakterien" sind überall drauf.
Als Kinder haben wir (allen voran mein Neffe und ich) sehr oft draußen gespielt und oft Sachen gemacht, wo selbst ich (und ich bin absolut kein Hygienefanatiker) heute schaudern muss. "Hände waschen? Was ist das? D:" Und: Auf unserem Hühnerhof mit Wasser und Matsch rumgepüttert, in den Garten gegangen, eine Möhre aus dem Beet gezogen, in der Regentonne abgewaschen (Zustand des Wassers: Grün und voller Mückenlarven), zwischendurch noch den Hund gestreichelt, und dann gegessen.
So weit sollte man es natürlich auch nicht treiben und ich bin auch kein "Dreck reinigt den Magen"-Hardliner. *schauder*
Ich bin jedenfalls in einer sehr... keimbelasteten Umgebung ausfgewachsen (wir haben viele Nutztiere, in deren unmittelbarer Nähe wir sehr oft gespielt haben). Ich bin jedenfalls seit Jahren nicht mehr krank gewesen und habe glücklicherweise auch keine Allergien (zumindest bisher nicht). Ich weiß natürlich nicht, ob es jetzt daran liegt oder ob ich einfach von Natur aus robust bin oder einfach beides.
Alles in allem: Dem Körper auch mal ein bisschen eigene Immunabwehr zutrauen. Zuviel Hygiene ist kontraprodutkiv.
Ein bisschen Grundhygiene ist wichtig, aber übertreiben ist auch nicht der richtige Weg und die Quitting kommt dann meistens bei der nächsten Krankheit.