Du bist nicht angemeldet.

1

15.01.2014, 12:44

Heutzutage einen Ausbildungsplatz zu bekommen...

Ich möchte euch hier jetzt nicht mit meinen Probleme volllabern und ihr sollt auch nicht die Seelensorge spielen, aber mich beschäftigt einfach folgendes Thema: Heutzutage einen Ausbildungsplatz zu bekommen ist schwer! Und mich nervt es einfach und ich sehe das auch bei Freunden und Bekannten. Ich möchte einfach eure Erfahrung hören.

Ich habe 2012 mein Abitur gemacht. Da ich keinen Ausbildungsplatz bekommen habe, habe ich bis zum 08.2013 ein Bundesfreiwilligendienst absolviert. In der Zeit natürlich weiterhin fleißig Bewerbungen geschrieben - im Moment sind es 55 an der Zahl. Wenn ich es jetzt einmal hochrechne haben sich vllt. zehn Unternehmen selber gemeldet. Bei dem Rest kam weder eine Bestätigung noch Absage noch Eingangsbestätigung. Als ich dann bei diesen angerufen habe, wurde ich vertröstet mit: "Ja, wir melden uns dann" oder "Ja, ich werde dem Chef / der Chefin Bescheid sagen". Das gleiche beim zweiten und dritten Anruf, bis ich dieses Hingehakte satt hatte.

Bei denjenigen, bei denen ich ein Bewergungsgespräch hatte, war es das gleiche Prozedere. Und bei denjenigen, bei denen ich ein Praktikum absolvieren sollte, ebenfalls. Als ich mich dan glücklich schätzen konnte, einen Ausbildungsvertrag zu haben, wurde ich benachrichtig, dass es doch nicht geht.


Das ist alles sowas von mehr als beschissen. Wenn ich mir mal meine Eltern anhöre, wie es früher war, da kann ich für die heutige Einstellung der Chefs einfach nur den Kopf schütteln. Es soll viel einfacher für die Bewerber und viel ernster den Chefs gewesen sein.


Wieso nehmen die das nicht ernst? Wieso kümmern die sich nicht um die Bewerber? Geht denen das alles am Arsch vorbei? Ist denen das so gleichgültig?

MfG Snow Villiers


Guilty King

♛ Game of Crowns ♛

  • »Guilty King« ist männlich

Beiträge: 601

Wohnort: The Kingdom of Eden

Beruf: Guilty King / Adam of the Apocalypse

  • Private Nachricht senden

2

15.01.2014, 13:24

Als Jemand, der seit 2011 auf Ausbildungssuche ist, kann ich da leider nur zustimmen. Ich hab schon lange aufgehört zu zählen wie viele Bewerbungen ich schon geschrieben habe...ich habe wahrscheinlich auch schon jeden einzelnen Betrieb in Stuttgart durch. Zweifach. Ich habe bewerbungen geschrieben, rumtelefoniert, habe Verwandte gefragt, mein Berufsfeld erweitert mit Berufen, die ich weniger gern gemacht hätte und dennoch. Das Fazit ist noch nicht einmal ernüchtend.

2011-2013:
Rückmeldungen: Jedes fünfte Unternehmen meldet sich nicht zurück. Ein Anruf kann das beheben, aber es ist dennoch mies den Bewerbern gegenüber. Oftmals wird man auf Antwort auch bis um ein halbes Jahr später vertröstet. (Bewerbungseingang: September. Antwort: Januar)
Einladungen: In zwei Jahren....zwei verdammten Jahren. Ganz ehrlich? Nichtmal 10. Ich habe bestimmt schon mehrere hundert Bewerbungen durch und wurde knapp 10 mal eingeladen. Das ist ein schlechter Scherz. Klar, ich kann nicht behaupten, dass mein Abi mit seinen 3,3 im Durchschnitt großartig wäre, aber es ist immerhin ein Abi. Will man mir sagen ich bin also als Abiturient mit 3,3 wertloser als jeder dahergelaufene Hauptschüler?

Ich bin mit meinem Latein so ziemlich am Ende. Ich habe inzwischen keine Ahnung mehr was ich noch machen kann außer ein teures Studium anzufangen. Und das, obwohl ich nie studieren wollte. Ich weiß jetzt schon, dass ich es mit einer hohen wahrscheinlichkeit nicht packen werde, und dann für den Rest meines Lebens dem Geld hinterherweinen werde, das ich dafür rausgeschmissen habe.
Das Arbeitsamt ist btw nutzlos. Immer wenn ich kam, haben die mir nur irgendwelche Einstiegsqualifizierungsstellen versprochen, die sich im Endeffekt nie zurückgemeldet haben. Ich bin den ganzen Shit so leid. Hätte ich nach meinem Realschulabschluss eine Ausbildung gesucht, wäre ich schon lange fertig und hätte jetzt Geld. Stattdessen komme ich jetzt mit meinem Abi nicht vom Fleck. Muss ich jetzt mein Leben lang jobben? Ist es schon so weit gekommen? Bah...

Eternal Guilt | Reclaiming the Throne | Yours forever | Survivor's Guilt | Mind Games

I sing for my people, I sing for my friends
I sing for justice, so that the world finally ends
I sing for my father who rests high above
and also for my mother who I deeply love
But as I sing I wonder, what is it for?
when there is no one who sings for me anymore...


-Hanae Ouma, Princess of thorns

Faxter

Lead thy life as thou seest fit

  • »Faxter« ist männlich

Beiträge: 755

Wohnort: Kiel

Beruf: Entwicklungsingenieur

  • Private Nachricht senden

3

15.01.2014, 23:03

Ich bin zwar nicht in der Materie, da ich mich noch nie für einen Ausbildungsplatz beworben habe, aber ich denke, ich kann da ein paar Erfahrungen von Kollegen aus der Region einfließen lassen...

Soweit ich weiß hat mein gesamter Abiturjahrgang inzwischen eine Beschäftigung, die meisten davon studieren tatsächlich. Ich finde es doch recht erstaunlich, wie viele Schulabgänger heutzutage studieren gehen (okay, ja - ich ja auch...). Aber ich weiß auch von einer ganzen Reihe Leuten, die direkt nach dem Abschluss ihre Ausbildung angefangen haben in der Region Schleswig-Holstein/HH.
Ich hatte ebenfalls kein Problem, mich für ein Grundpraktikum (6 Wochen) zu bewerben und wurde nach dessen Abschluss vom Betrieb gefragt, ob ich nicht auch später mein Praxissemester dort verbringen wollte (20 Wochen im Betrieb) - wozu ich bereits unförmlich zugesagt habe. Bei mir liegt's aber wahrscheinlich auch daran, dass Eletrotechnik- bzw. IT-Ingenieure und Facharbeiter sehr gefragt sind zur Zeit.

Ich glaube auch, dass die Sache mit den Ausbildungsplätzen regional stark schwanken kann. Trotzdem habe ich auch das Gefühl, dass es viele Betriebe bewusst vermeiden, Leute auszubilden und es irgendwie zu umgehen.
Bei meiner Schwester war es so, dass sie ihre Stelle erst bekommen hat, als der 'Deal' ausgehandelt wurde, dass sie 1 Jahr quasi "auf Probe" im Betrieb ist und die Firma Geld dafür vom Arbeitsamt bekommt. Nach dem einen Jahr können die dann dieses Jahr als Lehrjahr anerkennen und sie "voll" übernehmen oder eben nicht und dann hat sie das Äquivalent zu 1 Jahr Praktikum erarbeitet...

Der generelle Eindruck ist, dass Betriebe auf keinen Fall zu viele Mitarbeiter haben wollen, nur "fertige" Arbeitskräfte verwenden wollen und generell sehr auf die Gegenwart fixiert sind. Kaum jmd scheint zu bedenken, dass ein Lehrling Zukunftsträger ist und damit sehr viel Potential hält, was aber natürlich einiges an Zeit braucht, bis es dem Betrieb bemerkbaren Nutzen liefert.
tl;dr: Viele Betriebe denken zu kurz.

Und das wird höchstwahrscheinlich irgendwann zurückschießen. Wenn es das nicht schon tut - man beachte nur den permanenten Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft. Hinzu kommt, dass genau diese frisch ausgelernten Menschen hier einfach so schlecht bezahlt/behandelt werden, dass viele einfach auswandern (verständlicherweise). Das ist natürlich ein doppeltes Minus (das kein Plus ergibt btw...) für Deutschland.

Mayst thou thy peace discov'r

Sawa

† Kage Princess †

  • »Sawa« ist weiblich

Beiträge: 577

Beruf: Knight of Ratatosk

  • Private Nachricht senden

4

16.01.2014, 08:56

Ich würd auch sagen, dass es wirklich sehr regionsabhängig ist.
Ich kanns nur von mir selbst sagen, ich hab fleißig Bewerbungen für sowohl Uni als auch Ausbildunng geschrieben. Hier bei mir in der Umgebung war das allerdings gar nicht mal das Problem. Mein Abi Schnitt ist auch nicht unbedingt der Beste, dennoch kamen, sogar recht schnell, von mehreren Unternehmen Rückmeldungen zurück ob ich zu einem Vorstellungsgespräch kommen möchte.

Aber was Faxter schon sagte, viele Firmen wünschen sich einfach fertige Arbeitskräfte und am besten dann noch welche, die sie wenig kosten. Ich seh das ja, wie es bei mir an der Uni läuft.. diese nimmt schonmal prinzipiell nur alle zwei Jahre Auszubildende.. und wenn die dann später mal übernommen werden wollen, dann müssen sie wirklich Glück haben. Selbst wenn ihnen das gelingt, wird es nur ein befristeter Vertrag auf ein Jahr erstmal, klar kann man machen, aber nach einem Jahr, wenn sie dann dort bleiben wollen müssten sie einen unbefristeten Vertrag bekommen, öffentlicher Dienst und so eben. Naja, denkste, da wird gekündigt und ein neuer Vertrag geschrieben, somit ist die Uni ja fein raus.
Ich denke, sowohl als neuer Auszubildender, als auch als fertiger Azubi, frisch durch die Prüfungen durch, hat man es nicht unbedingt leicht, kann eben aber auch Glück haben.
Grad hier, in einer eher ländlichen Region ist es wohl noch wesentlich leichter einen Platz zu finden. Ich weiß auch nicht, aber hier läuft alles irgendwie ein wenig sozialer ab.
Bestes Beispiel, der Kreis hat dieses Jahr einfach mal mehr Azubis genommen, wegen doppelten Abiturjahrgang.

5

16.01.2014, 13:13

@Guilty King:
Das mit dem Studium habe ich mir auch schon Gedanken gemacht und meine Berufsberaterin hat mir sogar davon abgeraten! Meine Meinung: Ein Studium? Nicht wirklich. Da bleche ich ein Haufen Geld rein und wer sagt mir, dass ich nach dem Studium nicht in der gleichen Situation bin wie jetzt? Ein Duales Studium wäre eine Möglichkeit, aber die Ausbildungsplätze sind soweit weg, da müsste ich umziehen - was kein Problem wäre - aber ich würde nur 300€ Ausbilungsgehalt bekommen, und damit eine Wohnung, Essen, Trinken, Versicherungen etc. zu bezahlen ist ganz schön happig. BAFÖG gibt es nicht.




Aber dies trifft auch bei "Aushilfen" zu. Da ich im Moment ja keinen Ausbildungsplatz habe, muss das Geld ja anders herein. Erster Gedanke natürlich: Aushilfe. Da bin ich auch schon bei mehreren gewesen und diese haben sofort abgesagt. Wieso? Mit der Begründung, dass sie eine Aushilfe einstellen, müssen sie diese auch einarbeiten, und dann möchten sie diese Person schon für mehrere Jahre bei sich haben. Und nicht nur für ein halbes Jahr oder ein ganzes Jahr, so, wie es bei mir der Fall gewesen wäre.

Ich meine, hey, es ist ein Auschreiben zur Aushilfe!

MfG Snow Villiers


Faxter

Lead thy life as thou seest fit

  • »Faxter« ist männlich

Beiträge: 755

Wohnort: Kiel

Beruf: Entwicklungsingenieur

  • Private Nachricht senden

6

16.01.2014, 18:55

Nach "Aushilfen" auszuschreiben und dann zu erwarten, dass Bewerber sich auf lange Zeit bewerben wollen, ist doch hirnrissig. Oder hab ich da was falsch verstanden?
Wer auf lange Zeit eingearbeitet wird und lange im Betrieb bleibt, der ist doch eine tragende Arbeitskraft und keine Aushilfe!

Zum Thema Studium und anschließend einen Job finden:
Sehr stark branchenabhängig. Wer "irgendwas" studiert, der landet meistens in BWL, Touristik, Jura, Wirtschaft/Recht o.Ä. und dümpelt dann irgendwo zwischen den Klausurenphasen rum. Versteht mich nicht falsch, ich will nicht sagen, dass jeder BWL-Student seine Zeit vergeudet - es gibt sicher viele, die damit wirklich was anfangen können und wissen, wie man dann Geld verdient. Aber der Großteil ist meines Erachtens nach recht verloren in der Arbeitswelt ("Oh, ein BWL-Bachelor? Was haben sie denn sonst noch gemacht?").

Ich muss sagen, dass ich in der Hinsicht schon verdammt Glück habe, dass es hier keine Studiengebühren gibt (klar gibt's Kosten für ASTA, Bücher und Büromaterial, aber das ist im Verglich kaum nennenswert). Elektrotechnik/Informationstechnik ist nichtmal zulassungsbeschränkt - ja okay, kaum ein Studiengang hat so viele Abbrecher - aber dafür kommt selten mit einem Master von der Hochschule, ohne schon Jobangebote von Firmen zu bekommen.

Es scheint mir einfach eine riesige Ungleichheit innerhalb Deutschlands zu geben, was Arbeitsplätze für frische Absolventen angeht.

Mayst thou thy peace discov'r