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17.02.2009, 17:24

Doping

Mit dem Begriff Doping weiß jeder etwas anzufangen, verschiedenste Dopingmittel wie Traubenzucker und Kaffee kennt jeder, so mancher Sportler kennt sicherlich auch so manches Dopingmittel wie Anabolika genauer.

Eher unbekannt hingegen dürfte das Doping mit Psychopharmaka sein. Psychopharmaka sind Medikamente die auf das Gehirn des Menschen einwirken und dort bestimmte Reaktionen hervorrufen. Menschen mit psychischen Erkrankungen dürften Psychopharmaka kennen, sei es Ritalin, Prozac, Amphetamin, etc., aber auch gesunde Menschen kennen solche Mittel, wie etwa Soldaten in Kriegsgebieten, die regelmäßig Ritalin zu sich nehmen, damit sie wach und einsetzbar bleiben.

Wir gehen in eine Richtung in der sich Gehirndoping immer größerer Beliebtheit erfreut, sei es um dauerhaft glücklich zu sein, ein großes Arbeitspensum besser bewältigen zu können oder um einfach mal seine eigene Schüchternheit außer Kraft zu setzen. In den Neurowissenschaften forscht man nach den verschiedensten Wirkbereichen des Gehirns, dadurch kommt beispielsweise das Erkenntnis zustande, wie sich Alzheimer entwickelt, wodurch man neue Psychopharmaka entwickelt, die dagegen wirken.

Betrachtet man es also von Patientensicht aus, dann ist das alles eine sehr gute Sache, die Frage der Neuroethik steht jedoch nun im Raum, inwiefern sich das auf gesunde Patienten auswirken kann, denn da Medikamente, die gegen Krankheiten wirken auch von Gesunden zur Leistungssteigerung eingenommen werden, werden diese Medikamente zu Lifestyle-Medikamenten an denen sich der jeweilige Pharmakonzern eine goldene Nase verdienen kann. Für den Gesunden liegen die Vorteile auf der Hand, Ritalin putscht auf und hält einen länger wach, Schüler, Studenten, Berufstätige freuen sich also, weil sie besser mit arbeitsintensiven Tätigkeiten klarkommen.

Ist es nun schlimm, dass der Gesunde auch zur Pille greift um leistungsfähiger, fröhlicher, frei von problematischen Gefühlen zu werden, Viagra war anfangs beispielsweise auch nur für Personen mit erektilen Dysfunktionen vorgesehen, oder führt es dazu, dass sich eine Masse von Pillenschluckern bildet, die im Vorteil sind, während andere, die sich weigern oder nicht das Geld haben, diese Vorteile nicht haben? Könnte durch den Einsatz solcher Medikamente, vorallem wenn sie Fröhlichkeit bewirken, vielleicht sogar eine Angleichung der Menschen geschehen, alle sind fröhlich und leistungsbereit, niemand ist schüchtern und man lebt und liebt viel intensiver? Nebenwirkungen sind noch immer nicht genau erforscht, anbei erwähnt.

Und natürlich darf man nicht die anderen Dopingmittel vergessen, die jeder kennt und die darum nicht mehr wirklich dermaßen interessant sind, aber durch sie lässt sich die Frage stellen, ob beispielsweise Ritalin genauso unproblematisch gelten würde, wenn es wie Kaffee als anerkanntes Dopingmittel gelten würde. Bisher ist der Gebrauch von Ritalin illegal, es sei denn man hat ADHS.

Also, reden wir über Kaffee, Traubenzucker, Anabolika und verschiedenste Neuromittelchen, es gibt genug Dopingmöglichkeiten über die man reden kann und auch inwiefern Doping annehmbar oder unfair ist.


The Meteor

Lunos

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22.02.2009, 03:32

So ein ähnliches Thema von dir kenne ich glaube ich noch aus dem KH-Memories. x) Naja, auch wenn ich mich wohl weitestgehend wiederholen werde, lege ich hier mal meine Meinung zum "Doping" dar..

Es ist so, dass ich normalerweise jegliche Einnahme von Dopingmitteln meide. Das heißt, ich nehme keine Medikamente zu mir, die bewusst meine Leistung steigern sollen, nehme keine Getränke zu mir, die mich morgens besser auf Touren bringen könnten, esse keinen Traubenzucker, um meine besser denken zu können, und lass mich auch sonst auf nichts ein, was mich scheinbar besser macht.
Natürlich kann es mal sein, dass ich mal Traubenzucker esse, aber lediglich aus dem Grund, weil mir das Zeugs verdammt lecker schmeckt. xp Cola trinke ich auch des Öfteren mal, weil es zu meinen Lieblingsgetränken gehört. Hier bevorzuge ich aber auch die "Light"-Version.. Wegen diesen Ausnahmen davon zu sprechen, ich würde mich ja doch dopen, halte ich für unangemessen, weil es eben nicht meine Absicht ist, meine Leistung zu steigern.

Ich halte auch generell nicht viel davon, wenn Menschen irgendwelche Mittel zu sich nehmen, die sie zu etwas anderem machen, was sie eigentlich sind. Was ich besonders verurteile ist der Einsatz solcher Mittel in Konkurrenzsituationen, wie wir es aus dem Sport kennen. Dort wird der Einsatz von Dopingmitteln als ungerecht und "unsportlich" angesehen, was ich für absolut nachvollziehbar halte. Und ich denke, das geht uns allen so. Es geht schließlich darum, den Menschen zu finden, der am sportlichsten ist und nicht denjenigen, der sich mit der größten Menge an Dopingmitteln vollspritzen kann, ohne dass er dabei umkommt.
Verwunderlich find ich es ja immer, wie jene Menschen, die gerade dieses Verhalten bei Sportlern vermeiden, zu Mitteln greifen, die ihre Leistung am Arbeitsplatz durch sogenanntes "Human Enhancement" steigern. Dabei ist es doch genauso ungerecht, sich gegenüber seinen Mitarbeitern einen Vorteil zu verschaffen, indem man sein Denkvermögen und seine Stimmung deutlich steigert. Und wenn dieser Mensch dann aus diesem Grund als besser als sein Kollege angesehen wird und deswegen befördert wird, ist das nichts Anderes, als wenn ein, mit Medikamenten vollgepumpten, Boxer einen fairen, sich selbst treuen, Gegner besiegen kann, gegen den er ohne diese Mittel verloren hätte.
Ich frage mich, wie solche Sportler überhaupt noch die Siegestrophäe in die Hände nehmen können.. Denn fest steht: Alles das, was ein Mensch mit dem Einsatz von Dopingmitteln erreicht, hat er definitiv nicht verdient. Er hat es nicht geschafft, im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten, sein Ziel zu erreichen. Und aus diesem Grund ist es auch nicht fair, wenn ein solcher Mensch einen Preis für seine manipulierten Leistungen bekommt. Denn dieser Preis ist ja auch ein Zeichen dafür, dass sein Träger etwas "Besonderes" geschafft hat. Pillen zu schlucken ist widerum keine Kunst.

Nicht nur der Aspekt der Fairness sollte beim Thema "Doping" erwähnt werden. Was vielleicht für andere Menschen nicht so wichtig erscheint, stellt für mich den wichtigsten Grund dar, nicht zu solchen Mitteln zu greifen: Wir Menschen machen uns durch Doping zu etwas, was wir eigentlich nicht sind. Denn die Einnahme dieser Mittel verändert nicht nur die Leistung des Konsumenten, sondern auch seine Person. Testpersonen sprachen nach der Einnahme von leistungssteigernden Medikamenten davon, dass sie sich nach mehreren Wochen "steifer" anfühlten, fast "robotorhaft". Auch, wenn dies nicht unbedingt auf alle Konsumenten zutreffen mag, scheinen sie auf jeden Fall anders zu sein.
Nun gut, wenn die Person selbst diese Veränderung ihres Selbst in Kauf nehmen will, soll mir das gleich sein, sofern ich nichts persönlich mit ihr zu tun habe. Denn man stelle sich mal vor, man trifft sich mit einer Person, die man eigentlich noch gar nicht richtig kennt und will sie näher kennen lernen.. Und zwar genauso, wie sie wirklich ist. Das gestaltet sich natürlich etwas problematisch, wenn gerade diese durch irgendwelche Mittel, sei es Alkohol oder ein fröhlich-machendes Medikament, anders ist als sonst. Spielen wir das Spiel mal etwas weiter: Einem gefällt die Person so, wie sie sich an dem Tag gibt, sodass man sich sogar ineinander verliebt. Irgendwann muss man aber mit Entsetzen feststellen, dass die Person, die man kennengerlernt hat, gar nicht wirklich existiert, und man die Person, die eigentlich hinter dieser Maske versteckt war, gar nicht wirklich mag. Streit und Stress sind da fast schon vorprogrammiert. Als derjenige, der damals einfach eine nette Person gesucht hat, würde ich mich aber reichlich betrogen vorkommen und es lieber noch mal bei einer anderen und ehrlichen Person versuchen.

Mein Verständnis, dass Menschen sich dopen, findet genau da seine Grenze, wo es das Leben anderer Menschen negativ verändert. Ich selbste würde es aber auch nie in Betracht ziehen, mich zu dopen, wenn es keinerlei Einfluss auf meine Mitmenschen hat. Ich lehne es einfach ab, mich zu etwas zu machen, was ich nicht bin. Ich frage mich so oder so, was Menschen überhaupt dazu antreibt.. Immer über sich selbst hinausgehen zu wollen, über das, was sie wirklich sind.
Some things just aren't meant to change.