Shaded Hearts

Endlich hatten wir unsere Visa und sogar gleich noch Arbeit dazu, dass musste (mäßig) gefeiert werden. Wir beschlossen in eine Karaokebar zu gehen und nahmen Malte gleich mit. Immerhin hatte er uns geholfen. Nach ein paar Bier, ein wenig Sake für jeden und dem ein oder anderen Tinitus (vorallem nach Serox' und Domes Aufführung eines überaus seltsamen Anime-Medleys, von Haruhi bis Lucky Star war alles Mögliche vertreten gewesen), beschlossen wir wieder in die WG zu gehen. Malte hatte für diese Nacht keine Schlafplatz also boten wir ihm einen bei uns an, den er auch dankend annahm. Irina und mir wurde allerdings langsam ein wenig mulmig, eine Frau wäre uns lieber gewesen. Zum Glück mussten wir frühs alle etwa zur selben Zeit los, so konnten wir wenigstens noch gemeinsam Frühstücken. Axel nahm seine Arbeit ungewohnt ernst, er ging pünktlich und in japanischer Müllmannuniform zur Tür hinaus. Wir folgten ihm mit baffen Blicken, sonst war Axel eher unbekümmert. Nach und nach verabschiedete sich der Rest der Truppe, bis ich allein war. Allmählich zog auch ich meine Arbeitskleidung an, es war ein süßes Kleid mit Schürze, wie man es kitschigen japanischen Animes kennt. Das passte meiner Meinung nach gar nicht zu mir und deswegen war es mir lieber, wenn mich die anderen nicht darin sahen. Nachdem ich meine Toilette sicher in meinem Zimmer weggesperrt hatte, ging ich also zu meinem ersten Arbeitstag in Japan.

Auf dem Weg zur Arbeit dachte ich über die Leute in der WG nach. Ich hatte den entschluss gefassen, dass ich da erstmal wohnen würde, auch wenn ich auf den Boden schlafen musse. Um die nächste Ecke wurde ich fast von einen Müllwagen überfahren und ich meinte Axel aus der WG am Steuer zu sehn. Ach Quatsch. Im Laden angekommen wurd ich sofort von der Atmospähre ergriffen die ein japanischer Mangaladen eben hat. Der Geschäftsleiter Kentaro Yabuki wahr sehr freundlich und zeigte mir alles was ich wissen musst. Im Laden ging unterschiedliche Leute rein und raus und kauften sich die merkwürdigsten sachen wie ein Mangakochbuch Manga lesen leicht gemacht usw usw. Am ende des Tages kaufte ich mir selber das Mangakochbuch und wollte in der WG kochen aus dank, dass ich da wohnen durfte. Aber erstmal wollt ich mir ein Bett kaufen. Auf dem hinweg hab ich nähmlich ein 50% auf Betten Schild gesehn und da wollt ich nochmal hin. Nachdem das Bett gekauft war ging ich nach Hause, wo schon Axel in einer Müllmänneruniform Fernsehn schaute. Also doch, er war das heut morgen. Aber naja ich suchte mir ein Rezept aus und fing an zu kochen.

Unser erster Auftrag war es einem gewissen Ken Akamatsu sein Essen zu liefern. (Woher kenn ich bloß diesen Namen...)
Da unser Auto ein Navi hatte, war es einfach Ken zu finden. Wie praktisch so ein japanisches Navi, kann wirklich alles: Tanzen, Kuchen zubereiten, tanzen, Witze erzählen und tanzen! Während wir mit dem Navi rumspielten und über schlechte Witze lachten, merkten wir nicht das wir direkt auf Ken's Haus zurasten. Noch bevor wir bremsten war es zu spät: Wir hatten Ken's Sushi vergessen!
(Wir sind losgefahren, ohne sämtliches Sushi mitzunehmen, dass wir ausliefern sollten.)
Also fuhren wir schnell zurück und holten das Sushi ab. Zurück bei Ken Zuhause klingelten wir an der Haustür und setzten ein falsches Lächeln auf. Es dauerte nicht lang und jemand die Tür: Ken sah fast so aus wie Axel, bloß Ken hatte ein Schnurrbart.
Wir bermerkten auch, das Ken's Haus so aussah wie unsere WG. >>Was für ein Zufall.<< dachten wir uns, überreichten das Essen, nahmen das Geld und fuhren weiter.

Nach einem harten Arbeitstag, kamen wir Zuhause an. Wir erschraken: Hier herrschte Unordnung bis zum geht nicht mehr!
Jetzt kam Irina (Mit kaputten Kleidern) hergelaufen und schrie: >>Helft mir, er ist verrückt geworden!<<
Sie versteckte sich hinter mir und wir sahen wie Axel (mit Schaum vor dem Mund und blutunterlaufenden Augen) unsere Möbel kaputt beißte und Sachen umherschmiss. >>Er hat Sushi gegessen und scheint es nicht so gut zu vertragen.<< sagte uns Irina...

Mein erster Arbeitstag war die Hölle gewesen. Ich hatte einen Gast mit heiße Kaffee bekippt, ein Fenster beim Putzen kaputt gemacht und beim Abwaschen waren mir einige Teller und Tassen runtergefallen. Mein Chef war jedoch ein netter Mann, der mir das nicht übel nahm. Als ich endlich in der WG ankam, ertappten mich Serox und Dome in meinem Outfit. Unter lauten >>Kaaawaaaaaaii<< Rufen stahl ich mich in mein Zimmer, um mich erst einmal umzuziehen. Als ich mich wieder zu den anderen gesellen wollte, sah ich, wie Axel die Möbel auseinandernahm. Irina hatte ihm Sushi gegeben, wovon er eine schlechte Hulk-Show zeigte. Wir beschlossen ihn erst einmal an einen Stuhl zu fesseln und ein knebel wäre wohl auch angebracht, nicht, dass er uns sonst die Finger abbiss. Irgendwie wirkte er auf mich wie ein tollwütiger Hund. Während Irina auf dem Weg zum Burger King war, um ein paar Whopper zu holen, während Axel versuchte sich von seinen Fesseln zu befreien. Um seine gedämpften Schreie zu übertönen, drehten Serox, Dome und ich die Musik laut auf. Irgendwann kam dann auch Irina wieder und mit dem nötigen Sicherheitsabstand fütterten wir die Bestie. Nach 5 Whoppern und ab und zu einem Schluck Cola, beruhigte sich Axel langsam wieder, sodass wir ihn endlich wieder gefahrlos rumlaufen lasse konnten.

Nachdem Axel aus der WG gegangen ist, hatte ich den Fernseher für mich und schaltete mich durch das japanische Programm. Doch als ich schon 1000 Programme durchgeschaut hatte und langsam die Pornografischen Sender anfangen, schaltete ich denn Fernsehr aus und überlegte nun was ich machen soll. Mir viel ein das mein Bett noch nicht aufgebaut ist und ich fing sofort an es zu bauen. Leichter gesagt als getan. Versuch mal eine japanische Gebrauchsanweisung für ein Bett zu lesen. Nach unzähligen Versuchen gab ich letztes endlich auf und ging in die Küche wo die beiden Mädchen redeten. Ich gesellte mich zu ihnen und fragte sie dann was sie hier in Japan machen ?

Ich liebte Sendungen im Stil von Takshis Castle, deswegen sah ich mir mit Axel, Serox und Dome die Sendung bis zum Schluss an. Danach waren wir immer noch putzmunter und überlegten uns, wie wir die Zeit totschlagen sollten. Dome kramte aus irgendeinem Schrank die japanische Version von Twister hervor. Nach mehreren Runden unvorstellbarer Verrenkungen und unfreiwillig gebildeter Menschenpyramiden, ging nun auch ich in’s Bett. Wir hatten völlig die Zeit vergessen, es war schon Mitternacht und zumindest ich und Axel mussten doch um 6 Uhr aufstehen. Zum Glück konnte ich gut mit wenig Schlaf auskommen.

Der nächste Morgen war eine Tortur. Ich war noch hundemüde und hatte an allen erdenklichen Stellen Muskelkater von dem Twister-Abend. Wie sollte ich den Tag nur überstehen, denn im Café musste ich die ganze Zeit über stehen und Dinge tragen. In krakeliger Schrift schrieb ich einen Abschiedsbrief für den Fall, dass ich nicht genug Kraft hatte um nach Hause zu kommen. >>TWISTER IST SCHULD!<< stand dort groß mit rotem Edding geschrieben. Ich klebte den Zettel an den Fernseher.

Zum Glück dürfte ich früher nach Hause gehen, weil eine der vollautomatischen Kaffeemaschinen durchgedreht und den gesamten Laden (inklusive Gästen) mit Milchschaum und Kaffee vollgespritzt hatte. Außerdem ging es dem Chef wohl auf die Nerven, dass ich die ganze Zeit während des Kaffeemachens im Stehen einschlief. Zu Hause angekommen wollte ich nur noch schlafen, ich fiel todmüde auf die Couch und schlief sofort ein, ohne mir normale Sachen anzuziehen.