Shaded Hearts

Gerade als Jounes uns etwas zeigen wollte und vorrannte, fiel er über einen Gullideckel und direkt in den Gulli... Einen tiefen, dunklen Gulli... Wir riefen seinen Namen 3-mal laut, aber wir bekamen keine Antwort. Na ja, er schien gestorben zu sein oder sowas in der Art. Eigentlich war uns das ja fast egal, weil wir ihn sowieso kaum kannten. Also gingen wir pfeifend weiter, als wäre nichts passiert, doch dann stieß ich, weil ich nicht nach vorne schaute, jemanden um. Ich half ihn hoch und sah es: Das perfekte und gepflegte Männergesicht! (Nicht das ich Schwul wäre, aber wenn ich Schwul wäre, Oh Junge!)
Er war mir sofort sympathisch, weshalb ich ihn auf ein Gläschen Vodka-Tomaten-Thunfisch-Saft ein. Er war damit einverstanden und ich sagte den anderen, dass ich später nachkommen würde.
In der Bar quatschten wir denn ein bisschen miteinander, er sagte er hieße Takezo und käme aus Japan. (Ein komischer Zufall) Er schien auf jedenfall nett zu sein und sagte, dass er eine Unterkunft suche. Ich schlug ihn vor, bei uns solange zuverweilen, da einer unserer Freunde vereist sei. (In den Himmel)

Nachdem ich ihn davon überzeugt hatte, dass unsere Gruppe ein lustige, verrückte, nette und teilweise bekloppte Gemeinschaft seien, kam er mit.
Im Hotel angekommen, sah ich das Chaos vor meinen Augen... Klar, immer passieren die lustigen Sachen wenn ich weg bin...

Zusammen mit Marcel, Viral und der Oma ging ich zurück zu unserem Hotel. Ich hatte immer noch ein Problem mit meinem Schlafplatz und musste das erst einmal so schnell wie möglich lösen. Wieder ging ich zum Rezeptionisten um mich zu beschwehren und wieder bekam ich die gleiche Antwort: außer Zimmertausch gibt es keine andere Möglichkeit. Ich versuchte alles mögliche, um den Angestellten umzustimmen. Zuerst versuchte ich es auf die weibliche Tour (lächeln, freundlich sein und ähnlicher Weiberkram), dann auf die kumpelhafte, die halbwegs freundliche und zum Schluss brüllte ich nur noch rum. Leider zeigte nichts davon Wirkung. Doch dann kam mir die Idee. Jounes war leider von der Kanalisation verschlungen worden, das hieß, dass Viral allein in seinem Zimmer war. Ich verfrachtete sämtliche Habseligkeiten von Viral in das Zimmer, was vorher der Oma und mir gehört hatte und quartierte mich im nun leeren Zimmer ein. Entspannt legte ich mich auf eines der Betten und schloss die Augen. Ach, diese Stille und niemand, der einen in's Genick sabbert. Herrlich. Doch da stürmte auch schon Viral in mein Zimmer und machte einen Aufstand, weil er sich nicht mit der alten Dame ein Zimmer teilen wollte.
Nach einer langen Diskussion, die eigentlich nur aus Brüllen bestand, schob ich Viral aus dem Zimmer, schloss die Tür ab, setze meine Kopfhörer auf und drehte meine Musik bis zum Anschlag auf.
Obwohl meine Musik ziemlich laut war, schlief ich irgendwann ein.

Nachdem wir im Hotel angekommen waren, sah ich ein ziemliches Chaos. Zunächst fragte ich Dome, wo ich denn wohnen solle, darauf antwortete er: >>Nimm Jounes' Zimmer, wenn er es nicht vermüllt hat.<< , aber als ich ankam, ich wunderte mich, das es ziemlich laut aus dem Zimmer kam, war Kathy bereits einquartiert. Ich nahm den Ersatzschlüssel (Das Original scheint Jounes mitgenommen zu haben), schloss auf und trat ein. Kathy schaute mich nur verdutzt an, nahm die Kopfhörer ab und fragte mich: >>Wie bist du hier reingekommen?<<. Ich erklärte ihr meine Situation und wir tranken einen Tee.
Jedenfalls fragte ich sie dann, wo ich denn wohnen soll.

Unser schönes Majongg-Spiel wurde wieder einmal gestört, denn wir hörten plötzlich ein schreien... Es kam von der Rezeption und wir rannten hin. Wir sahen plötzlich massenhaft Leute, Tische, Stühle und Zitronen! Zitronen-Wettessen? fragte ich mich innerlich, während Marcel sich auf einen freien Platz in der Menge pflanzte und fröhlich in eine Zitrone biß. Tja, er dachte wohl auch es wäre ein Zitronen-Wettessen, aber plötzlich schauten ihn die großen und muskolösen Steroiden-Russen böse an. Sie packten Marcel und warfen ihn gegen mich, dann sahen wir wie sie plötzlich mit den Zitronen tanzten? Was zum Henker geht hier vor!? Jetzt wachte ich auf, war wohl beim Majongg spielen eingenickt. >"Endlich wach, was?" sagte Marcel, während er gerade in eine Zitrone beißen wollte, aber ich schmiß ihn um, nahm die Zitrone an mich und warf sie aus dem Fenster. Ich konnte ihn ja schließlich nicht den Steroiden-Russen überlassen.

Jetzt hören wir einen richtigen Schrei, denke ich mal und rannten zur Rezeption...

Ich saß immer noch in meinem neu erkämpften Zimmer, zupfte an meinem Bart und trank Tee, als von unten ein fürchterliches Geschrei zu hören war. Sofort stürmten alle zur Rezeption, von der der Radau kam. Vor dem Rezeptionist stand ein Mädchen, die den Mann ordentlich die Meinung sagte. Anscheinend hatte sie ein Zimmer hier reserviert, doch nun waren alle belegt. Wie erstarrt standen wir alle auf der Treppe und beobachteten die Auseinandersetzung.
Nachdem die Konversation ergebnislos beendet war, standen wir immer noch wie festgewachsen auf der Treppe. Schließlich ging ich zu dem Mädchen und sagte ihr, dass bei mir im Zimmer noch ein Platz frei sei. Wenn sie wollte, konnte sie dort schlafen. Das Mädchen überlegte kurz und folgt mir dann, um ihr Gepäck hoch zu bringen. Ihr Name war Sasaka und auch sie war aus Japan angereist, weil sie einen mysteriösen Flyer gefunden hatte. Wir unterhielten uns eine Weile über dies und das, sie schien sehr nett zu sein, deswegen lud ich sie in unsere WG ein, da wir zur Zeit sowieso genug Platz übrig hatten. Vorerst wollte sie jedoch noch die anderen genauer kennen lernen und deswegen machte sie sich auf eine Art Zimmerpatrouille.
Währendessen kümmerte ich mich um unseren Paintballausflug. Ich rief schon einmal beim Veranstalter an und reservierte für die Gruppe und fragte nach den Preisen. Verdammt, wir würden noch ein wenig Geld brauchen, damit wir dort auch hinkonnten. Wie sollten wir nur leicht und vorallem schnell an etwa 200 Rubel kommen? Auf Arbeit hatte ich im Urlaub wirklich keine Lust ..... lieber Wetttrinken oder so etwas. Bedrückt warf ich meinen falschen Bart in die Ecke.

Als ich Kathys Sorgen um den Paintballausflug hörte, machte ich mir ein paar Gedanken, wie wir schnell und einfach Geld auftreiben könnten. Was könnten wir nur machen.. eventuell ein Zitronen-Wettessen? Aber dann viel mir etwas gutes ein: Wir verkaufen Jounes ollen Kram!
Und so packte ich langsam meine Sachen für den Paintballausflug. In der Zwischenzeit kam mich Sasaka besuchen (wir trafen sie bei der Rezeption) und schaute, was ich so mache. Ich erklärte ihr meine Situation und sie lächelte nur freundlich.
Als ich fertig mit packen war, unterhielt ich mich ein wenig mit ihr und wir freundeten uns ein wenig an. Zusammen planten wir dann einen Verkaufsstand für Jounes alte Sachen. Sie gingen weg wie sonst was!
Ingesamt haben wir 180 Rubel zusammen bekommen. Leider fehlt noch ein wenig Geld, vielleicht fällt den Anderen noch etwas ein...
Nachdem Sasaka und ich mit dem Verkauf fertig waren, gingen wir noch zum Café um die Ecke.

Mit Takezo saß ich nun im Café. Und abgesehen von den komischen Musikanten, die Geld wollten, und deshalb auf uns einredeten, in ihrer Sprache, die ich sowieso nicht verstand, gab es nicht viel, was mich störte.
Vielleicht noch die Tatsache, dass meine Cola Light komisch schmeckte. So wässrig mit einem leichten Schuss von...etwas, das ich nicht kannte.
Als ich Takezo fragte, ob das bei seiner Cola auch der Fall sei, nickte er leicht und fügte noch hinzu: >>Meine schmeckt dazu noch salzig...<<
Das könnte daran liegen, dass er eine normale Cola hatte, und ich die Light-Variante.
Irgendwie schmeckte das in jedem Land - und in jeder Stadt - anders.
Nach einigen Minuten des Überlegens entschloss ich mich dazu, die Kellnerin nach der Cola zu fragen - in englisch, versteht sich.
Diese wiederum erklärte mir in brüchigem Englisch, dass das die russiche Version einer Cola sei und dass man in diesem Café nichts anderes erwarten konnte. Desweiteren sagte sie mir, dass die normale Cola aus 30% Cola, 50% Wasser, 10% Salz und 10% Essig bestand. Nach der Light Cola fragte ich erst gar nicht!
Nachdem Takezo und ich gezahlt hatten, verließen wir das Café. Sichtlich verwirrt, natürlich.
Da fiel mir wieder ein, dass noch etwas Geld fehlte.
>>Wir könnten eine Tanzaufführung machen.<<, schlug ich vor.
Takezo widerum stand stumm neben mir und überlegte.
Einige Zeit später verneinte er. Schade eigentlich.

Als wir in die Tür reinkamen, kam Kathy auch schon auf uns zugerannt und wollte uns umarmen, aber sie rutsche über dem Teppich aus. Als wir sie hochhieften singte sie berühmte Kinderlieder , ihre Stimme verzerrte sich dabei und sie schien leicht angetrunken... Und sie roch auch danach, sie hat wohl an einem Wetttrinken teilgenommen um an Geld zu kommen. (Schien aber Alkohol doch nicht wirklich zu vertragen.) Na ja, wir brachten sie also in ihr Zimmer, nahmen ihr den Bart ab und schlossen die Tür. Marcel und ich schlichen uns in Takezo's Zimmer, der ganz erschöpft war und deswegen schlafen ging um ihn den Bart anzukleben, aus welchen Grund auch immer, wir hatten einfach Lust dazu. Als wir unsere hochanspruchsvolle Aufgabe erledigt hatten, rannten wir wie lachende kleine Kinder weg und rannten gegen eine Tür die sich öffnete. Es war Viral, der übrigends auch noch da war, er sah ziemlich krank aus und wollte wohl zur Toilette. "Schweineschnitzel" fügte er noch hinzu und ging.
Wir waren sichtlich verwirrt von diesem Verhalten, aber am besten denkt man nicht weiter drüber nach. Marcel und ich gingen Othello spielen, denn wir mussten auf Kathy warten, die sich ebenfalls erholen musste. Heute ist irgendwie nicht unser Tag. Oh, jetzt fing es auch noch an zu regnen, ziemlich heftig.