Wenn es in der Zeitung nur um irgendwelche Regenbogenpressegeschichten ginge, könnten die Macher das Blatt behalten. Werden jedoch verschiedenste unterschiedliche Nachrichten dargestellt, die nicht nur aus einem Ressort stammen und wird dabei versucht die Berichterstattung nicht auf BILD-Niveau ablaufen zu lassen, das geht dann auch in den Bereich der taktlosen Zeichnungen, die vielfach vielleicht nur schocken und nicht informieren wollen, könnte ich mir schon vorstellen mir die englische Version der Zeitung, siehe unterstes Zitat im Startpost, öfters mal anzugucken.
Bezüglich der Verwendbarkeit eines solchen Mediums außerhalb Japans gibt es noch zwei weitere Beispiele. Mit diesen CGI-Taiwan-News würd ich hier wohl eher nicht rechnen, da würden die meisten Zuschauer den Machern wohl ziemlich schnell unterstellen, dass da gelogen wurde und das alles kaum so abgelaufen sein kann. Mit einer reinen Manga-Zeitung würd ich hier eher auch nicht rechnen, man hat ja schon bei der Diskussion im Spiegelforum gesehen, dass solche Zeichnungen noch als Kinderkram angesehen werden, da haben sogar welche vom Kulturverfall gesprochen, weshalb eine reine Manga-Zeitung sich hier wohl allerhöchstens als Kinderzeitung durchsetzen würde, aber mit sowas wie FAZ-Manga wird man uns wohl nicht beglücken. Bleibt dann nur noch die Mischung, die ja scheinbar recht gut ankommt in Genf und die man hier auch mal testweise ausprobieren könnte in einer größeren Zeitung, da das wohl noch am ehesten dem deutschen Leser zuzumuten ist, auch wenn ich mir schon jetzt sicher bin, dass bei einer Berichterstattung dieser Art sicherlich viele wieder mit Taktlosigkeit und sowas anfangen und derlei Zeichnungen als Kinderkram verteufeln, aber ausprobieren könnte man es ja, vielleicht würde das dem deutschen Zeitungsmarkt mal ganz gut tun.
Was die Authentizität angeht, kann man sich aber fragen, braucht man jetzt als Bild wirklich ein Foto der echten, von einer Bombe zerfetzten, Leiche oder reicht nicht auch einfach eine passende Zeichnung, die es authentisch darstellt? Daran scheiden sich dann wohl eher die Geister, denn den japanischen Leser scheint es auszureichen, wenn er es in gezeichneter Form bekommt, während der deutsche Leser wohl eher schimpfen würde, wo wir wieder beim Mentalitätsproblem wären, für den Einen ist das schon authentisch, für den Anderen noch nicht.
Die Taktlosigkeit kann dabei natürlich auch zum Problem werden, aber einen Mord könnte man noch nachzeichnen, wenn wirklich alle Informationen darüber bekannt sind, kommt dabei natürlich jetzt drauf an, was das für ein Mord ist, aber ansonsten würden die Zeichner wohl vermutlich versuchen das gesamte Geschehen in einer Art Dialog darzustellen, wenn man es nicht zeichnen kann oder will. Natürlich könnte dann BILD-Manga das überreizen und einfach mal alles so zeichnen, wie die sich vorstellen, wie das abgelaufen ist. Kommt dann auch auf die Mentalität der Zeitung und der Macher an. Aber ansonsten dürfte Taktlosigkeit vielleicht nicht so das Problem darstellen, wenn die Redaktion genau sagt bis wohin gegangen werden darf und wo die Grenze ist.
Das größte Problem ist ganz klar die Aktualität, wie man ja an der Manga-Zeitung auch sehen kann. Man kriegt nicht täglich neue Nachrichten, immerhin muss der Zeichner ja nachdenken, wie er es genau darstellen soll, dann dauert es noch bis er es so gezeichnet hat, dass es auch verwendbar ist, also lässt sich eine solche Zeitung wohl kaum als Tageszeitung rausbringen, allerhöchstens noch als Wochenzeitung, aber am besten ist es eben noch als Internetzeitung, da dort die neuen Nachrichten immer wieder sofort eingefügt werden können, wenn sie fertig sind. Aber als Tageszeitung würde es aufgrund der Aktualität wirklich scheitern, außer man hat ein riesiges Zeichnerteam, dann ließe sich das vielleicht umsetzen. Nur dürfte die Zeitung dann wohl ein recht teurer Spaß werden.