Ich bin zwar gerade erst mit Agrabah fertig, aber da ich das englische Skript des Originals, das Secret Ending kenne und einen großen Teil der Recoded Ultimania Interviews übersetzt habe, erlaube ich mir trotzdem mal, meine Meinung abzugeben. (Ist lang, wird also ohnehin ignoriert werden.)
Eines Vorweg: Ich finde, man muss immer dran denken, dass Re:coded auf der Grundlage von Coded erstellt wurde und daran, welchen Zweck Coded erfüllen sollte: es war ein kleiner Snack, fast eine Art Merchandise-Artikel wie schon Avatar Kingdom und V Cast. Und als kleiner Fanservice - wir wissen ja, wie gern sie den betreiben - gab es noch ein kleinen Vorgeschmack auf das, was uns in Zukunft erwartet, ein paar Infos dazu (Bspw diese kleinen Szenen, die man nach Abschluss der ersten Welten immer sieht.). Aber wir wären auch ohne diese Infos ausgekommen.
Man kann diesen Aspekt einfach nicht so leicht ausblenden, finde ich, und muss ihn in seine Erwartungen miteinfließen lassen.
So habe ich das Spiel immer gesehen, sehe ich es auch jetzt und werde es immer so sehen.
- War sie logisch, bzw. gut durchdacht?
Jain. Wenn man die Erklärungen zu der Geschichte etwa im Ultimania liest denkt man: "Wow, da haben sie sich ja Vieles ausgedacht." und man findet keine Lücken. Aber in Kingdom Hearts KANN man einfach nicht nach Logik suchen, wenn man an die Art und Weise denkt, wie die Geschichte zu entstehen scheint. Bei Kingdom Hearts wird immer passend gemacht, was nicht passt. Man schreibt den Plot und bemerkt, dass ein zwei Begebenheiten nicht den bisherigen Regeln entsprechen - also macht einfach schnell ein zwei neue "Gesetze", die diese Abweichungen als Ausnahmen erklären und alles ist wieder hübsch "logisch".
Wenn man immer nach den Regeln geht, die in der KH-Welt gelten, dann - ja, die Gesichte ist logisch und das war sie bisher auch immer.
Aber in meinen Augen ist es immer leicht, sie eine Geschichte auszudenken und sich dann für ein paar Anomalien einfach Erklärungen aus den Fingern zu saugen. Die Geschichten sind "logisch", wenn man bedenkt, dass die Logik in KH weit weit weit von dem abweicht, was in unserer realen Welt logisch ist.
- Hätte man auf das Spiel verzichten können?
Natürlich. Re:coded bietet zweifellos relativ wenig neuen Inhalt, der zum Fortschreiten des Plots beträgt.
Aber sollte es das? Coded war ein Handyspiel, von dem sie garantiert wussten, dass es in der Form NIE in Übersee erscheinen würde. Es war nie als NDS-Ableger geplant, als es geplant wurde. Daher konnte es nicht allzu viel neues Plot haben, um die westlichen Fans nicht zu vergraulen.
Man kann den Aspekt einfach nicht außer Acht lassen, dass Re:coded nur entstanden ist, damit wir auch diese ein zwei Happen bekommen, die Coded uns liefert. Klar hätte man das Geschehen in Coded im nächsten Teil schnell zusammenfassen können, nach dem Thema: "Mickey weiß, dass Vens Herz in Sora ist, weeeeil" usw.
- Hätte man mehr aus dem Spiel machen können?
Nein, nicht von der Story her.
Re:coded ist einfach eine verbesserte neuaufgelegte Version eines relativ kleinen Handyspiels für den Nintendo DS. Sie mussten sich an diese Vorgabe halten, sie konnten nicht einfach noch mehr Story dazufügen, dann wäre es kein Remake mehr. Coded war nie als wichtiges Spiel geplant - weil sie wussten, dass nicht jeder Zugang zu diesen Spiel haben wird. Dann wurden die Nachfrage nach Coded auf einer verbreiteren "Konsole" so groß, dass sie es neuaufgelegt haben. Nicht weil, sie selbst den Teil als wichtig empfanden, sondern weil die Fans es wollten. Und jetzt haben sie es getan und es ist auch wieder nicht richtig, hab ich das Gefühl.
Aber sie haben all das aufgepeppt, was ihnen angsichts der Situation, dass sie die Story nicht von der des Originals entfernen dürfen, möglich war zu verändern. Das Gameplay hat sich im Vergleich zum Original unheimlich verändert, ebenso die Art der Präsentation mit den Bildern und alles. Und das Avatar Menü...
Was meine Meinung über das Spiel anbelangt, so mache ich diese nicht daran fest, wie wichtig das Spiel für Kingdom Hearts selbst war. So gesehen ist Re:coded der unbedeutendste Teil der Serie. Aber:
Ich genieße das Spiel, es gefällt mir, ich spiele es gern. Ich mag die Charaktere, die Dialoge und das Herz, das in die Geschichte gelegt wurde. Es fühlt sich für mich endlich endlich endlich nach langer Zeit wieder wie ein Kingdom Hearts Spiel an und erfüllt fast alle Anforderungen, die ich an einen KH-Titel stelle. Von den drei Titeln, die damals gleichzeitig vorgestellt wurden (coded, Days, BBS), gefällt mir Re:coded bisher am besten. Und zwar mit Abstand. Keine überkandidelte Pseudo-Dramatik, die sich planlos durchs Spiel zieht, sondern gezielt gesetzte Akzente. Eine dynamisch gut ausbalancierte Story, man verbringt genug Zeit in den Welten, damit sich die Geschichte überhaupt glaubhaft entwickeln kann und vor allem ein unvorhersehbares Ende. Ich habe an der technischen Umsetzung wenig zu meckern, nur mit der Kamera komme ich zum ersten Mal nicht soooo gut klar. Und das Spiel ist zweifelsohne ziemlich umfangreich,
wenn man Nebenquests und alles miterledigt.
Und jetzt zu Eilan, wo er schon so schöne Denkanstöße liefert. =)
Ist das nicht etwas zu abgedroschen?
Natürlich ist die Geschichte abgedroschen. Die Geschichte der letzten Handheldtitel von Kingdom Hearts waren
immer abgedroschen und haben die Grenzen des Kingdom Hearts Universums arg strapaziert. Es wurden Charaktere eingeführt nur zu dem Zweck, damit Sora sie später irgendwie retten kann (auch TAV sind da nicht die Ausnahme).
Klar ist es abgedroschen, dass Jiminy in KH2 durch sein Tagebuch blättert und sagt, dass dort nur ein Tagebucheintrag wäre, den er nicht verfasst hatte und zwar "Naminé danken". Und am Anfang von Re:coded merkt er plötzlich: "Oh, da ist ja noch ein anderer!"
Re:codeds Geschichte wirkt genauso fürchterlich gezwungen und steif wie die Geschichten von BBS und Days, in denen zu allen Überfluss noch jedes Fitzelchen geklärt werden musste, was in früheren Titeln irgendwie mal vorkam (In Days hat mir das sehr gefallen, wie sie erklärten haben, warum der KH2 Prolog ist, was er ist. In BBS haben sie es allerdings wirklich übertrieben.)
Dass Karlo und Malefiz auftauchen, ist genauso abgedroschen, wie du schon sagtest. Da war es es mir doch auch etwas ZU viel mit dem Zufall, als Karlo zufällig mit in die Datenwelt gezogen wird, weil er zufällig an der Tür lauscht, die zufällig offen steht, obwohl sie sonst immer geschlossen war. Und wieso Malefiz so einfach in die Welt konnte nur weil Karlo sie gerufen hat.. Naja, ich weiß nicht. Ich habe mich sehr gefreut, dass sie beide auftauchen, denn sie tragen sehr gut zur Atmosphäre bei. Aber die Erklärung war, wie schon die, wie Karlo in BBS verbannt wurde und Malefiz traf einer der nicht so gut durchdachten Momente.
König Micky hat eine Maschine die Tagebücher, (die nicht größer als einen Fingerhut sind) "digitalisiert". Darauf hin erscheinen ja auch die "Bugs".
Maschinen, die Personen und Gegenstände digitalisieren, gibt es schon in KH2. Sie konnte Roxas und Riku digitalisieren und die Organisation konnte dort sogar von außen eindringen. Auch Gegenstände konnten digitalisiert und in die Welt gebracht werden oder sogar aus der digitalen Welt in die reale Welt (Olettes Geldbeutel). Das digitale Twilight Town wurde von Roxas' Wünschen (Parallelen Days-KH2!) und den Erinnerungen an die Stadt geformt. Für mich besteht kein Unterschied in dem Digitalisieren von Erinnerungen einer Person und den Erinnerungen, die in einem Tagebuch gespeichert sind (dass schriftliche Dokumente auch Erinnerungen tragen, wissen wir spätestens ab Days, denn anscheinend scheinen auch die AUfzeichnungen der Organisation über Xion verschwunden zu sein genau wie alle anderen Erinnerungen an sie.) Zudem müssen sie noch im Tagebuch sein, denn von Naminé wissen wir, dass man Erinnerungen nicht löschen sondern nur anders zusammenfügen kann.
Die Bugs erscheinen einfach, weil Naminé im Tagebuch rumgepfuscht hat und für mich ist das erstens schlüssig und zweitens eher eine Erleichterung, dass das Mädl nicht ALLES weiß. Wenn man stümperhaft Daten verändert, treten Fehler auf. Naminé hat das nicht vorausgesehen und auch nicht beabsichtigt.
Daher möge man mir verzeihen, wenn ich nicht verstehe, wieso es jetzt weit hergeholt klingt, wenn es diese Konzepte bzw Möglichkeiten schon in vorherigen Spielen gab und dort nie hinterfragt wurden.
Aus der Sicht des Königs sah das ganze ja auch so aus wie auf dem normalen DS. Also so ein verpixelter Sora, der die Bugs zerstört.
Tron in KH2? War das etwa auch abgedroschen? Denn von außen hat man ja auch nur die Pixelgestalten gesehen, als Tron sich bei ihnen bedankt hat. Und auch dort wurde gegen böse Programme und "digitale" Herzlose und was weiß ich nicht alles gekämpft. Nur das dort der echte Sora in der Datenwelt war und in Re:coded eine Art Anti-Viren-Programm, die Soras Form angenommen hat.
Und war das nicht ein riesengroßer Zufall, dass sie gerade auf die Idee mit dem digitalisieren kamen? Ich meine, wie hätte man sonst die Nachricht lösen können?
Nein, ich denke, dass ist einfach die beste Art und Weise, die Herkunft der Nachricht zu klären. Sie haben nicht einfach so ins Blaue geraten nach dem Thema: "Digitalisieren wa mal das Tagebuch und gucken was passiert." Das Digitalisieren ist einfach die beste Möglichkeit, eventuell verborgene Daten zu finden, was Mickey ja auch selbst sagt.
Ich sehe auch nicht, wieso es so merkwürdig aussieht, dass sie diesen tollen Supercomputer haben. Sie haben auch eine riesige Gumi-Jet-Werft - Chip und Chap scheinen trotz ihres knuddeligen Aussehens einiges auf dem Kasten zu haben. Warum dann auch nicht sowas?
Nun gut, man könnte noch darüber streiten, ob womöglich Ansem der Weise das alles so geplant hat. Immerhin wissen wir ja, dass er Daten in Sora versteckt hat.
Naminé, nicht DiZ. DiZ hat mit dem Tagebuch nichts zu tun, Naminé schrieb eher den Eintrag, weil sie das "Leiden" der Leute in Sora fand und ihn auf diesen "Schmerz" aufmerksam machen wollte. Sie selbst sagt ja, dass sie die Natur dessen, was Ansem dort in Sora verborgen hat, nicht kennt.
DiZ und Naminé haben unabhängig voneinander gehandelt.
Darüber hinaus, was war denn jetzt der Kernpunkt des Spieles? Sollte Daten-Sora nur auf Daten-Naminé treffen? Sollte nur diese eine Nachricht weitergegeben werde?
Richtig. Naminé hat Daten von sich im Tagebuch verborgen um Sora genau diese Nachricht zu überbringen. Sie hat befürchtet, dass sie Sora nach seinem Erwachen nicht mehr treffen würde - was ja auch eingetreten ist - und hat so auf anderem Wege versucht, ihm mitzuteilen, auf was sie da gestoßen ist.