Ni no Kuni: Der Fluch der weißen Königin (PS3)
Habe ich heute abgeschlossen. Zeit, um mal ein Fazit zum Spiel zu verfassen.
Zunächst einmal denke ich, dass das Spiel davon lebt und ganz gezielt darauf setzt ein ganz ganz klassisches JRPG mit ein paar modernen Elementen zu sein. Ich denke nicht, dass die Entwickler mit diesem Spiel neue Maßstäbe setzen oder irgendetwa Revolutionäres schaffen wollten - ich denke, dass das auch die Einstellung ist, mit der ein Spieler an dieses Spiel herangehen sollte. Ni no Kuni setzt einfach auf viele Dinge, für die JRPGs beliebt teilweise aber auch belächelt werden.
Die Geschichte ist in Ordnung. Mehr aber leider auch nicht. Vielleicht bin ich da ganz alleine mit, aber das Spiel fängt wirklich WIRKLICH atmosphärisch an und verliert nach etwa 5-10 Spielstunden einiges an Atmosphäre. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass man nebenher so viel zu tun hat, dass es mit der Geschichte so langsam voran geht - aber ich muss ganz ehrlich sagen, ich hatte gegen Ende fast vollkommen das Interesse an der Geschichte verloren. Die Story ist schon ein bisschen klischeehaft und teilweise schon etwas vorhersehbar, so richtig übel nehmen kann man es dem Spiel aber nicht. Wie gesagt, ich habe schon das Gefühl, dass das Spiel gezielt so sein möchte - was ich bei Tales of Graces, das mindestens genauso klischeehaft ist, nicht mal ansatzweise so empfunden hatte.
Was mir aber an der Geschichte gefällt ist, dass ich kein einziges Mal die Augen rollen musste, weil mir etwas überdramatisiert vorkam. Keine langen emotionalen Monologe voller Selbstzweifel etc wie ich sie ja so hasse. Das Spiel hat schon eine ernste Geschichte und behält doch seinen heiteren Unterton bei.
Die Charaktere gefallen mir insgesamt. Sie haben alle eine mehr oder weniger bewegende aber nicht übertragische Hintergrundgeschichte, was mir sehr gut gefällt und sie harmonieren gut miteinander, wenn gleich die im Nachhinein doch etwas farblos bleiben. Lediglich Tröpfchen kann manchmal etwas nervig sein, wenn er einem 3-4 Mal in einem Dialog erklärt, was als nächstes zu tun ist. Auch das schlichte Design gefällt mir unheimlich gut und stellt einen angenehmen Kontrast zu sonstiegn RPG-Casts da.
Die Präsentation und die Spielwelt ist die ganz große Stärke des Spiels. Die Spielwelt ist wunderwunderschön. Ich habe auch noch nie eine so wunderbare Weltkarte gesehen - SO muss sowas aussehen, dann treib selbst ich mich gerne auf der Weltkarte rum. Die Städte sind toll und haben alle ihren ganz eigenen Charme, ebenso wie die zahlreichen Dungeons. Die Graphik ist gut und läuft sehr flüssig - sie bringt den markanten Stil die Spiels, der aber sicher auch nicht jedem gefällt, sehr gut zur Geltung. Ich konnte teilweise erst nach einigen Sekunden feststellen, ob eine Szene CG war oder eine gezeichnete Animeszene. Apropros Animeszenen: Sie sind mir persönlich etwas zu selten. Da aber auch die Ingamegraphik nicht so unglaublich unterschiedlich ist, kann ich das aber noch verzeihen.
Und das Design der Monster ist wirklich toll. Eigentlich sollte da für jeden was dabei sein. >w<
Dem OST stehe ich eher zwiegespalten gegenüber. Die Tracks an sich sind wirklich großartig und unwahrscheinlich atmosphärisch. Sie verstehen es, den Spieler vor allem in den ersten Spielstunden in die Spielwelt von Ni no Kuni zu ziehen. Aber der OST ist für ein so umfangreiches Spiel viel(!) zu klein. Nach etwa 20 Stunden hat man alle Tracks zu genüge gehört und es kommen einfach keine neuen Musikstücke mehr dazu. Viele Orte teilen sich dieselbe Musik. Gerade wenn ich bedenke, wie toll die wenigen Tracks des Spiels sind, ist es total schade drum.
Die Sprachausgaben (Englisch und Japanisch) sind beide übrigens sehr gut gelungen. Mich freut vor allem, dass es mal wieder eine englische Synchro gibt, in der mal nicht dieselben 10 Verdächtigen mitsprechen.
Die größte Schwäche des Spiels bleibt aber das Gameplay. Gerade die Kämpfe können unglaublich frustrierend sein - Spezialangriffe der Gegner leiten Animationen ein und diese unterbrechen die eigenen Aktionen wie Zauber oder Items, die gerade vorbereitet werden und man muss dann nochmal ganz von vorne auswählen. Monster laufen manchmal einfach gegen Hindernisse, wenn sie zu ihrem Angriffsziel rennen, und rennen ich das fest. Man muss dann den Agriff abbrechen und manuell um das Hindernis rennen - und dann muss man warten, bis es wieder möglich ist, anzugreifen. Die KI ist eine Katastrophe. Man kann für seine Mitstreiter nur ungefähre Verhaltensmuster auswählen. Ich würde aber viel lieber genauer festlegen, welche Angriffe meine Mitstreiter einsetzen können und so weiter - da hätte ich gern mehr Einstellungsmöglichkeiten gehabt (das sie mir beispielsweise nicht immer die Essenzen wegschnappen sollen! GRR.). Zudem fällt man nach ein paar Spielstunden in eine gewisse Routine und die Kämpfe werden etwas eintönig. Den Schwierigkeitsgrad an sich fand ich aber okay.
Toll umgesetzt wurde auch das Questsystem. Zu jeder Quest gibt es eine kleine Geschichte - mal mehr mal weniger wichtig. Auch die Belohnungen, die man für das Erledigen von Quests bekommt, lohnen sch wirklich. Wer selbst in Ni no Kuni keine Quests macht, dem ist nicht zu helfen. :3
Allgemein, was Umfang und Nebenbeschäftigungen angeht, habe ich nur Lob für das Spiel. Es ist genau der richtige Umfang. Nicht so viel, dass es sich wiederholt, aber auch nicht so wenig, dass man nach 30 Stunden mit dem Spiel durch ist. Besonders am Monstersammeln hatte ich unheimlich viel Spaß. Ich habe sie alle gefangen und entwickelt. :3 Lediglich für die letzten Alchemierezepte hatte ich dann keine Lust mehr, weil mir das mit dem farmen dann doch zu lang und zu frustrierend wurde. Ich hab dann doch besseres zu tun, als die nächsten zwei Woche stumpf vor mich hinzufarmen und alle 1-2 Stunden mal einen der hyperseltenen Sachen zu bekommen.
So, ich denke, damit hätte ich alles abgedeckt, was es zum Spiel zu sagen gibt.
Ein Wort noch zur Collectors Edition: Der lag der Magische Begleiter bei - ein unbeschreiblich schön gestaltetes Buch mit zahlreichen tollen Illustationen und Artwork und es enthält viele wichtige Informationen, die einem beim Spielen wirklich weiterhelfen, sowie eine kleine Märchensammlung und weiteres Interessantes zur Spielwelt. Eine tolle Beigabe, für die sich der Kauf gelohnt hat.
Alles in allem empfinde ich das Spiel als etwas überbewertet, was Rezensionen diverser (Online-)Magazine angeht. Es war keine Offenbarung und es ist ganz sicher auch nicht
das RPG dieser Generation - zumindest für mich nicht. Das Spiel besitzt trotz all des Charmes und der tollen Präsentation wirklich ganz eindeutige Schwächen, die man auch nicht kleinreden sollte, sodass ich nicht verstehe, warum dieses Spiel so in den Himmel gelobt wird und Spiele, die mindestens genauso gut sind, als "Kulleraugen und Knöpfchenhämmern" abgestempelt werden (ToG kommt nicht an Ni no Kuni ran btw, aber mich ärgert dieser Satz einfach immer noch so sehr und er zeigt auch ganz gut, wie gern man JRPGs für ihren Knuddelstil abstempelt). Ich hab das Gefühl, dass die Logos von Ghibli und Level-5 auf der Verpackung da nicht ganz unschuldig sind an den hohen Wertungen.
Wieauchimmer: Ni no Kuni ist ein Spiel, das sehr viel Charme besitzt und das ich trotz seiner Schwächen immer in guter Erinnerung behalten werde. Ich kann mir gut vorstellen, es eines Tages nochmal zu spielen.