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29.01.2012, 23:28

[KH-Fanfiktion] Light of the Night Sky

Spontan habe ich mich entschlossen mal eine Kingdom Hearts-Story zu verfassen, um ein paar Ideen, die ich gerne in Kingdom Hearts sehen würde niederzuschreiben. Da ich nicht so viel Erfahrung darin hab mit bereits vorliegenden Charas zu schreiben, müsst ihr mir verzeihen wenn sie ein wenig OOC sein könnten. Ich versuche jedoch mein Bestes, um sie nah am Original zu halten.

Die Geschichte beinhaltet alle Informationen aus KH1, 2, Days, CoM, BbS und Coded ebenso ein paar Aspekte aus 3D. Es werden keine OC's vorkommen.

Beschreibung
Xehanort ist zurückgekehrt und abermals droht das Universum dank seiner Machenschaften in Chaos zu versinken. Ein Grund, warum Yen-Sid es als nötig empfindet Sora und Riku einer Meisterprüfung zu unterziehen. Doch noch während der Prüfung kommt es zu einem Zwischenfall, den Yen-Sid nicht vorhergesehen hat. Eine geheimnisvolle Gruppierung, die unabhängig von Xehanort handelt, tritt nun in Aktion, während Malefiz & Karlo eine Herzlosen-Armee gegen Disney-Town in die Schlacht führen und zu allem Überfluss erscheinen auch noch alte Bekannte auf der Bildfläche, die drohen die Bedrohung durch die Niemande erneut erstarken zu lassen.
In all diesem Chaos fehlt von Xehanort jede Spur und auf einmal spürt Sora wie sich etwas Dunkles, längst Vergessenes in ihm regt ...

(c) crazyneko17

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Cheshire Cat« (03.02.2012, 18:20)


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03.02.2012, 18:25

Chapter I ist draußen. Hier lesen oder oben auf den Link klicken und zu meiner Story auf FanFiktion.de gelangen :>

Chapter I - Sleeping Realm

„Du bist spät dran!“, begrüßte Riku Sora mit einem lässigen Lächeln als dieser völlig am Ende seiner Ausdauer am Strand der Hauptinsel ankam und sich dort in den Sand fallen ließ. Das lange Silberhaar hing ihm wie üblich in die grünblauen Augen und er trug seine typische Kleiderkombination aus einer ärmellosen, weißen Weste, einem schwarzem, wieder ärmellosen Shirt und blauen Jeans.

„Aber ich hab’s noch rechtzeitig geschafft“, keuchte Sora und schenkte seinem Freund ein breites Grinsen. Dieser lachte daraufhin kurz amüsiert auf und antwortete: „Gerade noch so.“

„Ist Yen-Sids Bote schon da gewesen?“, fragte der braunhaarige Stachelkopf, immer noch nach Luft schnappend, während er sich verwirrt umschaute. Es war nirgendwo eine Spur von irgendwem zu sehen, weder Donald, Mickey oder sonst irgendeine ominöse Gestalt. Die beiden Jugendlichen waren allein am Strand.

„Wie du siehst, nein“, bemerkte der Silberhaarige noch einmal das Offensichtliche und blickte sich ein wenig genervt um, fast als würde er hier schon eine halbe Ewigkeit warten. „Der Typ lässt sich aber ganz schön Zeit“, hörte Sora ihn verstimmt grummeln und er sah, dass Riku, so wie immer, wenn ihm etwas nicht passte, die Hände in die Tasche steckte und sich leicht verärgert umsah. „Will er uns hier etwa versauern lassen?“

„Das liegt doch nur daran, dass du immer viel zu früh da bist!“, kommentierte der Stachelkopf die Aussage seines Freundes neckisch und freute sich wie immer insgeheim darüber, dass er Zeit mit ihm verbringen konnte. Riku war ihm nach den vielen Abenteuern, die sie bestritten hatten, sehr ans Herz gewachsen und obwohl es öfters Zwist zwischen ihnen gegeben hatte, war Sora der festen Überzeugung, dass sein baldiger Mitschüler einer der wenigen war, die ihn wirklich voll und ganz verstanden. Gemeinsam hatten sie Ansem, den Sucher der Dunkelheit und Xemnas besiegen können und waren schließlich im Reich der Dunkelheit gestrandet und obwohl keine Hoffnung in Sicht gewesen war, hatte sie zueinandergehalten. So etwas schweißte zusammen.

Bevor die beiden Schlüsselschwertträger jedoch erst richtig beginnen konnten, sich gegenseitig spielerisch aufzuziehen, wurde ihre Aufmerksamkeit von etwas anderem angezogen. Über ihnen, am klaren, blauen Himmel, erschien auf einmal ein hell leuchtender Punkt, der anfangs nur schwach geglommen hatte, nun immer mehr an Intensität und Größe zunahm. Auch blieb er nicht an einem Punkt stehen, sondern bewegte sich, fast einer Sternschnuppe ähnlich, aber doch anders. Denn anstatt eine gerade oder elliptische Bahn zu ziehen, sprang dieses Licht aufgeregt hin und her, so als wüsste es nicht genau, wohin es wollte.

Riku und Sora waren noch dabei gewesen, dieses merkwürdige Spektakel zu bewundern, da krachte das Licht auch ehe sie sich versahen vor ihnen in den sandigen Boden und eine dicke Staubwolke wirbelte auf. Die beiden Schlüsselschwertträger waren reflexartig zurückgesprungen und beschworen nun ihre Waffen, bereit anzugreifen und in vorsichtiger Kampfstellung lauernd. Zwar hatten sie seit einiger Zeit nicht mehr wirklich gekämpft, aber alte Angewohnheiten vergaß man nicht und sie hatten damit gerechnet, dass Xehanort früher oder später die Offensive ergreifen würde. Doch anstatt eines sich auf sie stürzenden Feindes trat jemand anderes aus der Staubwolke.
„Herrje!“, murmelte die noch als Silhouette zu erkennende Gestalt hustend und wirbelte mit den Händen umher, um den Staub zu vertreiben. „Dieser Sternsplitter ist wirklich unberechenbar. Dabei hatte ich doch bereits alle Feinheiten raus …“

Als der umher schwebende Sand sich endlich wieder gelegt hatte, konnten Sora und Riku schließlich endlich erkennen, wer da vor ihnen gelandet war. Es war ein Junge, vielleicht zwei oder drei Jahre jünger als sie, der sich etwas Sand von der Kleidung klopfte. Er besaß mittellanges, glatt anliegendes rotbraunes Haar, welches einen leichten Schuss ins Haselnussfarbende ging und helle, erdfarbene Augen. Gekleidet war er in ein langes schwarzes Kostüm, welches einem alten Zauberergewand glich mit einem dazu passenden schwarzen Umhang, einem hohen Kragen und einem hellen Spitzhut. Etwas Farbe in dieses düstere Kostüm brachte sein hellgelber Schal, den der unbekannte Junge sich in edler Manier um den Hals gebunden hatte. Sein markantestes Merkmal war jedoch nicht seine merkwürdige Kleidung, sondern die blassen Sommersprossen, die er auf der Nase hatte. Zwar nicht besonders auffällig waren sie insofern besonders, dass sie auf den Inseln des Schicksals eine Rarität waren, die man nur selten zu Gesicht bekam.

Der Junge blickte sich jetzt etwas desorientiert um, da er offenbar nicht genau wusste, wo er gelandet war. Sora und Riku ließen leicht verwirrt ihre Waffen sinken und tauschten fragende Blicke aus. Wer war der Kerl? Doch nicht …?

„Hey, du!“, rief Sora dem merkwürdigen Neuankömmling zu und ging ihm einige Schritte entgegen. „Bist du zufällig der Gesandte von Yen-Sid?“

„Ja, der bin ich“, schreckte der Junge auf und wandte sich um, als ob er die beiden Jungendlichen erst jetzt bemerkt hatte. Nach einem schnellen Blick auf die Waffen in ihren Händen, schien ihm ein Licht aufzugehen und er deutete kurz eine Verbeugung an, wobei ihm fast sein übergroßer Hut vom Kopf rutschte. „Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Arc und ich bin ein Schüler des großen Yen-Sid. Ich nehme an, ihr seid Sora und Riku?“, fügte er mehr feststellend als fragend hinzu. Wer sonst sollte so früh am Strand der Inseln des Schicksals mit zwei Schlüsselschwertern auf ihn warten?
„Jap“, antwortete Sora grinsend und ließ seinen Königsanhänger verschwinden, ebenso wie Riku seinen Weg zur Dämmerung. „Wir haben schon gewartet“, setzte Riku nach ohne dabei besonders missgünstig zu klingen, lediglich sein Unterton verriet, dass er nicht wirklich begeistert von Arcs Verspätung war.

Der Zauberschüler ignorierte die versteckte Rüge und näherte sich den beiden Inselbewohnern, wobei er in einer seiner weiten Taschen herumzukramen schien. Sora war interessiert und auch Riku blickte seinem Freund neugierig über die Schulter. „Wo ist es denn bloß, ich hätte schwören können …“

„Sag mal, äh, Arc“, begann der Stachelkopf, da, von dem leisen Gemurmel des Neuankömmlings abgesehen, sich eine unangenehme Stille breitgemacht hatte. „Wie hast du es eigentlich hier her geschafft? Mit einem Gumi-Schiff?“

Als Antwort schüttelte der Junge wortlos den Kopf und suchte weiter nach dem Ding, was er in den Weiten seines Gewandes verloren hatte. Sora kratzte sich verlegen die Wange und setzte ein wenig überzeugendes Lächeln auf, während Riku still blieb. Eigentlich hätte er sich selbst die Antwort geben können, schließlich hatte Arc nirgendwo eines dieser besonderen Fahrzeuge geparkt, aber er hatte eben das erste ausgesprochen, was ihm in den Sinn gekommen war. Vielleicht sollte er sich doch mal an Rikus Motto „Erst denken, dann reden“ halten, aber er hasste diese unangenehme Ruhe, wenn man sich nichts zu sagen.

So wollte er schon ein weiteres Mal ansetzen ein Gespräch zu beginnen, da wurde er von Arc auch schon im Ansatz erstickt, weil dieser offenbar endlich den von ihm vermissten Gegenstand gefunden hatte. Es war ein sternförmiger, blauer Kristall, ungefähr handflächengroß und mit einem grüngelblichen Metallblitz, der aus ihm herausragte. „Was …?“, wollte Sora schon schaulustig fragen, wurde aber ein weiteres Mal unterbrochen, da der junge Zauberer in einer monotonen Art, fast als würde er etwas auswendig Gelerntes vortragen, angefangen hatte zu erklären: „Dies ist der Sternensplitter, ein Bewegungsmittel, das mir Meister Yen-Sid mit auf den Weg gegeben hat. Während der Reise, die ein paar Minuten dauern wird, haltet euch bitte daran fest und lasst auf keinen Fall los!“

„Was, aber …?“, wollten die beiden Auserwählten aufgrund der plötzlichen Abreise noch protestieren, da hatte Arc sich auch schon die Freiheit genommen, ihre Hände zu greifen und sie auf dem Kristall zu platzieren. Bevor Sora irgendetwas anderes tun konnte als ein sehr unintelligentes Gesicht aufzusetzen und sich reflexartig festzuhalten, wurde er auf einmal von einem strahlend hellen Licht geblendet und kniff die Augen zu. Doch selbst als er seine andere Hand vor die Augen nahm, um sie zu schützen, brannte die gleißende Strahlung in seinen Pupillen als würde er direkt in die Sonne sehen.

Doch so schnell wie die Helligkeit gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder, sodass der Schlüsselschwertschwinger blinzelte, um sich wieder an die normalen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Zu seiner Rechten befand sich Riku, der wohl ebenfalls leicht irritiert war, aber mehr Fassung bewahrt hatte als sein Freund. Vor ihnen stand immer noch Arc, die Augen geschlossen und offenbar stark konzentriert. War es wirklich so schwer diesen Sternensplitter zu lenken?

Der junge Schlüsselschwertträger schaute sich um. Offenbar befanden sie sich in einer schützenden Sphäre aus Licht und flogen mit Höchstgeschwindigkeit durch den Weltraum zwischen den Welten. Das war zwar nicht so angenehm wie sich im warmen Gumi-Jet in einem gepolsterten Sessel zu fläzen, aber er konnte nicht verleugnen, dass diese Methode weitaus schneller ging.

Ein paar Minuten verstrichen ohne, dass irgendjemand etwas sagte. Sora schwieg betreten und wartete, dass vielleicht jemand anderes mal ein Gespräch beginnen würde, Riku tat so als ginge ihn die ganze Situation überhaupt nichts an und Arc schien ohnehin nicht der Gesprächigste zu sein. Abermals machte sich eine für den aufgeweckten Jungen unerträgliche Wortlosigkeit breit.
Als er es schließlich nicht mehr aushalten konnte, räusperte er sich und versuchte möglichst subtil eine Unterhaltung zum Laufen zu bringen, ein Vorhaben bei dem er spektakulär auf die Nase fiel.
„Also Arc …“, begann der braunhaarige Stachelkopf, „… bist du schon lange Yen-Sids Schüler? Denn als ich das letzte Mal…“

„Nein“, kam die einsilbige Antwort, bevor er seine Frage richtig zu Ende stellen konnte. Offenbar war Arc nicht wirklich darauf aus, eine angeregte Konversation zu führen, doch Sora ließ sich nicht beirren und fuhr fort interessiert Fragen zu stellen: „Und wie lange bist du dann schon bei ihm?“
„Noch nicht so lange“, antwortete der junge Zauberer monoton und ohne die Augen zu öffnen. Offensichtlich brauchte er für das Lenken des Sternensplitters doch eine Menge geistiger Kraft, was für den Schlüsselschwertträger jedoch kein Grund war, aufzugeben und still zu sein.
„Woher …?“, setzte er gerade zu einer dritten Frage an, da wurde er jedoch durch ein plötzliches Stoppen ihres Fortbewegungsmittels unterbrochen. Verwirrt blickten er und Riku sich um, ob sie vielleicht irgendetwas gerammt hatte, da erhob Arc wieder seine Stimme: „Wir sind da!“


Yen-Sids Studierzimmer war der größte Raum in seinem mysteriösen Turm. Eine Tür führte hinunter in die Eingangshalle, eine zweite in den begehbaren Wandschrank, wo die drei Feen Flora, Fauna und Sonnenschein residierten. Das Zimmer selbst war ausstaffiert mit vielen Regalen auf denen sich unterschiedliche, uralte Bücher aneinanderreihten, viele, die sich mit den vergangenen Taten König Mickeys beschäftigten, als er noch unter dem ehemaligen Schlüsselschwertmeister gelernt hatte. Zwei Fenster, ein Mond- sowie ein Sternförmiges, gaben den Blick auf den weiten Nachthimmel frei, von dem die Sterne kühl und unnahbar herab funkelten.

Yen-Sid erwartete die beiden Neuankömmlinge bereits, wie immer hinter seinem hölzernen, breiten Tisch thronend, die Augen nachdenklich geschlossen und offenbar über hochkomplizierte Dinge sinnierend. Nachdem Arc die beiden zu Prüfenden hineingeführt hatte, verbeugte er sich kurz und zog sich wieder zurück, als sein Meister ihn mit einem Nicken die Erlaubnis dazu erteilt hatte. Eine Weile lang herrschte wieder Stille, da der Magier abermals die Augen geschlossen hatte und scheinbar seinen Gedanken nachhing, sodass Sora etwas unbehaglich zu Mute wurde. Warum mussten diese ganzen Zauberer auch immer so schweigsam sein? War es wirklich so schwer mal ein wenig Smalltalk zu führen?

Yen-Sid erhob jetzt seine sonore, angenehm tiefe Stimme: „Sora, Riku. Es ist schön euch beide jetzt in Zeiten der Not hier vorzufinden, auch wenn die Vergangenheit mich nicht daran zweifeln ließ. Dennoch kann ich euch nur mein Wohlwollen dafür aussprechen?“ Er erhob sich nun, die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den jungen Schlüsselträgern den Rücken zukehrend, da er sich jetzt dem Fenster zugewandt hatte, jedoch ohne seine Erklärungen zu beenden. „Der Pfad der vor euch liegt ist dunkel und gefährlich, weshalb es umso wichtiger ist, dass ihr einander vertraut und das Band, das eure Herzen eint, stärkt. Meister Xehanort verstand sich schon immer darauf, Zwietracht …“

„Meister Xehanort?“, fragte Sora überrascht und ohne sich dafür zu entschuldigen, den ehrenwerten Großmagier unterbrochen zu haben. Donald hatte zwar versucht es ihm einzubläuen, aber mit höfischen Verhaltensweisen hatte er es immer noch nicht so ganz. Viel mehr verwunderte ihn jedoch der Titel, den ihr Feind von Yen-Sid erhalten hatte. Seit wann war der verräterische Schüler von Ansem dem Weisen ein Meister gewesen?

Yen-Sid schien sich nicht daran zu stören, dass der Stachelkopf ihn unterbrochen hatte, viel mehr sprach er so weiter, als hätte die Pause überhaupt nicht stattgefunden. Allerdings ging er trotzdem auf die Frage ein: „Ja, Meister Xehanort. Ihr müsst wissen, der junge Mann, den ihr als Xehanort kennen gelernt habt, ist nicht der wahre Xehanort. Zumindest nicht vollständig …“

„Was?!“, rief Sora halb genervt halb verzweifelt aus und ließ resigniert den Kopf hängen. „Sind wir etwa wieder auf einen Betrüger reingefallen? Das ist zum Verrückt werden, zuerst ist Ansem nicht Ansem und jetzt ist Xehanort nicht Xehanort … Da kommt man ja überhaupt nicht mehr mit!“ Er hatte gerade ein unglaubliches Déjà-vu. Genauso verwirrt und frustriert hatte er sich auch gefühlt, als der König ihm damals eröffnet hatte, dass Ansem, der Sucher der Dunkelheit, gar nicht wirklich Ansem gewesen war. Warum mussten hier auch tausend Leute mit demselben Namen oder demselben Gesicht rumlaufen? Wer verlor da nicht den Überblick?

„Hey!“, meinte Riku und klopfte Sora aufmunternd auf die Schulter. „Lass den Meister doch erst mal ausreden bevor du dich aufregst.“

„Tatsächlich“, kommentierte jener nun, doch seine Stimme war weder streng noch gekränkt. Eher hörte Sora so etwas wie versteckte Belustigung heraus. Als er aufsah, nicht genau wissend ob er jetzt beleidigt sein oder auch Lachen sollte, merkte er, dass der Meister sich inzwischen wieder gesetzt hatte und ihm ein warmes Lächeln schenkte. Sora grinste instinktiv zurück, so wie immer. „Wie ich dir bereits am Anfang deiner zweiten Reise geraten habe: Nur nicht so hastig“, meinte Yen-Sid sanft, bevor er erneut mit seiner Exposition fortfuhr, sodass auch der Stachelkopf gespannt lauschte: „ Dieser Xehanort ist nämlich zu gleichen Teilen echt wie er unecht ist. Zur näheren Erläuterung: Meister Xehanort war einst ein Schlüsselschwertmeister, der ein großes Interesse für antike Legenden und für Eine ganz besonders besaß. Da er jedoch immer älter wurde und viele seiner rücksichtslosen Pläne deshalb nicht in die Tat würde umsetzen können, beschloss er sein Herz in einen jüngeren Köper zu transferieren und ihn als Medium zu benutzen, ähnlich wie es sein Herzloser auch bei dir versucht hat, Riku.“
Riku blickte gen Boden, den Blick von Schuldbewusstsein getrübt. Er hatte damals der Dunkelheit in seinem Herzen nachgegeben und obwohl ihm dies keiner mehr übel nahm, konnte er selbst sich immer noch nicht dafür verzeihen. Sora und Kairi versuchten stets ihn davon abzubringen, der Herzlose trug schließlich die Schuld, doch nie vermochten sie es den Schmerz ihres Freundes wirklich vollständig zu heilen.

Auch jetzt wollte der junge Mann eingreifen und seinem Freund Mut zusprechen, doch Yen-Sid nahm dies nun selbst in die Hand. „Ähnlich wie sein Herzloser, lockte Xehanort auch einen anderen jungen Schlüsselschwertträger namens Terra in die Dunkelheit und übernahm dessen Körper. Doch beide, Xehanort und Ansem, jener, der die Dunkelheit sucht, mussten sehr bald feststellen, dass ihre Opfer stärkere Herzen und Willen besaßen, als sie anfangs in ihrer überheblichen Arroganz gemutmaßt hatten. Denn beide kämpften gegen ihre Kontrolle“
Nun sah Yen-Sid Riku direkt an und der Silberhaarige konnte nicht lange dem ernsten Blick des alten Lehrmeisters ausweichen. Als er jedoch, fast schüchtern und voller Scham aufblickte, schwand die Strenge aus Yen-Sids Gesicht und stattdessen trat ein warmer, beinahe stolzer Zug in sein Gesicht. „Gräme dich nicht, Riku“, sagte er und seine Stimme war freundlicher und sanfter als Sora sie je gehört hatte. „Viele Männer und vor allem starke Männer konnten der Versuchung durch die Dunkelheit nicht widerstehen und noch mehr hat Xehanort in seinen zahlreichen Inkarnationen durch seine Worte vergiften und verlocken können. Selbst einer der dem Licht am verschriebensten Kämpfer ist letztlich der Finsternis an Heim gefallen. Doch du hast es aus eigener Kraft geschafft die Dunkelheit zu vertreiben und konntest deinem Freund dabei helfen, Ansem zu besiegen. Dies ist eine Leistung mit der sich nicht viele brüsken können und vielleicht solltest du dich ihrer öfter erinnern, wenn du an deine dunklen Tage zurückdenkst …“

„Meister …“
„Genau, Riku!“, mischte sich Sora jetzt aufgeregt ein und klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter. „Ohne dich hätten wir es niemals geschafft, die Tür zur Dunkelheit zu verschließen! Du bist genauso Held wie wir anderen!“
„Sora“, flüsterte der Silberhaarige und man hörte, obwohl der junge Mann sich versuchte gefasst zu zeigen, doch, dass es ihm sehr nahe ging. „Danke!“
„Keine Ursache!“, lachte Sora und schenkte Riku sein typisches ansteckendes Grinsen.

„Wie dem auch sei …“, fuhr Yen-Sid nun wieder so ruhig wie eh und je fort, wobei er die Aufmerksamkeit der beiden erneut auf sich zog, „… hat Terra es im Gegensatz zu Riku leider nicht geschafft. Zwar erreichte er, dass die Erinnerungen des alten Mannes tief in seinem Herzen versiegelt wurden, doch auch er selbst wurde dabei weggeschlossen. Kurz darauf fand Ansem der Weise einen bewusstlosen, jungen Mann vor den Stufen seines Schlosses, ein Mann ohne Erinnerungen an sein vorheriges Leben. Dies ist der Mann, den ihr bis dato als Xehanort zu kennen glaubtet.“

„Heißt das …“, begann Sora nun, sich fragend, ob er auch wirklich alles richtig verstanden hatte, „… dass zwei Personen in Xehanort drin sind? Erinnert er sich jetzt, nach seiner „Wiedergeburt“ wieder an beide?“

„Über das, was bei der Entstehung und Wiederzusammensetzung von Herzlosem und Niemand passiert, können wir nur Vermutungen anstellen“, holte der alte Meister aus und seine Miene verdüsterte sich voller Sorge. „Es steht jedoch zu befürchten, dass nun die versteckten Fragmente Meister Xehanorts wieder erwacht sind und die Kontrolle über Terras Körper zurückerhalten haben. Deshalb ist es umso wichtiger eine starke Allianz gegen ihn zu bilden. Ich habe den König bereits gebeten, Vorkehrungen zu treffen.“

Nachdenklich schloss er die Augen und strich sich über seinen langen grauen Bart. Sora wurde langsam ungeduldig. Wann kamen sie denn nun endlich zu dem eigentlichen Grund ihrer Anreise.
Fast als hätte er die Gedanken seines ungestümen Schülers gelesen, öffnete Yen-Sid die Augen und richtete seinen Blick auf Sora. „Kommen wir nun zur Meisterprüfung. Solltet ihr jenen Test bestehen, dürft ihr euch Schlüsselschwertmeister nennen und besitzt das Privileg einen Schüler zu unterrichten und ihn mit dem Ritus des Schlüsselschwerts auszuwählen.“

„Worin besteht unsere Aufgabe?“, fragte Riku angespannt, da er offenbar anders als Sora nicht locker in die Prüfung gehen konnte.

„Ihr habt bereits drei Reiche kennengelernt: Das Reich des Lichts, in dem wir gerade verweilen, das Reich des Zwielicht wie beispielsweise die Welt der Niemande und das Reich der Dunkelheit, wo ihr nach Xemnas‘ Niederlage gestrandet wart. Aber es gibt noch ein viertes Reich, das Reich der Träume. Dorthin verschlägt es alle beschädigten Herzen, die noch auf ihre Geburt aus dem Schlaf warten und nicht in das Reich des Lichts zurückkehren können. Eure Obliegenheit ist es, in ebenjenes Reich einzutauchen und dort das Schlüsselloch des Schlafes ausfindig zu machen.“

„Das Schlüsselloch … des Schlafes?“, wiederholte Sora ungläubig.

„Genau“, nickte Yen-Sid. „Doch dieses Schlüsselloch ist anders als jene, die ihr von euren Reisen her kennt. In jedem von uns liegt dieses Schlüsselloch und wenn wir tief genug in unsere Träume eintauchen, dann ist es bereit sich uns zu zeigen. Dies ist auch ein Grund, warum ihr im vierten Reich getrennt sein werdet …“

Sora riss entsetzt die Augen auf und auch Riku wirkte nicht sonderlich angetan von dieser Idee, doch Yen-Sid ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, sondern intonierte weiter: „Auf eurer Reise durch das Traumland werdet ihr viele euch bekannte und unbekannte Gestalten treffen, die euch entweder helfen oder Böses wollen. Auch Herzlose und Niemande haben Zugriff auf diese Welten, deshalb bleibt wachsam. Aber solange ihr zusammenhaltet und ein starkes Band eurer Herzen bewahrt, werdet ihr auch gegen die ältesten und dunkelsten Schatten der Vergangenheit antreten können“

Der alte Magier machte eine Kunstpause und Sora hatte das nicht abzuschüttelnde Gefühl, dass der Blick des Meisters auf ihm lag. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinunter und er fragte sich, was dort alles lauern könnte. Doch mit einem Blick auf Riku verstärkte sich sein Selbstvertrauen wieder. Es war wie Yen-Sid gesagt hatte, solange ihre Herzen ein starkes Band einte, könnte die Dunkelheit ihnen nichts anhaben.

Fast wie um das zu bestätigen, meinte der Mann noch einmal nachdrücklich: „Bei diesem Test gibt es weder Gewinner noch Verlierer, einzig Wahrheit, die sich auf einer Reise offenbaren.“ Danach verwies er mit einer ausladenden Geste auf die Tür, die in die Gemächer der Feen führte: „Fauna war so freundlich zwei Betten und einen Schlaftrunk vorzubereiten. Nehmt ihn zu euch, um mit der Prüfung zu beginnen.“


Nachdem Sora und Riku sein Studierzimmer verlassen hatten, stand der Magier nachdenklich am Fenster und blickte hinaus in den weiten Nachthimmel. Ein Klopfen an der Tür unterbrach die Stille, doch Yen-Sid drehte sich nicht einmal um, als er sagte: „Komm herein, Arc.“

Der junge Mann trat ein und schloss leise die Tür hinter sich. Danach trat er zögerlich einige Schritte in den Raum hinein, behielt aber einen Abstand zu dem älteren Herrn. „Ihr habt mich rufen lassen, Meister?“

„Ja“, antwortete Yen-Sid ruhig, weiterhin ohne sich umzudrehen. „Ich wollte mich erkundigen, ob du deine Entscheidung bereits getroffen hast.“

Eine kurze Zeit der Stille folgte, in der weder Arc noch der alte Mann etwas sagten, doch dann unterbrach der Lehrling die Tonlosigkeit mit einem leisen Seufzer. „Ohne unhöflich klingen zu wollen, Meister …“, erklärte er ruhig, aber deutlich, „… ich glaube keiner von den Beiden ist geeignet.“

Der Magier nickte: „Mit einer ähnlichen Antwort hatte ich gerechnet. Weder Riku noch Sora sind angebracht dich unter ihre Fittiche zu nehmen. Nicht umsonst hat dich Merlin zu mir geschickt. Du hast zwar großes Potential zum Schlüsselschwertkrieger, aber deine Stärke liegt immer noch in der Magie. Ein Grund, warum ich dir auch einen bereits ausgebildeten Schlüsselschwertmeister vorstellen wollte …“

Der Blick des alten Herrn verdüsterte sich. „Mickey, hoffentlich findest du sie bald. Gerade jetzt brauchen wir sie am nötigsten. Aber es wäre ein Wunder, nach all diesen Jahren in der Dunkelheit ..."

(c) crazyneko17

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