Shaded Hearts

Gestern habe ich nun endlich Ni no Kuni durchgespielt. Bevor ich ein Fazit zu dem Spiel posten wollte, musste ich doch erstmal eine Weile überlegen, was ich schreiben könnte. Und ich muss schon vorneweg sagen, all zu viel Gutes habe ich leider nicht zu Ni no Kuni zu sagen. Gerne hätte ich das Spiel lieber gemocht, doch es hat so viele kleine Schwächen, wenn man das aufsummiert bleibt für mich unterm Strich ein Spiel, welches viel Potenzial hatte, es aber verschenkte. Das Spiel ist zwar nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut, eher mittelmäßig.

Kritikpunkte:

- Verteidigung ist für Schwächlinge
Weise ich meine Party an zu verteidigen, dann tut sie dies maximal für ca. 2 Sekunden, danach laufen sie froh über das Kampfareal und müssen massig Schaden von den Spezialattacken der Gegnern einstecken. Wozu baut man eine Uhr ein, die anzeigt, wie lange das Kommando aktiv ist, wenn die Figuren dann sowieso tun, worauf sie Lust haben? Wenn ich sage, die sollen verteidigen, dann sollen sie dies bitte auch für die Dauer des Kommandos tun. So war es einfach nur frustrierend, weil man den Befehl gut timen musste. Wobei einige Gegner sich schön viel Zeit lassen, bis sie ihren Spezialangriff einsetzen, anderen aber sofort nachdem der Name der Attacke angezeigt wird loslegen. Frust hoch zehn, weil ich so ständig heilen musste und sich manche Bosskämpfe unnötig in die Länge gezogen haben.

- schlechte Gruppen KI
Esther und Sven ... warum seid ihr so schlau wie ein Brotkanten? Ernsthaft, wenn der Gegner das Gebiet mit Eis- oder Feuerstellen belegt, müsst ihr diese nicht extra für mich aus dem Weg schaffen, indem ihr hineinlauft. Ich kann super Slalomlaufen, wirklich.
Ernsthaft, wieso tun die das? Wenn die beiden wenigstens nur ab und zu mal in so eine "Falle" reinlaufen würden, dafür hätte ich noch Verständnis. Aber die laufen permanent in alles gefährliche rein, was sich auf dem Bildschirm befindet. Fiel mir gerade bei dem Wiederholungskampf gegen den Boss auf dem Vulkan auf.
Oder aber auch toll, wenn die beiden sich genau in die Attacke des Gegners stellen, damit sie auch schön getroffen werden. Ich meine, ist es zu viel verlangt, dass sie ab und zu mal ausweichen oder ihre Vertrauten bzw. sich selbst neu positionieren? Die kleben immer nur am Arsch des Gegners und werden von sämtlichen Attacken getroffen, die der im Repertoir hat.

- Abbruch durch Aktionen
Besonders ärgerlich ist es für mich, wenn der Einsatz von Items verhindert wird, weil der Gegner oder eines meiner Gruppenmitglieder eine Attacke einsetzt. Da möchte man gerade Esther oder Sven mit einem Item heilen und in dem Moment setzt irgendjemand auf dem Kampffeld einen Angriff ein (z. B. durch eine goldene Essenz) und schon wird der Einsatz des Items abgebrochen und ich muss das Item erneut auswählen. Wie oft mir schon dadurch jemand gestorben ist weiß ich schon gar nicht mehr. Es war sehr oft.
Oder aber man möchte eine Spezialattacke einsetzen, in dem Moment setzt der Gegner auf einmal eine Spezialattacke ein und die goldene Essenz hat man umsonst eingesammelt. Das macht mich rasend, wirklich.

- Wartezeiten und Timing
Ich habe in diesem Spiel wirklich ein scheiß Timing. Setze ich einen Zauber oder aber ein Item ein, so passiert es ganz oft, während Olli die Aktion vorbereitet/ausführt, dass der Gegner zu einer Spezialattacke ansetzt. Mit dem Verteidigen ist es dann meistens Essig, das schaffe ich zeitlich nicht mehr. Bis ich endlich wieder im "Auswahlmenü" agieren kann, hat der Gegner seine Attacke schon längst eingesetzt. Dadurch kam ich schon des Öfteren in Bedrängnis. Und es frustriert einfach nur, wenn man während des Einsatzes des Items ewig warten muss, bis man seine nächste Aktion ausführen kann. Ich möchte das Item schnell einsetzen und dann weiter mit meinen Angriffen fortfahren.
Und was mich gerade jetzt gegen Schluss tierisch genervt hat, weil es vorher gar nicht wirklich möglich war, Zauber, die die Verteidigung oder ähnliches steigern. Die sind natürlich praktisch, aber wieso kann ich nicht weiterlaufen, während man einen positiven Zauber auf mich legt? So ist Olli immer gezwungen zu warten, während der Gegner oftmals näher kommt und einem voll eine reinhaut. Gerade bei den letzten Bosskämpfen ist das nervig gewesen bzw. ist es das immer noch bei den Spezialbossen. Wenn ich schon gezwungen bin stehen zu bleiben, dann sollte das gleiche für den Gegner gelten. So ist es einfach nur scheiße unfair, vorallem wenn man versucht Abstand zwischen sich und dem Vieh zu bringen, damit man sich heilen kann.

- unnereichbare Essenzen
Gerade beim letzten Kampf in der Nimmerburg war das oft der Fall. Ich bin auf die Essenzen, gerade auf die für die MP angewiesen bzw. sammel diese immer ein. Und da flogen einfach so viele Kugeln genau vor den Gegner, aber außerhalb des Kampfareals, sodass ich diese nicht einsammeln konnte. Eben das gleiche Spiel beim Rückkampf gegen den Boss auf dem Vulkan, so viele goldene Essenzen, die ich nicht erreichen konnte. Hätte man nicht einen etwas stärkeren Magneten einbauen können, damit man solche Kugeln trotzdem bekommen kann? Wenn man ein oder zwei aus dem Bild fliegen, kann ich das wohl verkraften, auch wenn es trotzdem ärgerlich ist. Aber eben flogen so viele Essenzen dorthin, wo ich sie nicht bekommen konnte, es nervt.

- Auf der Suche nach dem Tiefgang
Generell kamen mir die Figuren sehr flach vor. Es gibt kaum eine Figur, von der man wirklich etwas erfahren hat. Ansätze hätte es genug gegeben.
Das gleiche so ziemlich mit Esther. Ich finde sie einfach so ... wo ist ihre Persönlichkeit und Vergangenheit? Ich möchte mehr über sie erfahren, doch bis auf die Tatsache, dass sie die Tochter des Weisen ist, erfährt man eigentlich nichts über sie.
Und wer oder was ist eigentlich Ollivers Vater? In meinen Gedanken sponn ich mir zusammen, dass Olliver sogesehen sein eigener Vater ist. Man bekommt darauf ja auch keine Antwort. :<

- verschenktes Potenzial
Ni no Kunis Story hätte so interessant sein können, vorallem weil man so viele interessante Ansätze eingebaut hat, diese aber nicht durchzog. Irgendwann kam mir die eigentliche Aufgabe, die Mutter zu retten, einfach so nebensächlich vor und die Story verlor für mich einfach an Reiz. Deshalb lag das Spiel dann auch eine Weile an der Seite, weil ich mich einfach nicht aufraffen konnte. Wirklich schade.
Vorallem hat es mich geärgert, dass man in der "realen Welt" eigentlich nichts zu tun hatte. Man ging dort nur hin, um einigen Monstern die Hintern zu versohlen und das war es dann schon fast. Wenn ich mich recht entsinne musste man wegen genau einer Nebenquest noch einmal dorthin, danach war aber Schicht im Schacht. Ich hätte gerne auch ein paar Aufgaben für die dortigen Bewohner erledigt. Wirklich schade.
Sehr gerne hätte ich auch mehr animierte Cutscenes gesehen. Die kann man leider an einer Hand abzählen. Aber viel lieber hätte ich mehr vertonte Szenen gehabt. Es ging mir wirklich sehr auf den Keks, dass ich ca. ab der Mitte eigentlich nur noch lesen musste. Nicht, dass ich etwas gegen viel Text hätte. Aber zu Beginn waren doch relativ viel vertonte Szenen zu sehen und zum Schluss fast gar keine mehr. Wenn es aus irgendeinem Grund nicht möglich war mehr Szenen zu vertonen, so hätte man die vertonten Szenen besser verteilen sollen. So fühle ich mich einfach nur etwas veralbert. Das Spiel ist in den ersten paar Stunden wirklich gut, nimmt dann aber immer mehr ab. Es kommt mir wirklich so vor, wie Pochama schon sagte. Man hat die ersten paar Stunden toll insziniert, weil das das ist, was die Tester anspielen. Was danach kommt interessiert die nicht wirklich.
Wirklich schade war auch das Recycling. Man kennt relativ früh doch schon so ziemlich jeden Schauplatz und muss immer wieder bereits aufgesuchte Orte besuchen um dort irgendetwas zu erledigen. Das war mir dann einfach zu langweilig und mir fehlte da die Abwechslung. Zudem war der Part mit dem Manna einfach nur grausig. Da kam es mir wirklich stark so vor, als wollte man das Spiel noch einmal künstlich strecken. Hätte man sich meiner Meinung nach getrost sparen können. Das Spiel zog sich so schon wie Kaugummi und ich hatte eigentlich keine Lust auf Zombies.

- Mehr Minispiele
Ich weiß nicht, ob das nur mir so geht. Aber für mich gehört zu einem RPG einfach einige lustige Minispiele. Ni no Kuni bietet mir da zu wenig, es gibt das Casino und die Salomonischen Spiele. Das Casino ist einfach nicht mein Fall, ich finde solche Minispiele blöd. Ich hätte einfach gerne ein Minispiel gehabt, wo man mehr tun muss, als die Tasten zu drücken oder irgendwie strategisch zu überlegen. Irgendein Minispiel, in dem man auch wirklich etwas tun kann, rumlaufen, hüpfen ... keine Ahnung. Irgendwas. Und da ich in dem Spiel eh genug kämpfen muss habe ich auch keine Lust auf die Salomonischen Spiele. :/

- Die "Bösen"


- Zauber, die kein Schwein braucht
Ich bin mir sehr sicher, dass ich den ein oder anderen Zauber bekommen habe, den ich nicht nutzen kann. Beispielsweise habe ich eigentlich einen Zauber bekommen, mit dem ich gefallene Mitglieder wiederbeleben kann. Doch dieser befindet sich nicht in meiner Liste. Wie ich von Gunni hörte sind das wohl Überbleibsel des DS-Spiels. Wenn man die Zauber nicht im PS3-Spiel nutzen kann, so sollte man diese entfernen. So verwirrt das nur. Und überhaupt ... wieso lerne ich keinen Zauber, mit dem ich Leute wiederbeleben kann? ; ___;
Oder aber man erhält Zauber, die man im Spiel genau ein einziges Mal benötigt und das auch nur im Rahmen der Story. Soetwas ist schade, hätte man sich da nicht ein oder zwei Nebenaufgaben oder irgendwelche Geheimnisse einfallen lassen können, bei denen man diesen Zauber auch braucht? Oder man hätte beispielsweise den Zauber "Giftiger Apfel" durch ein Alchemieitem ersetzen können.

- Unnötigster Unterstützer aller Zeiten
Zugegeben, ich mag Herr Tröpfchen. Aber in den Kämpfen ist er großteils einfach nur nutzlos. Er setzt seine Fähigkeit "Tränenschleier" so gut wie nie ein. Da hätte man ihn als Unterstützer gleich komplett aus den Kämpfen raushalten können. Er muss seinen Skill ja nun wirklich nicht stets und ständig einsetzen, aber öfter wäre doch wirklich hilfreich.

Zu guter Letzt noch ein paar positivie Dinge, auch wenn mir da leider nicht all zu viel einfällt.

Positives:

- Das Ende

- Die Nebenaufgaben
Ich habe mich viel lieber mit den Nebenaufgaben beschäftigt, als mit der Hauptstory. Warum genau weiß ich auch nicht, da sie großteils doch auch eher langweilig waren, weil man einfach von A nach B lief und dann wieder nach A. Vorallem mochte ich die wiederkehrenden Spezialgegner, beispielsweise die Magmadame aus der Qualmhöhle. Das ist eine liebe Idee gewesen. Aber es gab jedenfalls genug zu tun, ich bin auch immer noch nicht zu 100% durch mit den Nebenaufgaben.

- Lustige/kreative Namen
Ich mag die meisten Namen der Monster total gerne, sie sind großteils einfach witzig und originell. Beispielsweise Schnurke oder aber Mieser Spießer. Ich mag sowas.

- Der Magische Begleiter
Das ist mal eine "Spielhilfe" die mir gefällt. Vorallem das virtuelle Blättern spricht mich doch an. Das ist wirklich erfrischend und schön gestaltet ist es auch. Vorallem gefallen mir die Artworks von den Monstern, die sich beim Ranzoomen zu den Monstenr im Spiel verändern.
Kleiner Wermutstropfen ist aber, dass der Begleiter hätte ruhig etwas ausführlicher sein können, was die Monstersektion angeht. Mich interessieren bei Gegnern vorallem die Werte, also HP, Angriff, Abwehr etc. Schade, dass dort nur aufgeführt ist, was die Anfälligkeit, EXP und Gulden angeht. :/

Auch wenn viele Dinge meiner Mängelliste vielleicht eher Kleinigkeiten sind, so türmte sich das ganze doch für mich zu einem riesigen Berg auf, der meinen Spielspaß extrem dämpfte. Einige Dinge hätte ich sicherlich übersehen können, aber wenn es so viele Dinge gibt, die mich stören, bin ich dazu nicht bereit. Wie bereits gesagt ist Ni no Kuni nicht unbedingt ein schlechtes Spiel, aber es ist nicht DAS Spiel. Es ist wohl überhypt, weil Ghibli seine Finger im Spiel hat und die Tester eh nur die ersten paar wirklich guten Stunden angespielt haben.
Alles in allem kam mir das Spiel eher so vor, als wäre es storytechnisch für Kinder konzipiert. Fehlender Tiefgang, obwohl viel Potenzial dagewesen wäre und alles und jedem wird verziehen ohne Konsequenzen.
Ich hätte Ni no Kuni wirklich gerne wirklich gemocht, aber so ist es eher ein Spiel, das man spielen kann, aber nicht muss. Wenn ich so darüber nachdenke, wäre dies wohl auch so ziemlich mein einzigstes Spiel, welches ich guten Gewissens abgeben könnte, ohne befürchten zu müssen, dass ich es noch einmal spielen möchte. Natürlich aber erst, nachdem ich es zu 100% durchgespielt habe. Für mein Geld will ich dann doch alles erlebt haben, was in dem Spiel so möglich ist.

Und ganz zum Schluss noch eine Frage. Mir wurde nun schon des Öfteren gesagt, dass ich Zauber kombinieren soll ... Wie bzw. geht das überhaupt? Ich fand dazu nichts und habe keine Ahnung was man von mir möchte. Oder ist das einfach nur ein unnötiger Tipp nach dem Motto "setze erst Zauber A" und danach "Zauber B" ein? :/