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Roxas ~ Somewhere in Time

Am Ende des Buches „Another Report“ befindet sich eine kurze Geschichte, die den Namen „Roxas – Somewhere in Time“ trägt. Wir erfahren in ihr etwas über das Alltagsleben von Roxas und Axel während der Zeit, als Roxas noch Mitglied in der Organisation XIII war. Im Folgenden findet ihr eine deutsche Übersetzung der kompletten Novelle.

Uns liegen zwei Übersetzungen dieser Kurzgeschichte vor:

Roxas ~ Somewhere in Time

(übersetzt von Lunos)

— Somewhere in Time – Teil 1

Noch ein wenig matt wirkten seine Augen, als er sich in seinem Bett aufrichtete. Sein Blick durchstreifte langsam die trübe Welt, die ihn umgab. In seinen Träumen sah es fast genauso trübe und finster aus, sodass Roxas keinen wirklichen Unterschied zwischen den Bildern, die ihm in der Nacht begegneten, und diesem Schloss, das im Zwiespalt von Licht und Schatten schwebte, ausmachen konnte.

Schon seit einigen Tagen hatte er diese Träume. An sehr viel von dem, was in ihnen geschah, konnte er sich aber nicht mehr erinnern. Meistens waren sie lustig, aber sie schienen manchmal auch sehr schmerzhaft gewesen zu sein. Roxas wusste nur noch, dass er jeden Tag einen dieser Träume hatte. Auch waren die Erinnerungen an diesen Träumen so schwach, dass man sie nach ein paar anstrengenden Tagen wieder vergessen haben könnte.

Doch bei dem bloßen Auftreten dieser Träume sollte es nicht bleiben – sie raubten Roxas auch noch viele Stunden ruhigen Schlaf, sodass sein Geist am nächsten Morgen meist noch von Zerstreutheit beseelt war. Gerade wollte er sich aus seinem Bett erheben, da bemerkte er, dass sich jemand über sein Bett gelehnt hatte und mit seinem Gesicht fast sein eigenes berührte. Überstürzt richtete sich Roxas auf und die Köpfe der beiden krachten zusammen.

„Autsch!“

Der Rothaarige fasste sich ans Gesicht und sackte vor Schmerzen in sich zumsammen. Roxas seufzte und sagte:

„Das passiert, wenn du deine Nase in fremde Angelegenheiten steckst, Axel.“

„Hast du denn überhaupt kein Mitleid?“

Der rothaarige Mann, Axel, fluchte als er sich langsam wieder aufrichtete. Sein Blick wanderte nach unten zu Roxas, der immer noch auf seinem Bett saß.

„Warum sollte ich Mitleid haben? Es ist ja wohl deine Schuld, dass du gerade dann deinen Kopf über mein Bett lehnst, wenn ich am Aufwachen bin.“

„Spricht man so mit einem Freund, der gerade erst von einer langen Mission wiedergekommen ist?“

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dich jemals mein Freund genannt zu haben.“

Roxas stützte sich hoch und stieg aus seinem Bett, ohne Axel auch nur eines Blickes zu würdigen. Er wandte sich vom Rothaarigen ab und umhüllte seinen Körper anschließend mit einem schwarzen Mantel.

Axel hatte gesagt, wir seien „Freunde“. Aber eigentlich ist das – Freunde sein – etwas, was nur im Reich der Jemande geschieht. Es ist eine Bindung, die zwischen zwei Niemanden einfach nicht existieren kann, weil sie keine Herzen haben. Andererseits wusste Roxas nicht, wie er diese besondere Nähe zu Axel sonst hätte nennen sollen.. Nein.. Das zwischen Axel und ihm war viel stärker als die Beziehungen, die er mit den älteren Mitgliedern hatte. Wenn man es denn überhaupt „Beziehungen“ nennen kann.

„Also, was willst du hier?“

„Xemnas ruft“, antwortete Axel, der es sich inzwischen auf Roxas‘ Bett bequem gemacht hatte.

„Was ist mit Marluxia und den anderen?“

Als Roxas diese Frage stelle, ließ Axel den Kopf ein wenig hängen.

„Sind sie denn nicht mit dir zurückgekommen?“

Langsam schaute Axel wieder zu Roxas auf, der ihn fragend anstarrte. Diese Situation war Roxas unangenehm, er wandte seinen Blick ab.

Es war nun einige Monate her, als Axel auf eine Mission verschwunden war, die an einem Ort mit dem Namen „Schloss des Entfallens“ stattfinden sollte. Eine handvoll anderer Mitglieder der Organisation, angeführt von Marluxia, sind auch dorthin gegangen. In dem Irrgarten von weißen Räumen hat die Organisation Nachforschungen betrieben. Roxas hatte keinen blassen Schimmer, was dort für Nachfoschungen getätigt wurden, und er sollte es auch nicht erfahren. Könnte Axels Rückkehr bedeuten, dass etwas Schlimmes im Schloss des Entfallens passiert ist?

„Wie auch immer, wir sollen zu Xemnas gehen, nicht wahr?“

„Genau“, antwortete Axel gähnend und stand vom Bett auf.

Als Roxas es ihm gleichtat, legte Axel seine Hand auf Roxas Schulter.

„Wenn wir das erledigt haben, wie wäre es dann mit einem Eis in Twilight Town?“

„Das ist keine schlechte Idee.“

Der Blondhaarige schaute zum Mann, der jetzt dicht hinter ihm stand, auf und schenkte ihm ein Lächeln. Nein, ein wenig Eiscreme in dieser Stadt ist wirklich keine schlechte Idee.

— Somewhere in Time – Teil 2

Gebannt auf einem Stuhl aus weißem Marmor sitzend schenkte Roxas Xemnas‘ Worten aufmerksam Gehör. Er verkündete, dass fünf Mitglieder, Marluxia eingeschlossen, von dem Träger des Schlüsselschwerts ausgemerzt wurden.

„Also hat der Schlüsselschwertträger aufgehört …“

Xaldin verschränkte seine Arme.

„Der Verlust Naminés ist ein harter Schlag für uns. Wie gedenkst du, dafür Verantwortung zu übernehmen, Axel?“ fragte Saix fordernd.

„Ich bin im Angesicht der Niederlage hierher geflohen! Wie soll ich da für etwas verantwortlich gemacht werden?“ entgegnete Axel.

„Ja, schon gut. Vielleicht sollten wir nach der Meinung unseres eigenen Schlüsselschwertträgers fragen?“ sagte Xigbar mit einem Blick, der starr auf Roxas gerichtet war.

„Nun, ich.. “

„Er hat keine Ahnung. Schlüsselschwert.. der Schlüssel für alle Welten.“

Alles, was er wusste, war, dass er die gleiche Macht hatte wie er. Nicht mehr und nicht weniger. Er trat der Organisation bei, weil es keinen Ort gab, wo er sonst hingehen konnte. Auch war er sich nicht sicher, ob er überhaupt sein verlorenes Herz wiedererlangen wollte.

„Sora.“

Durch Xigbars grundlosen Ausruf wurde Roxas aufmerksam. Er blickte zu Xigbar hinauf.

Sora?

Er fühlte, dass er den Namen schon einmal gehört hatte.

„Was um alles in der Welt soll das sein?“, fragte Demyx.

„Haha.. Ich sehe schon, du weißt so gut wie gar nichts“, gluckste Xigbar.

Saix schnaubte, Axel runzelte die Stirn und Demyx neigte seinen Kopf etwas zur Seite. Luxord, Xaldin und Xemnas blieben regungslos.

Ihre Reaktionen waren besorgniserregend.

„Die Tatsache, dass der Schlüsselschwertträger in einen Schlaf versetzt wurde, ist ohne Bedeutung“, sagte Xemnas, um die Spannung, die durch Xigbars Worte ausgelöst wurde, wieder zu entschärfen. „Axel, du wirst mit Roxas nach Hollow Bastion gehen. Da scheint etwas in der Nähe des Schlüssellochs nicht in Ordnung zu sein.“

„Aber ich bin doch gerade erst wieder zurückgekommen!“ antwortete Axel entrüstet auf Xemnas Befehl.

„Das ist deine Strafe dafür, dass du Naminé entkommen lassen hast.“

Und fast zeitgleich mit dem Verstummen seiner Stimme verschwand Xemnas ganz aus dem weißen Raum.

Zwischen der Dunkelheit wandelten Axel und Roxas, um nach Hollow Bastion zu gelangen. Diese Fähigkeit, die Korridore der Dunkelheit zu betreten und sie zu benutzen, um an die verschiedensten Orte der Welten zu gelangen, war ebenfalls einzigartig für die Organisation XIII.

„Man… Ich brauch‘ eine Pause!“

Roxas schleppte sich geräuschlos hinter seinem gereizten Partner her.

Sora… Schlüsselschwert… Wie verwirrend…

„Wenn das hier vorbei ist, werden wir defintiv ein Eis essen gehen! Klar soweit?“

Axel machte eine Kehrtwende und sah Roxas an.

„… Sora.“

Als Axel hörte, wie Roxas diesen Namen aussprach, begann er sich Sorgen zu machen.

„Mach‘ dir nicht so viele Gedanken über das, was Xigbar gesagt hat.“

„Es ist nicht so, dass ich mir unbedingt darüber Gedanken machen will, aber.. es nervt mich…“, antwortete Roxas, der kurz zuvor seinen letzten Schritt gemacht hatte und stehengeblieben war.

„Axel.. Du weißt, wer Sora ist, nicht wahr?“

Axel wirkte für einen kurzen Moment beunruhigt und starrte dann Roxas an.

„Ich kenne ihn nicht.. Und selbst wenn ich ihn kennen würde, ich würde dir nichts von ihm erzählen.“

„Warum nicht?“

„… Weil du nichts über ihn wissen musst.“

Axel drehte sich weg vom Blondhaarigen. Es tat nicht Not, dass Roxas etwas über seine Verbindung mit Sora weiß… Nein, er wollte einfach nicht, dass Roxas es weiß..

Roxas, der besondere Niemand… und der Träger des Schlüsselschwerts.

Axel begann sich zu fragen, wie lange er Xemnas noch anlügen muss.

Und wie lange er es noch ertragen muss, Roxas ständig anlügen zu müssen.

„Axel!“

„Was denn?“

„Ich will es wissen.“

„Was willst du wissen?“

„… Ich weiß es nicht.“

Roxas sah erneut verwirrt aus.

Er hatte nichts. Er verstand rein gar nichts mehr. Und er war beunruhigt, weil anscheinend gerade etwas mit einem Teil von ihm selbst passierte, von dem er absolut nichts wusste.

„Warum existiert die Organisation XIII?“

„Um Herzen zu sammeln.“

Axel beantwortete Roxas‘ Frage so schnell, dass man glauben könnte, er hätte sich darauf schon vorher vorbereitet gehabt. Roxas blieb weiter stutzig.

„Hey, es gibt keinen Grund, über diese Art von Dingen nachzudenken… Lass uns lieber gehen. Uns erwarten zwei Portionen Eiscreme, wenn wir fertig sind.“

Axel legte eine Hand auf die Schulter seines Kameraden und schaute nach vorn‘.

Die Dunkelheit, die vor ihnen lag, offenbarte sich nach und nach als eine Welt – Hollow Bastion.

— Somewhere in Time – Teil 3

Hollow Bastion. Ein Schloss, das wie alles auf dieser Welt an der Zeit gefesselt ist und nach und nach in sich zusammen zu fallen droht. Auf den brüchigen Mauern dieser Ruine konnte man an jenem Tag zwei Schatten ausmachen, deren Besitzer auf dem Weg zum Herz dieser fast leblosen Welt waren.

„Ich frage mich, was hier wohl los ist.“

In diesem Moment änderte sich ganz plötzlich die Atmosphäre um den beiden Niemanden.

„… Herzlose.“

Zwei Schlüsselschwerter tauchten in Roxas‘ Händen auf. Gleich darauf wurde er von Herzlosen umringt, als wäre es wie ein Startsignal für die dunklen Geschöpfe gewesen.

„Wie langweilig…“

In roten Flammen beschwört auch Axel ein Chakram in jeweils eine Hand. Rücken an Rücken machen sich die beiden kampfbereit.

„Sag mir bitte nicht, dass unsere Mission darin besteht, diesen Haufen aus dem Weg zu schaffen?“

„Frag nicht mich!“

Während er ihm ein paar weitere Worte zusprach, setze Roxas zu einem kraftvollen Schwinger mit dem Schlüsselschwert an. Axel wirkte beeindruckt und pfeifte laut.

„Alles klar, Roxas!“

„Verschwende gefälligst nicht deinen Atem. Helf mir lieber!“

„Schon klar.“

Axel eifferte nach vorne und setzte zum Angriff an. In null Komma nichts hatten die beiden alle ihre Widersacher ausgeschaltet. Nun war das Schloss noch lebloser als zuvor, frei von jeglicher Existenz.

„Das könnte schon alles gewesen sein, was zu erledigen war…“

Als Axel seinen Kopf ein wenig neigte, konnte man ein Flügelschlagen über ihn ausmachen.

„Was war das denn?“

Roxas hob seinen Kopf und bemerkte einen einzelnen Vogelkäfig, der an der Decke hing. Anscheinend war das Flattergeräusch aus dieser Richtung gekommen.

„Sollen wir gehen?“

Axel antwortete auf Roxas‘ Frage, indem er seine Chakrams nach oben warf. Sie donnerten gegen den Käfig und brachten ihn zum fallen. Eine einzelne Krähe floh aus dem aufgebrochenen Gefängnis.

„Nun gut, wollen wir jetzt gehen?“

„.. Ja“, entgegnete ihm Roxas während er die Krähe noch ein Weilchen beobachtete, wie sie in die Ferne flog.

— Somewhere in Time – Teil 4

In den Straßen von Twilight Town hörte man des Öfteren auch noch gegen Sonnenuntergang Stimmen spielender Kinder. Darunter vermochte man oft Schritte zweier Niemande wahrnehmen, die sich mit jeweils einer Portion Meersalz-Eiscreme in der Hand auf dem Weg zum Bahnhof machten.

„Wir gehen dorthin, richtig?“

„Jap.“

Roxas leckte an seinem Eis.

„Hey, du fängst ja jetzt schon an zu essen“, beschwerte sich Axel.

Ein Ball rollte vor Roxas‘ Füße und kam dort zum stehen.

„Tut mir Leid!“, schrie ein Junge von weiter weg.

„Man, Hayner!“ rief ein Mädchen hinter dem Jungen, der anscheinend Hayner hieß. Hinter ihr stand noch ein anderer, etwas molligerer Junge.

Roxas hob den Ball auf und warf ihn zurück. Die drei dankten ihm, nahmen den Ball und liefen davon.

„… Sie scheinen in deinen Alter zu sein.“

„Was?“

Axel schaute weg.

„Ach nichts.“

Roxas schien für einen kurzen Moment etwas verwundert, bis er dann weiter ging. Er starrte auf einen Vogelschwarm, der vor ihm in den Himmel verschwand.

Das Schloss, in das sich die Organisation niedergelassen hatte, war wie ein Vogelkäfig. Er verbrachte die Tage so, als hätte er alles verloren und ihm wurde eine Rolle zugeteilt, von der er rein gar nichts wusste…

Ja… Mir wurde rein gar nichts gesagt.

Bin ich wirklich dafür bestimmt, hier zu sein?

„Steh‘ da doch nicht einfach rum. Setz dich hin.“

„Was? Oh ja, stimmt.“

Die beiden waren oben auf dem Glockenturm über dem Bahnhof angekommen. Von dort oben konnte man die ganze Stadt überblicken. Dieser Platz ist etwas Besonders für Roxas und Axel. Es ist der Ort, an dem sie zum ersten Mal zusammen Eiscreme gegessen hatten; an dem Tag, an dem sie sich das erste Mal getroffen hatten.

„Dein Eis schmilzt gleich.“

Roxas steckte schnell seine Portion Eis am Stiel in den Mund.

„Ich weiß echt nicht, was diese Mission überhaupt sollte..“

„Ja…“, warf Roxas geistesabwesend dazu.

„Ich frage mich, was das für eine Krähe war?“

„Ja…“

Mit nichts als kurzen, halbherzigen Antworten konfrontiert, ließ Axel ein Seufzer von sich.

„Sag mir jetzt bitte nicht, dass du dir immer noch Sorgen über das machst, was Xigbar gesagt hat?“

„Nicht wirklich…“

Ein Vogelschwarm flog durch ihr Blickfeld, als sich Roxas an seiner Nase rieb.

„Es muss echt Spaß machen, wenn man so fliegen könnte wie diese Vögel.“

„… Sieht ganz danach aus“, sagte Axel während er eine weitere Portion Eiscreme hervorholte.

„Ich frage mich, wie lange es wohl noch so bleibt wie jetzt…“

Axel schaute ihn besorgt an, als Roxas diese Worte aussprach. Er musste sich wohl so fühlen, wie man es nach all den Missionen, in denen er Tag aus Tag ein Herzlose bekämpfen musste, nicht anders erwarten konnte. Um die Wahrheit zu sagen, bestanden alle Missionen, die er aufgetragen bekommen hatte, bisher aus nichts anderem als dem Besiegen von Herzlosen. Aber das ließe sich nicht ändern. Roxas war etwas Besonderes, sowohl in den Augen der Organisation als auch in seinen eignen Augen. Genauso wie die Organisation Roxas nichts erzählen wollte, wollte auch Axel nicht zulassen, dass er die Wahrheit erfährt.

Oder verrate ich so Roxas?

„Vielleicht sollten wir nicht immer zusammen sein.“

„Was?“

Dieses Mal überraschten Axels plötzliche Worte Roxas, der ihn kurz darauf anstarrte.

„Hey, schau mich nicht so an.“

Axel drehte sich Roxas weg und biss ein Stück von seinem Eis ab. Roxas wusste nichts von seinem Dilemma. Und Axel wusste nichts von Roxas‘ Dilemma.

„… Wir sollten nicht immer zusammen sein.. huh.. „, sprach Roxas daraufhin.

„In meinem Gedächtnis soll es so viele Erinnerungen von unseren gemeinsamen Stunden wie möglich geben.“, warf Axel lachend in den Raum.

„Über was redest du da andauernd?“, fragte Roxas, der auch zu lachen begann.

Können Wesen ohne Herzen Erinnerungen in sich tragen?

„Naja, es ist nur…“

Es ist nur… Es ist nur, dass obwohl Axel kein Herz hatte, er etwas in seiner Brust fühlte, wenn er daran dachte, dass Roxas vielleicht weggehen könnte.

„Erinnerungen… huh…“, nuschelte Roxas zu sich selbst als er die Abendsonne beobachtete.

Neben ihm biss Axel ein Stück von seinem Eis ab. Auch er starrte verträumt den Sonnenuntergang entgegen.

ENDE

Roxas ~ Somewhere in Time

(übersetzt von Kohana)

Gerade aus dem Schlaf erwachend, breitete sich sein Blick in eine neblige Welt aus. Wenngleich er sich in seinen Träumen benommen und schwach fühle, spürte Roxas, dass in diesem Schloss in der “Zwischenwelt” kein großer Unterschied war.

Er hatte diese Träume schon seit mehreren Tagen, allerdings konnte er sich nicht an ihre genauen Inhalte erinnern. Er fühlte, dass sie spaßig und zugleich sehr schmerzvoll waren. Er erinnerte sich nur daran, dass er jede Nacht diesen Traum hatte. Auf der anderen Seite waren diese Erinnerungen jedoch so schwach, dass sie nach ein paar anstrengenden Tagen schon wieder vergessen sein könnten.

Diese Träume stahlen ihm den Schlaf und er fühlte sich geistesabwesend. Als er gerade aufstehen wollte, bemerkte er ein Gesicht neben ihm, welches ihn beobachtete. Roxas fuhr auf und sein Kopf stieß mit dem des Beobachters zusammen.

“Autsch!”

Der rothaarige Mann packte sein Gesicht und ging vor Schmerz in die Hocke. Roxas seufzte und sagte:

“Das passiert, wenn du deinen Kopf so plötzlich herstreckst, Axel.”

“Überhaupt keine Gnade?”

Der rothaarige Mann, Axel, jammerte vor sich hin, als er aufstand. Er sah auf Roxas hinab, welcher noch immer auf seinem Bett saß.

“Warum sollte ich gnädig sein? Du bist doch selbst Schuld, wenn du deinen Kopf an der falschen Stelle hast, während ich aufwache.”

“Ist das ein Grund, so mit einem Freund zu reden, der gerade erst von einer langen und anstrengenden Mission zurückgekommen ist?”

“Hm… ich wusste gar nicht, dass wir Freunde sind.”

Roxas stand aus dem Bett auf und um Axel zu ignorieren, kehrte er ihm den Rücken zu und zog seine schwarze Kutte an.

Axel sagte, sie seien ‘Freunde‘. Aber dies ist eigentlich nur eine Geste der Menschen. Eine derartige Verbindung kann unter Niemanden gar nicht existieren, denn sie haben kein Herz. Jedoch war sich Roxas nicht ganz sicher, wie er diese besondere Beziehung zu Axel nennen sollte. Axel… nein… diese Verbindung war einfach stärker, als die zu den anderen Mitgliedern.

“Also, was willst du hier?”

“Xemnas ruft.”, antwortete Axel, welcher nun auf Roxas’ Bett saß.

“Was ist mit Marluxia und den anderen?”

Als Roxas die Frage gestellt hatte, schüttelte Axel den Kopf.

“Kamen sie nicht mit dir zurück?”

Axel sah langsam zu Roxas hoch, welcher ihn immer noch fragend anstarrte. Letzterer fühlte sich schließlich unbehaglich und sah weg.

Es ist schon ein paar Monate her, seitdem Axel zu einem Ort namens Schloss des Entfallens beordert wurde. Einige weitere Mitglieder der Organisation, geführt von Marluxia, sind ebenfalls dort auf Mission gewesen. In den Verzweigungen von weißen Zimmern, hat die Organisation in diesem Schloss Nachforschungen angestellt. Wonach geforscht wurde, wusste Roxas jedoch nicht und dieses Wissen hatte er auch weiterhin nicht. Könnte Axel’s alleinige Rückkehr ein Zeichen dafür sein, dass etwas vorgefallen war?

“Also, wir sollen zu Xemnas?”

“Erfasst”, antwortete Axel als er aufstand und gähnte.

Roxas tat ihm dies gleich und bekam von Axel eine Hand auf die Schulter gelegt.

“Wenn wir das hinter uns haben, warum sollten wir dann nicht ein Eis in Twilight Town essen gehen?”

“Keine schlechte Idee.”

Roxas sah zu Axel auf und musste lächeln. Eis essen ist in dieser Stadt… gar nicht mal so übel.

*-*-*-*-*

Auf einem Marmorstuhl sitzend hörte Roxas Xemnas zu. Er schilderte, dass fünf Mitglieder – inklusive Marluxia – der Organisation von dem Schlüsselschwert-Träger vernichtet wurden.

“Also hat der Schlüsselschwert-Junge aufgehört…”

Xaldin verschränkte seine Arme vor der Brust.

“Naminé’s Verlust ist ein Schlag. Wie gedenkst du, dafür Verantwortung zu übernehmen, Axel?”, forderte Saix.

“Ich floh hierher zurück, am Rande einer Niederlage! Wie soll ich dafür die Verantwortung tragen?” erwiderte Axel.

“Ach, egal. Vielleicht sollten wir unseren eigenen Schlüsselschwert-Träger nach seiner Meinung fragen?”, sagte Xigbar, während er Roxas anstarrte.

“Also, ich…”

Er hatte keine Meinung. Schlüsselschwert… der Schlüssel zu allen Welten.

Alles, was er wusste, war, dass er die gleiche Kraft wie ‘er’ hatte, nicht mehr und nicht weniger. Er war in der Organisation, weil er nirgendwo sonst hätte hingehen können und er war sich nicht einmal mehr sicher, ob er sein verlorenes Herz je zurückerlangen möchte.

“Sora.”

Roxas fuhr bei Xigbar’s grundlosem Ausruf auf.

“Sora?”

Er fühlte, dass er diesen Namen schon mal gehört hatte.
“Wer zum Teufel ist das?”, fragte Demyx.

“Haha! Wie ich sehe, weißt du überhaupt nichts!”, gluckste Xigbar.

Saix schnaubte, Axel runzelte die Stirn und Demyx neigte den Kopf. Luxord, Xaldin und Xemnas blieben unberührt. Ihre unterschiedlichen Reaktionen waren lästig.

“Die Tatsache, dass der Schlüsselschwert-Träger in Schlaf gefallen ist, ist egal.”, sagte Xemnas und löste damit die Spannung von Xigbar’s Worten. “Axel, du begibst dich mit Roxas nach Hollow Bastion. Es scheint, als sei etwas am dortigen Schlüsselloch im Gange.”

“Aber ich bin doch gerade erst wieder zurückgekommen!”, rief Axel empört auf Xemnas’ Befehl aus.

“Das ist deine Strafe für die Flucht Naminé’s.”

Sobald er fertig gesprochen hatte, verschwand Xemnas.

*-*-*-*-*

In der Zwischendunkelheit gingen Axel und Roxas in Richtung Hollow Bastion. Die Fähigkeit, mit der Dunkelheit verbundene Korridore zu erschaffen, die überall und in jede Welt hinführen konnten, war eine Besonderheit der Organisation XIII.

“Mann… gönn‘ mir ‘ne Pause!”

Roxas trottete langsam und mit aufgesetzter Kapuze dem gereizten Axel hinterher.

“Sora… Schlüsselschwert… wie verwirrend…”

“Wenn wir das geschafft haben, holen wir uns definitiv ein Eis! Kannst du dir das merken?”

Axel machte auf seinem Absatz kehrt und sah Roxas an.

“… Sora.”

Als Roxas diesen Namen aussprach, fing Axel an zu schmollen.

“Mach dir keinen Kopf über Xigbar’s Gelaber.”

“Es ist ja nicht so, dass ich mir den Kopf darüber zerbreche… aber es nervt mich einfach…”, antwortete Roxas und stoppte.

“Axel, du kennst Sora… nicht wahr?”

Axel blickte einen Moment lang beunruhigt drein, starrte aber dann in Roxas’ Gesicht.

“Ich weiß es nicht. Und selbst wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen.”

“Warum?”

“… weil du es nicht zu wissen brauchst.”

Axel kehrte Roxas den Rücken. Es gab keinem Grund Roxas von der Verbindung zwischen ihm und Sora zu erzählen… Nein, er wollte nicht, dass er es weiß.
Roxas… der besondere Niemand… und der Schlüsselschwert-Träger…

Axel fragte sich, wie lange er Xemnas noch belügen müsste.

“Axel!”

“Was?”

“Ich will es wissen!”

“Was?”

“Ich… weiß nicht.”

Roxas sah Axel verwirrt an.

Er hatte nichts… er verstand nichts. Er fühlte sich unwohl, weil irgendwas mit einem Teil seiner Selbst geschah, von dem er nicht einmal wusste.

“Warum gibt es die Organisation?”

“Um Herzen zu sammeln.”

Axel antwortete auf die Frage so schnell, als ob er sich schon darauf vorbereitet hätte. Roxas war verblüfft.

“Hey, es gibt keinen Grund, über so etwas nachzudenken… Komm schon, wir holen uns beide ein Eis, wenn wir das hier hinter uns haben.”

Axel legte seine Hand auf Roxas’ Schulter, welcher voraus blickte.

Die Dunkelheit vor ihnen tat sich auf und verteilte sich in Hollow Bastion.

*-*-*-*-*

Roxas und Axel gingen durch das aus Ruinen bestehende Schloss.

“Ich frage mich, was es hier zu tun gibt?”

Genau in diesem Moment veränderte sich die Atmosphäre.

“… Herzlose.”

Zwei Schlüsselschwerter erschienen in Roxas’ Händen. Wie auf das Signal wartend, umzingelten ihn die Herzlosen.

“Wie langweilig…”

Die beiden standen sich nun Rücken an Rücken und Axel’s Chakrams tauchten in seinen Händen auf.

“Erzähl mir nicht, dass unsere Mission darin besteht, die paar Herzlose hier zu vernichten?”

“Frag mich nicht!”

In dem Moment, in dem Roxas antwortete, schwang er sein Schlüsselschwert. Axel schaute beeindruckt und pfiff.

“Alles klar, Roxas!”

“Verschwende nicht deinen Atem, sondern hilf mir lieber!”

“Ja, ja…”

Axel sprang nach vorne und kämpfte. In kürzester Zeit hatten die beiden alle Gegner beseitigt und im Schloss herrschte wieder totenstille.

“Hm… Das könnte sogar wirklich unsere Mission gewesen sein…”

Als Axel seinen Kopf schüttelte, bemerkte er ein Flattern über ihnen.

“Was ist das?”

Roxas streckte seinen Hals hoch und erkannte einen Vogelkäfig, welcher an der Decke hing. Es schien, als ob das Flattern von dort oben kam.

“Lassen wir es in Ruhe?”

Axel antwortete auf die Frage, in dem er einen Chakram hochwarf, der den Käfig herunterholte. Eine einzelne Krähe flog aus ihrem nun kaputten Gefängnis.

“Na dann, gehen wir?”

“… Ja.”, antwortete Roxas und starrte der Krähe hinterher, die soeben aus ihrem Käfig in die Ferne flog.

*-*-*-*-*

Die Sonne in Twilight Town ging schon unter und man hörte das Geräusch spielender Kinder. Mit einem Eis in der Hand gingen die beiden in Richtung Bahnhof.

“Wir gehen dort hin, oder?”

“Jo.”

Roxas knabberte an seinem Eis.

“Hey, hör auf, es jetzt schon zu essen.”, jammerte Axel.

Plötzlich rollte ein Ball vor Roxas’ Füße.

“’Tschuldigung!”, rief ein Junge.

“Verdammt, Hayner!”, beschwerte sich ein Mädchen, das hinter ihm zusammen mit einem etwas dickeren Jungen hinterher sprang.

Roxas hob den Ball auf und warf ihn dem Jungen zu. Die drei bedankten sich, nahmen den Ball und rannten davon.

“… sie scheinen in deinem Alter zu sein.”
“Was?”

Axel schaute weg.

“Ach, nichts.”

Roxas schaute einen Moment lang verwirrt zu Boden, bevor sie weitergingen. Dann fiel sein Blick auf eine Vogelschar, die über ihnen am Himmel vorbeizog.

Das Schloss, in dem die Organisation verweilte, fühlte sich wie ein Vogelkäfig an. Er verbrachte dort ratlos seine Tage und bekam eine Rolle, über die er nichts wusste.

Ja… ihm niemals etwas darüber erzählt wurde.

Bin ich wirklich hier, an dieser Stelle?

“Steh da nicht so rum. Setz dich.”

“Was? Ach, ja.”

Die beiden befanden sich bei der Turmuhr über dem Bahnhof. Von dort oben war es möglich über die ganze Stadt sehen zu können. Es war ein wichtiger Ort für Roxas und Axel – es war der Ort, an dem sie gemeinsam am ersten Tag, an dem sie sich trafen, ein Eis aßen.

“Dein Eis schmilzt.”

Roxas steckte hastig sein Eis in den Mund.

“Ich habe den Sinn der Mission irgendwie nicht ganz verstanden…”

“Ja…”, antwortete Roxas abwesend.

“Ich frage mich, was das für eine Krähe war?”

“Mhm…”

Angesichts der kurzen Antworten, die Axel erhielt, stieß er einen Seufzer aus.

“Sag nicht, dass du immer noch über Xigbar’s Gefasel nachdenkst?”

“Nicht wirklich…”

Als Roxas sich seine Nase rieb, flog erneut eine Schar Vögel vorbei.

“Es muss Spaß machen, so fliegen zu können.”

“… sieht so aus.”, brummte Axel und aß weiter an seinem Eis.

“Ich frage mich, wie lange wir noch so zusammen sein können…”

Als Roxas diese Worte aussprach, sah Axel ihn an. Roxas fühlte sich so, als sei alles was er zu tun habe, auf Missionen Herzlose zu vernichten. Um ehrlich zu sein, bei allen Missionen hatte er bis jetzt nur Herzlose zu vernichten. Wie auch immer, Axel dachte, dass dies sich nicht ändern ließe. Roxas war in den Augen der Organisation – und in seinen eigenen – etwas besonderes. Doch die Organisation wollte Roxas einfach nichts erklären.

Ist es dasselbe, wie Roxas zu verraten?

“Wir können nicht immer zusammen sein.”

“Was?”

Dieses mal waren es Axel’s Worte, die Roxas überraschten, so dass dieser ihn ansah.

“Hey, sieh mich nicht so an.”

Axel drehte sich von Roxas weg und biss von seinem Eis ab. Roxas kannte Axel’s Dilemma nicht. Axel kannte Roxas’ Dilemma nicht.

“… wir können nicht immer zusammen sein… hm…”, murmelte Roxas.

“Wir müssen viele Erinnerungen an uns behalten!”, lachte Axel.

“Wovon redest du eigentlich die ganze Zeit?”, fragte Roxas und lachte ebenfalls.

Können Wesen ohne Herz Erinnerungen haben?

“Nee… es ist nur…”

Es ist nur… es ist nur, dass selbst wenn Axel kein Herz hat, er etwas in seiner Brust fühlte, wenn er daran dachte, dass Roxas vielleicht weggehen muss.

“… Erinnerungen… hm…”, murmelte Roxas zu sich selbst und blickte auf die untergehende Sonne.

Neben ihm saß Axel, biss von seinem Eis ab und sah sich ebenfalls den Sonnenuntergang an.

Ende

Von Lunos
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